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Konkurrenz vergrößert Angebot

Neuer E-Scooter-Anbieter und größeres Gebiet in Karlsruhe

Die Flotte der Leih-E-Scooter legt in Karlsruhe zum Sommer 2020 stark zu. Die neue Mobilitätsform weckt Hoffnung auf weniger Verkehrsprobleme in der Großstadt, bringt aber auch neue Konflikte.

In Karlsruhe gibt es inzwischen E-Scooter von zwei Anbietern.
IIn Karlsruhe wächst das Angebot von E-Scooter-Anbietern. Foto: Rake Hora

Türkisgrün, rosarot und weiß sind die Farben, mit denen E-Scooter der Anbieter Voi, Tier und inzwischen auch Bird in der Stadt auffallen. Viele Menschen leihen die Tretroller mit Mini-Elektromotor aus, fahren mühelos, abgasfrei und zügig ohne Stau und Parkplatzsorgen durch die Stadt.

Andere sehen nur Nachteile. Sie erschrecken vor dem lautlosen, schnellen und ungewohnten Elektroscooter oder erleben sie als Stolperfallen. Manche E-Scooter blockieren auch Fußgängern oder Radfahrern den Weg oder liegen tagelang im Grünen.

Bird kommt als dritter E-Scooter-Anbieter nach Karlsruhe

E-Scooter von Bird stehen jetzt regelmäßig auf der Südseite des Erhard-Boulevards vor den Glasfassaden der markanten Neubauzeile. Auch in der Innenstadt mischen sich nun Elektro-Leihroller dieses US-amerikanischen Unternehmens unter bisher schon bis zu 300 E-Scooter von Voi und Tier.

Parallel hat Tier seine E-Scooter-Flotte weit ausgedehnt. Der deutsche Anbieter tritt jetzt auch in Knielingen und Mühlburg im Westen der Stadt an.

Bis Durlach am östlichen Rand der ebenerdigen Stadtlage reicht das Gebiet, wo das schwedische Unternehmen Voi schon aktiv ist. Nordstadt, Nordweststadt und Grünwinkel sind abgedeckt – Neureut hingegen nicht.

Weiße Flecken bleiben auch südlich vom Hauptbahnhof. Damit entwickelt sich die E-Scooter-Landschaft in Karlsruhe so zügig wie vorhergesagt – trotz Corona-Krise. Voi ist als erster Anbieter erst seit Ende September 2019, neun Monate also, vor Ort – gestartet in der Innenstadt, Beiertheim, der Ost-, Süd- und Südweststadt.

Im Dezember 2019 folgte Tier, Ende Mai dann Bird als dritter Konkurrent. Weitere Anfragen hatte die Stadtplanerin Birke Bronner. Auf Nachfrage der BNN berichtet sie: „Ein Interessent stand vor dem coronabedingten Lockdown in den Startlöchern.“

Voi bietet in Karlsruhe Rabattprogramm für Vielfahrer an

Die Scooter von Tier auf ausgedehnter Fläche sind keine Eintagsfliegen. Das Angebot sei dauerhaft erweitert, die Nachfrage da, erklärt auf Anfrage der zuständige City-Manager Haris Matkovic: „Wir experimentieren nicht herum. Die Nutzer sollen sich darauf verlassen können, dass sie auch in sechs Monaten mit einem E-Scooter zur Arbeit kommen.“

Ein Zeichen für bestehenden Bedarf ist, wenn permanent E-Roller an der Grenze des Bediengebiets abgestellt werden. Daran orientiert sich auch Voi, sagt dessen Chef für Deutschland, Claus Unterkircher. Der Anbieter experimentiert aktuell mit Rabatten. Ein Voi-Pass startet jetzt in Berlin, Hamburg, München und Zürich, Karlsruhe ziehe gegebenenfalls nach, so Unterkircher. Ein Rabattprogramm für Vielfahrer aber laufe in Karlsruhe diese Woche an.

Ihren Zweck erfüllen nach Beobachtung der Stadtverwaltung die „E-Roller-Spielregeln“ für Anbieter. Sie erlauben pro Anbieter maximal 300 E-Scooter im Stadtkern und fünf Leih-Scooter pro einzelnem Standort. Für alle Anbieter sind gleiche Vorgaben verbindlich, etwa Abstellverbote.

Herumliegende Scooter werden eingesammelt

Falsch geparkte oder ins Gebüsch geworfene E-Scooter räumen die Anbieter auf, berichtet Birke Bronner. „Wenn man ein paar Tage lang daran vorbeifährt, fällt das natürlich negativ auf“, stellt sie fest – auch an sich selbst. Die Umwelt sei aber kaum in Gefahr: „Selbst wenn so ein E-Roller mal einen Monat lang in einem Bach liegen würde, passiert nichts.“

Nur notfalls greifen Polizei oder Ordnungsdienst der Stadt ein. Bisher reichte Aufräumen von Hand, sagt die Stadtplanerin. „Es hat sich ein bisschen eingegroovt“, beurteilt sie die Lage. Schließlich sei das Geschäft für alle neu – die Nutzer, die Anbieter, die Stadtverwaltung und die Stadtbewohner.

Am Wochenende fahren E-Scooter in Karlsruhe nur bis 23 Uhr

Geht mit E-Scootern etwas schief, dann eher, weil ein Unfall passiert. Um das Risiko in Nächten mit vielen Partygängern zu mindern, springen Leih-E-Scooter seit Oktober in Karlsruhe freitags und samstags ab 23 Uhr nicht mehr auf Neubuchungen an.

Das ist selten in Deutschland, in München aber ähnlich. Passé ist dagegen Karlsruhes anfängliche Maßgabe, dass Anbieter ihre Leih-Scooter über Nacht abräumen müssen. Das hätte weit mehr Transportkilometer erzeugt als Umplatzieren und Service allein. Flottenpflege funktioniert prinzipiell auch per Lastenrad, zumal E-Scooter inzwischen auch vor Ort frische Batterien bekommen.

Die Corona-Zwangspause hat verhindert, wie geplant Daten der ersten Monate mit E-Scooter-Leihflotte auszuwerten. Dafür dienen in Karlsruhe die Party-Nächte als Realitätstest, so die Stadtplanerin Bronner, um Kilometer, Nutzungszeit, Orte, Unfallzahlen und andere Auffälligkeiten an Wochentagen und Nächten mit und ohne Buchungsbeschränkung zu vergleichen. Aktuell will die FDP-Gemeinderatsfraktion wissen, wie die Dinge liegen.

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