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Hai-Live

Naturkundemuseum in Karlsruhe: Unterwasserkamera zeigt Haie und tropische Fische im Livestream

Eine Unterwasserkamera zeigt neuerdings Haie und tropische Fische im zentralen Riesenbecken des Karlsruher Naturkundemuseums. Die Echtzeit-Bilder sind in hoher Qualität und können künftig unfiltriert und im Livestream angeschaut werden.

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Ganz nah ist den Riffhaien Kalli und Karla die europaweit einzigartige Unterwasserkamera, die Vivariumschef Hannes Kirchhauser im größten lebenden Korallenriff Deutschlands platziert hat. Nun sendet sie Echtzeitbilder rund um die Uhr. Foto: jodo

Ein Plumps, und Vivariumsleiter Hannes Kirchhauser versinkt mit Technik für Zehntausende Euro im Wasser. Der Biologe Florian Raub, Datenmanager im Naturkundemuseum Karlsruhe, bleibt entspannt: Es läuft nach Plan. Nach sechs spannenden Tagen Probelauf filmt ab sofort eine Unterwasserkamera die Schwarzspitzen-Riffhaie Kalli und Karla und ihre regenbogenbunte Fischgesellschaft im zentralen Riesenaquarium.

Montags, mittwochs und freitags gleitet zeitweise sogar ein Taucher ins Bild. Dann wird Deutschlands größtes lebendes Korallenriff geputzt. Direktübertragungen aus Storchennestern und Falkenhorsten sind einfach im Vergleich zur Unterwasserinstallation des Naturkundemuseums am Friedrichsplatz.

Spezielle Technik kommt aus Australien

Erst ein Spezialist in Australien konnte Raub das Kamerasystem liefern, das nicht heißläuft, wenn es ununterbrochen ungefilterte Impressionen aus der Welt der Haie sendet. In Echtzeit sind sie ab Donnerstag, 19. Dezember, 10 Uhr, per Livestream zu sehen.

Nicht einmal nachts ist Sendepause – nur bleibt es in dem riesigen Becken dann dunkel. Auch die Fische brauchen Schlaf. Wer nicht genug bekommt vom Leben am Riff, kann einen digitalen Regler um bis zu 14 Stunden zurückschieben und beobachten, was sich vor dem Abschalten des künstlichen Sonnenlichts tat.

Ähnliches bietet sonst nur das weltberühmte Monterey Bay Aquarium in Kalifornien. Das Haus des Meeres in Wien erreicht nicht die Farbenpracht der Bilder aus Karlsruhe. Der Webstream aus dem Westflügel überträgt ein Südsee-Feuerwerk.

Handtellergroße Palettendoktorfische und spitzmäulige Gelbe Seebader bilden eine Parade. Fahnenbarsche leuchten in Orange und Rosarot. Hinter harmlosen Blaustreifen-Putzerlippfischen fächelt ein giftiger Blaupunkt-Rochen mit seinem Flossensaum über den Grund. Nachtblaue Rotzahn-Drückerfische mit „Vampirzähnchen“ und Mondsichel-Schwanzflosse, schwarz-weiß gemusterte Dreibinden-Preußenfische und ein silbrig glänzender Schwarm Füsiliere (Spitzname „Heringe“) kreuzen vor der Kamera.

Echtzeit-Bilder vom Leben am Riff

Und dann ziehen Kalli und Karla durchs Bild. Sie demonstrieren den Haihaut-Effekt, einen Klassiker der Bionik. Lebende Tiere mit raffinierten Lebensstrategien sind der Clou der Ausstellung „Form und Funktion – Vorbild Natur“.

Als Kirchhauser die Kamera positioniert, kommen die stromlinienförmigen Raubfische nah und näher. Das erstaunt ihn nicht: „Die sind neugierig.“ Hai Kalli ist gewachsen, seit er Mitte 2016 mit 86 Zentimetern Körperlänge eintraf, doch die 1,20 Meter lange Karla, die zu Jahresbeginn kam, übertrifft ihn klar.

Mit dem Körper erzeugt ein Hai enorme Wasserwirbel. In Rillen angeordnete Zähnchen auf der Haut der Unterwasserjäger verringern jedoch die turbulenten Strömungen und damit den Reibungswiderstand im Wasser. Je schneller der Hai, desto feiner die Rillen. Außen am Maxi-Bassin des Hai-Pärchens können Besucher ein Stück Haihaut betasten.

Rau wie Schmirgelpapier, wurde die Fischhaut früher tatsächlich so benutzt. Zur Jahrtausendwende entwickelten Techniker dann für Leistungsschwimmer wasserabweisende Anzüge mit „Zähnchen“-Aufdruck. 83 Prozent der Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney trugen diesen „Fastskin“-Anzug.

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