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Viele Kündigungen

Folge von Homeoffice und Homeschooling: Der KVV verliert Abonnenten

Die Fahrgäste im ÖPNV fehlen - und damit das Geld durch die Ticketverkäufe. Der Karlsruher Verkehrsverbund hat seit einem Jahr 13 Prozent seiner Abo-Kunden verloren.

eine leere Straßenbahn in Karlsruhe in der Corona-Pandemie.
Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) verzeichnet seit einem Jahr Einbußen bei den Einnahmen. Die Kunden kaufen deutlich weniger Einzeltickets. Foto: Rake Hora /BNN

Das übliche Gedränge zwischen den Sitzreihen hat sich gelegt. Zu den Stoßzeiten begegnen sich kaum noch Pendler oder Schüler in Bus und Bahn. Für viele von ihnen fällt die tägliche Fahrt seit Monaten aus.

Das ist nur einer der Gründe, das Fahrkarten-Abo zu kündigen. Andere fahren wieder mit dem Auto ins Büro oder sorgen sich um das Infektionsrisiko im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Innerhalb eines Jahres hat der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) 13,22 Prozent seiner Abonnenten verloren, sagt Sprecher Michael Krauth. Diese Entwicklung hinterlasse im Unternehmen auch finanziell ihre Spuren.

Feste Einnahmequelle für den Nahverkehr bricht in der Corona-Zeit zusätzlich weg

Die Pandemie schlägt sich in den Fahrgastzahlen nieder. Die Anlässe, ein Ticket für die Bahn zu kaufen, wurden weniger. Noch immer leidet der ÖPNV unter dem Lockdown.

Zu den Einbußen kommt nun der Verlust von Abonnements. Ein Pendler zahlt für seine Jahreskarte – gültig für drei Waben – beispielsweise 74 Euro im Monat. Die ScoolCard gibt es für knapp 500 im Jahr.

„Wir haben vermehrt Anfragen bekommen zu Kündigungen allgemein oder dem Fahrplan-Angebot“, blickt Krauth zurück. Er betont, dass ein Hygienekonzept in Bus und Bahn bestehe. Bis auf einige Nachtfahrten sei das Angebot uneingeschränkt nutzbar. Er bleibt optimistisch und vermutet, dass sich die Zahlen wieder stabilisieren, wenn sich auch das Infektionsgeschehen stabilisiere.

Das Jahr vor der Pandemie hat gezeigt, dass das Interesse am ÖPNV im Sinne des Klimaschutzes groß ist.
Michael Krauth, Sprecher des KVV

„Das Jahr vor der Pandemie hat gezeigt, dass das Interesse am ÖPNV im Sinne des Klimaschutzes groß ist“, so Krauth. Das sei nicht nur von Seiten der Politik, sondern auch von den Nutzern signalisiert worden. Man hoffe darauf, dass sich dieser Trend fortsetze.

Verband der Verkehrsunternehmen beobachtet die Entwicklung mit Sorge

Die Zahlen des KVV decken sich beinahe mit den Prognosen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Präsident Ingo Wortmann teilte zuletzt mit, dass bundesweit bei den Verkehrsunternehmen rund 15 Prozent der Abo-Kunden abgesprungen seien. Im ersten Lockdown lag der Verlust bei nur etwa fünf Prozent. Inzwischen nehme man eine Zunahme der Kündigungen wahr, so Wortmann.

Der VDV rechnet 2021 mit weiteren Einnahmeverlusten. 2020 lagen diese bundesweit bei den Verkehrsunternehmen bei rund 3,5 Milliarden Euro. Es brauche finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern, um den ÖPNV uneingeschränkt aufrecht zu erhalten.

Der VDV fordert einen zeitnahen Rettungsschirm, wie es ihn bereits Ende des Vorjahres gab.

Die Verhandlung dazu würden laufen, bestätigt Krauth im Namen des KVV. „Nach unserem aktuellen Kenntnisstand sind derzeit durch das Land Baden-Württemberg für den Zeitraum Januar bis Juni 2021 Ausgleiche in Höhe von 50 Prozent der Fahrgeldverluste im Vergleich zum Jahr 2019 zugesagt“, so der Sprecher.

ScoolCard wird nicht genutzt, Eltern fordern erneut Erstattung

Während die Politik über eine Finanzspritze für das Verkehrsunternehmen der Region diskutiert, meldeten sich Eltern zu Wort, deren Kinder derzeit keine Verwendung für ihre ScoolCard haben. Seit vier Monaten sind die meisten von ihnen im Homeschooling.

Anstatt einer Kündigung forderten die Gesamtelternbeiräte aus Bretten, Bruchsal, Ettlingen, Karlsruhe, Philippsburg, Rheinstetten und Stutensee vergangene Woche Schulträger und Landkreis auf, die Kosten für die nicht genutzten Tickets zu erstatten.

Dieselbe Bitte war im Mai 2020 erfolgreich. Damals stellte das Land Geld bereit, damit der KVV Beiträge für die Monate, in denen kein Präsenzunterricht stattfand, zurückzahlen konnte. Seit Ausbruch der Pandemie wurden insgesamt drei Monate finanziell erstattet, teilt Michael Krauth mit. Aktuell seien dem KVV keine weiteren Pläne diesbezüglich bekannt.

Die angeordneten Schulschließungen und die damit verbunden Kosten können nicht auf dem Rücken der Familien abgeladen werden.
Heiko Zahn, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Karlsruhe-Land

Die Kreistagsfraktion der CDU/Junge Liste sprach sich wiederholt dafür aus, den Eltern entgegenzukommen. Die FDP-Fraktion signalisierte ebenso ihre Unterstützung.

„Denn weiterhin bleibe ich auf dem Standpunkt, dass alle Familien mit schulpflichtigen Kindern während der Pandemie besonderen Belastungen und Herausforderungen ausgesetzt sind und waren“, so Heiko Zahn, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Karlsruhe-Land. „Die angeordneten Schulschließungen und die damit verbundenen Kosten können nicht auf dem Rücken der Familien abgeladen werden.“

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