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Endlich wieder volles Programm

Neuer Spielplan des Staatstheaters Karlsruhe: Mit großer Oper gegen Baulärm und Corona

Kaum lässt Corona nach, steht das Staatstheater Karlsruhe vor der Herausforderung, bei laufendem Umbau volles Programm zu bieten. Der Spielplan 2022/23 weist daher einige Besonderheiten auf.

leazar Rodriguez als Belfiore und Kammersängerin Ina Schlingensiepen als Arminda in Mozarts Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“, Staatstheater Karlsruhe, Premiere Sept 2021, Wiederaufnahme Saison 22/23.
Mit einem bunten Strauß an Programm umwirbt das Badische Staatstheater in der Saison 2022/23 sein Publikum - und hofft, dass dieses weniger abwartend reagiert als „Die Gärtnerin aus Liebe“, die in der gleichnamigen Mozart-Oper im April 2023 wieder aufgenommen wird. Foto: Felix Grünschloß

Es war nicht mehr zu hoffen gewesen. Aber nun soll er doch noch kommen: „Wozzeck“ ist angekündigt am Badischen Staatstheater Karlsruhe, für den 25. März 2023. Das wäre fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem ursprünglich angesetzten Premierentermin. Mit der ersten Operninszenierung des russischen Regisseurs Maxim Dedenko wollte das Karlsruher Haus im März 2020 ein starkes Signal setzen.

Die nächste Spielzeit wird eine große Herausforderung.
Uta-Christine Deppermann, Künstlerische Betriebsdirektorin am Staatstheater Karlsruhe

Dann kam Corona – und wenige Tage vor der geplanten Premiere der erste Lockdown. Der neue Anlauf für „Wozzeck“ erfolgt in einer Spielzeit, für die Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann bei der Spielplan-Vorstellung „eine große Herausforderung“ ankündigte und zugleich „ein vollwertiges Angebot für alle Abonnenten“ versprach. Dieses Versprechen könnte beim Blick auf die Liste der geplanten Premieren zunächst irritieren: Gerade mal 25 Titel listen die fünf Sparten Oper, Schauspiel, Ballett, Junges Staatstheater und Volkstheater auf.

Zum Vergleich: Im Programmbuch der laufenden Saison waren 32 Premieren vorgesehen, für die Saison 20/21 sogar 36. Genau das aber ist der Punkt: Durch die Pandemie sind in diesen Spielzeiten etliche Produktionen aufgelaufen, die bislang nur verspätet herausgebracht und nur einem kleinen Teil des Publikums gezeigt werden konnten. Daher wird es in der nächsten Saison insgesamt 44 Wiederaufnahmen geben – 21 davon allein im Schauspiel. Die ersten Saisonwochen werden ganz im Zeichen vieler Wiederaufnahmen stehen.

Denn wegen des Baulärms in der nun anstehenden Phase der Sanierung seien Bühnenproben im Großen Haus bis November nur abends möglich, so Deppermann. Die Folge: Die erste Opernpremiere der nächsten Spielzeit ist erst auf den 10. Dezember angesetzt, und insgesamt bietet das Musiktheater eine Neuproduktion weniger als üblich.

Oper: Fokus auf Erfolgsstücke

Die ausgewählten Titel allerdings haben das Potenzial, die Musiktheaterfreunde hierfür zu versöhnen. Neu ins Repertoire bringen Intendant Ulrich Peters und Operndirektorin Nicole Braunger neben „Wozzeck“ und der obligatorischen Händel-Oper („Ottone, Re di Germania“, 17. Februar 2023) noch Wagners „Fliegender Holländer“ (10. Dezember), Bizets unverwüstliche „Carmen“ (21. Januar) und Dvoráks lyrische „Rusalka“ (13. Mai 2023).

Last but not least inszeniert Peters selbst den Publikumsliebling „La Bohème“ von Puccini (24. Juni 2023). Zu den Wiederaufnahmen gehören außerdem noch Mozarts „Zauberflöte“ (29. Oktober) in der mittlerweile rund 25 Jahre alten Inszenierung von Ulrich Peters sowie die ebenfalls schon lang bewährte Inszenierung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ (26. November) durch Peters’ Vor-Vorgänger Achim Thorwald.

Ballett: Endlich „Maria Stuart“

Was „Wozzeck“ in der Oper ist, das ist im Ballett „Maria Stuart“: Diese Choreografie sollte eigentlich im April 2020 herauskommen als das erste große Handlungsballett, das Spartendirektorin Bridget Breiner eigens für Karlsruhe entwickelt hat. Nun soll es am 16. April 2023 soweit sein.

Zuvor kommt am 19. November eine Neufassung des Klassikers „Giselle“ durch David Dawson heraus. Als „einmaligen Crossover-Abend“ kündigt das Programmheft die Produktion „Jazz“ an (28. Mai), bei dem sich das Tanzensemble die Bühne mit dem Trompeter Thomas Siffling und dessen Band teilt.

Schauspiel: Neue Perspektiven

Das Schauspiel kündigt mit dem Erfolgsstück „Der Gott des Gemetzels“ (3. Dezember) und dem Projekt „House of Trouble – Das famose Leben der Geizigen“ Unterhaltung mit großem Vergnügen an, will aber auch den Blick für Perspektivwechsel schärfen. Gemäß ihrer bisherigen Maxime, weibliche Sichtweisen auf die Bühne zu bringen, erzählt Spartenchefin Anna Bergmann den frühen Tschechow-Stoff „Iwanow“ mit einer weiblichen Hauptfigur.

Service

www.staatstheater.karlsruhe.de

„Anna Iwanowna“ ist als erste Premiere für den 29. Oktober angekündigt. Zu den bekannten Titeln unter den geplanten Premieren gehören Brechts „Leben des Galilei“ (5. November), Strindbergs „Fräulein Julie“ (18. Dezember) sowie „Mephisto“ nach dem Roman von Klaus Mann (26. Mai 2023).

Familienstück im Konzerthaus

Mit Nele Tippelmann (Junges Staatstheater) und Nike-Marie Steinbach (Volkstheater) gibt es neue Leitungen für die zwei jüngsten Sparten des Hauses. Das beliebteste Format des Jungen Staatstheaters, das große Familienstück zur Adventszeit, ist allerdings ebenfalls von der Bausituation betroffen: Ab dem 8. Dezember werden die „Geschichten aus 1001 Nacht“ wiederaufgenommen – diesmal aber im Konzerthaus als Ausweichspielstätte.

Sinfoniekonzerte und Gala

Vier der acht Sinfoniekonzerte in der nächsten Saison wird Generalmusikdirektor Georg Fritzsch dirigieren und hierbei Werke von Mahler, Reger, Mozart, Strauss und Mussorgsky in den Mittelpunkt stellen. Zudem wird er die Gala „Schloss in Flammen“ am 9. Juli 2023 mit Feuerwerk und Illumination musikalisch leiten.

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