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Sonderausstellung „Von Sinnen“

Naturkundemuseum Karlsruhe bietet Führung für sehbehinderte Menschen an

Ein Kaninchen fühlt sich viel weicher an als ein Wildschwein. Diese Erfahrung können sehbehinderte Menschen im Naturkundemuseum Karlsruhe machen. Dort läuft aktuell eine Sonderausstellung, für die es auch besondere Führungen gibt.

Zwei Frauen und ein Junge stehen im Naturkundemuseum Karlsruhe an einem Tisch.
Im Naturkundemuseum gibt es eine Führung für Blinde und Sehbehinderte mit Astrid Lange (links), Mitgemacht haben Kerstin Peters und Jakob Bangert. Foto: Jörg Donecker

Sanft und vorsichtig gleiten die Finger von Kerstin Peters über das ausgestopfte Rehkitz. Aufmerksam betastet die 21-Jährige anschließend die Ohren. Museumspädagogin Astrid Lange führt am Sonntagnachmittag blinde sowie sehbehinderte Menschen durch die Sonderausstellung „Von Sinnen“.

Los geht es in einem gesonderten Raum, wo die kleine Gruppe an einem Tisch sitzend, ausgestopfte Tiere in Ruhe erspüren kann. Derweil erläutert Lange, wie wichtig das Fell für diese Säugetiere sei zur Orientierung und als Hilfe vor Feinden. „Das Kaninchen fühlt sich viel weicher an als das Wildschwein“, bemerkt die sieben Jahre alte Klara.

Sie nimmt gemeinsam mit ihrem sehbehinderten Bruder Jakob und ihrer Mutter an dieser spannenden Veranstaltung teil. Beim Maulwurf stellen alle schnell fest, dass er in jede Richtung gestreichelt werden kann, da das Fell keinen Strich hat, damit die Tiere auch in den engen unterirdischen Gängen rückwärts laufen können.

Leitsystem am Boden führt Besucher zu Vitrinen

Im Anschluss begeben sich die Teilnehmenden in die Sonderausstellung, die wirklich mit allen Sinnen zu erfahren ist und daher eben auch gehörlosen oder blinden Menschen ein echtes Erlebnis bietet. „Oh da steht ja etwas“, bemerkt der elfjährige Jakob aufmerksam und beginnt laut die Blindenschrift vorzulesen.

Den Stock kann er derweil an eine entsprechende Vorrichtung klemmen. Am Boden gibt es ein Leitsystem, das ihn problemlos an die nächste Vitrine führt. Hier heißt die Devise: ganz Ohr, denn Fledermäuse orientieren sich mit Echo.

Lange gibt den Teilnehmenden das Plastikmodell einer Fledermaus, damit sie die großen Flughäute spüren können und beschreibt, was in den Vitrinen zu sehen ist. Dann werden die hohen Töne vorgespielt, die eigentlich für menschliche Ohren nicht wahrnehmbar sind, doch ein „Fledermaus-Übersetzer“ macht sie hörbar. Kerstin berichtet, dass auch Blinde eine Art Echo-Orientierung nutzen, indem sie mit der Zunge schnalzen. Sie selbst erzählt, wie ihr Orientierung mittels der akustischen Reflexion des Stockes gelingt.

Auch Pflanzen können riechen

Anhand von Tastplatten können die unterschiedlich großen Ohren der Fledermäuse mit den Fingern erspürt werden. „Eigentlich sollten alle Ausstellungen so sein“, wünscht sich Eva Bangert und freut sich, dass ihre Kinder Jakob und Klara bei dieser Führung mit so viel Freude Neues entdecken können.

Schon hat ihr Sohn weitere Knöpfe gefunden, mithilfe derer er den Gesang der Kanarienvögel in langsamer Geschwindigkeit abspielen lassen kann. Nur so sind die vielen schnellen Töne der männlichen Vögel für Menschen wahrnehmbar. Auch der zwölfjährige Uxío, der nicht so gut auf Entfernung sehen kann und sehr lichtempfindlich ist, findet die Führung super spannend. Abschließend stellt Lange den Teilnehmenden noch Pflanzen vor, die riechen können.

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