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Titelfeier gegen Gotha

Der Meistermacher: Volleys-Coach Antonio Bonelli als Baumeister der Karlsruher Erfolges

Seit drei Jahren trainiert Antonio Bonelli die Baden Volleys des SSC Karlsruhe. Nach zwei Vize-Titeln ist der Volleyball-Zweitligist nun erstmals Meister. Warum das auch ein Verdienst eines Konstanzer Grundschul-Rektors ist.

Jubel bei Trainer Antonio Bonelli (SSC).

GES/ Volleyball/ 2. Bundesliga-Sued: Baden Volleys SSC Karlsruhe - TG Mainz-Gonsenheim, 15.01.2022 --
Emotional und akribisch: Trainer Antonio Bonelli hat die Baden Volleys des SSC Karlsruhe in der Spitze der Zweiten Liga etabliert. Foto: Helge Prang/GES

Gewissermaßen hat sich Antonio Bonelli seinen ursprünglichen Berufswunsch doch noch erfüllt. „Ich wollte ja eigentlich immer Architekt werden“, sagt der Cheftrainer der Baden Volleys des SSC Karlsruhe. Dort ist er genau das: der Baumeister des Erfolges.

Gut möglich, dass Bonellis Hang zu Statistik und Taktik noch vom einstigen Berufsziel herrührt. Statt Entwürfe für Gebäude skizziert der gelernte Bauzeichner eben detailversessen Angriffsvarianten und Abwehr-Optionen. Co-Trainer und Scout Ercan Keskin kann Bonelli gar nicht genug Zahlen und Daten liefern.

Der akribische Arbeiter Bonelli hat die Volleyballer des SSC in seiner bislang dreijährigen Amtszeit jedenfalls auf ein konstantes Zweitliga-Topniveau gehoben. Nach zwei Vize-Titeln dominiert seine Mannschaft in dieser Runde die Konkurrenz klar. Der erste vergebene Meister-Matchball vor zwei Wochen in Freiburg war im 23. Spiel erst die dritte Niederlage.

Hammelburg „verwandelt“ für Karlsruhe zweiten Titel-Matchball

Den zweiten Matchball verwandelte nun die Konkurrenz: Durch die Niederlage des TV/DJK Hammelburg am Freitagabend ist den Volleys schon vor dem letzten Saison-Heimspiel an diesem Samstag (19 Uhr) gegen die Blue Volleys Gotha der Titel nicht mehr zu nehmen - die Meistersause kann also ohne Rücksicht auf das Sonntags-Spiel in Friedrichshafen steigen.

Dass Bonelli für den Trainer-Weg der geeignete Mann ist, das hat Diego Ronconi bereits erkannt, als er Bonelli einst bei der FT Freiburg in der Zweiten Liga trainierte. „Er war damals schon ein Spieler, der das Spiel wirklich gut erfasst hat“, sagt der heutige Abteilungsleiter und Leistungskoordinator der Volleys. Und: Libero Bonelli war ein Volleyball-Fanatiker – und ist es bis heute geblieben.

„Schuld“ daran hat Heinz Mayer, der Rektor der Gebhard-Grundschule in Konstanz, wo der im italienischen Benevento geborene Bonelli seit seinem dritten Lebensjahr aufwuchs. „Der war volleyballverrückt“, erinnert sich Bonelli. Nach ein paar Völkerballspielen wurden diejenigen rausgedeutet, die ganz gut werfen und fangen konnten.

„Da hieß es zu uns: Du, du und du – ihr fangt jetzt mit Volleyball an“, erzählt Bonelli. Statt Musikunterricht gab es fortan Extra-Einheiten Volleyball vom Rektor. „Ich kann bis heute keine Noten lesen“, sagt Bonelli. Die Musik spielt seither eben auf dem Volleyballfeld – und Bonellis Kompositionen haben Hit-Charakter.

Rädchen greifen ineinander bei den Baden Volleys

Bonelli hat beim SSC ein Team geformt, in dem die Rädchen bestens ineinandergreifen. „Toni weiß von jedem, was er erwarten kann. Und wir wissen, was er von uns will“, beschrieb Kapitän Jens Sandmeier mal das Erfolgsmodell. „Natürlich“, so sagt es Ronconi über Bonelli, „hat er einen großen Anteil an der Gesamtentwicklung.“

Die soll bekanntlich in die Erste Liga führen, vielleicht schon im nächsten Sommer. Jetzt käme der Sprung für den SSC zu früh. Selbstredend ist auch für Bonelli als Trainer die Erste Liga das große Ziel. Fixiert ist die Zusammenarbeit mit dem SSC noch bis nächstes Jahr. Derzeit hat der 43-Jährige eine halbe Stelle, kümmert sich abseits des Sportlichen auch um Marketing- und Sponsorenfragen.

Eine Richtung, die Bonelli nach seiner Bauzeichner-Ausbildung einschlug. Klar ist: Auf längere Sicht wird der bei Spielen temperamentvolle Coach mit einer halben Stelle nicht auskommen. „Das ist sicher keine Dauerlösung“, sagt der Coach, auch mit Blick auf die WG, die er mit seiner ebenfalls in Karlsruhe lebenden Schwester bildet.

Nach Volleyball-Meisterschaft: Mal wieder abschalten in Circello

Bonellis Eltern sind am Bodensee heimisch geworden, die Rest-Familie im Heimatdorf Circello im Landesinneren zwischen Neapel und Foggia zuhause. „Super idyllisch“, berichtet der Coach, der dort früher jede Sommerferien verbrachte – aber schon lange nicht mehr da war. „Jetzt, nach der Meisterschaft, wäre eine gute Gelegenheit, dort mal wieder hinzufahren“, sagt der Fan des italienischen Fußball-Rekordmeisters Juventus Turin: „Zwei Wochen Ruhe, ohne Volleyball, Instagram und allem.“

Ich habe den Jungs versprochen, ein Bier zu trinken.
Antonio Bonelli, Trainer Baden Volleys

Vorher muss Bonelli, der weder ein großer Wein- noch Bierliebhaber ist, aber noch ein Titel-Versprechen einlösen. „Ich habe den Jungs versprochen, ein Bier zu trinken“, erzählt er. Und vielleicht gönnt sich Antonio Bonelli dann daheim noch einen doppelten Baileys auf Eis auf sein Meister-Bauwerk mit den Baden Volleys.

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