Es hätte der schönste Tag ihres Lebens werden sollen und endete mit einer eiligen Nothochzeit im Garten hinter dem Haus. Der Pfarrer trug Mundschutz, das Brautpaar auch, statt Eheringen aus Gold gab es welche aus Gummi und die eilig im Supermarkt gekaufte Billigtorte hatte die Braut höchstselbst mit blauer Zuckerschrift verziert: „Corona Quarantine Wedding 2020“
Hochzeit in Vegas mit einem "echten Elvis"
Dani Brookover, geborene Weise aus Dettenheim, hatte sich die Hochzeit mit ihrem amerikanischen Verlobten Brandon beileibe anders vorgestellt. Zur Mai-Trauung in Las Vegas hätte ein „echter“ Elvis gesungen, bei der Party hinterher wären Freunde und Familie zusammen gekommen, um gleichzeitig Danis Start in ihr neues amerikanisches Leben zu feiern. Doch wie sagte schon John Lennon? „Leben ist das, was Dir zustößt, während Du gerade dabei bist, Pläne zu machen.“ In Danis Fall: ein Virus und ein Einreiseverbot.
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Einreiseverbot wegen Corona: Abflug in letzter Sekunde
Es ist Donnerstag, der 12. März. Bis zu Danis endgültigem Abschied aus Deutschland sind es noch zwei Wochen. Die Spedition ist engagiert, die Formalitäten erledigt. Der 38-Jährigen und ihren zwei Kindern bleiben noch zwei Wochen, um alles zu packen und sich von allen zu verabschieden. Da klingelt um 2 Uhr morgens das Telefon.
Im Halbschlaf versteht Dani kaum, was ihr Verlobter am anderen Ende der Leitung sagt: „Ihr müsst sofort los. Ich hab Euch die letzten Tickets für morgen 13 Uhr gesichert.“ Brandon hatte im Fernsehen die Pressekonferenz im Weißen Haus verfolgt und sofort gehandelt. Keine Sekunde zu früh. Als Dani und ihre Kinder Dylan (12) und Madison (11) knapp 36 Stunden nach dem Trump-Auftritt schon im amerikanischen Luftraum sind, tritt das Verbot in Kraft.
Hochzeit in Corona-Zeiten
Am Flughafen geht alles gut. Doch einmal in ihrem Haus in Lancaster, Pennsylvania, angekommen, wird klar, dass Dani und Brandon mit der Hochzeit nicht länger warten dürfen. Die Rathäuser, die die notwendigen Hochzeitslizenzen ausstellen, schließen nach und nach auf unbestimmte Zeit und Danis spezielles Verlobten-Visum verfällt nach 90 Tagen ohne Hochzeit. „Es blieb uns also gar nichts anderes übrig als den Pastor anzurufen und ihn zu bitten, uns zu trauen“, erzählt sie.
Im strengen Sicherheitsabstand von zwei Metern zum Paar, wird die Ehe formal geschlossen. Als frisch Eingereiste hatte Dani sich und ihren Kindern eine freiwillige Quarantäne von zwei Wochen auferlegt. An ein Fest ist nicht zu denken. „Stattdessen haben wir uns was vom Mexikaner kommen lassen und nur unter uns Vieren auf die Hochzeit angestoßen.“
Coronavirus vermiest die Verabschiedung
Die Quarantäne ist inzwischen vorbei. Dani, Brandon und die Kinder sind gesund. Das ist das Wichtigste. Inzwischen können sie über die verpatzte Hochzeit lachen. „Die große Party holen wir 2022 einfach nach“, sagt die Braut fröhlich.
Es ist eher der überhastete Abschied aus der Heimat, der ihr Probleme bereitet. „Ich dachte, wir hätten zum Verabschieden noch viel Zeit“, sagt sie. Zurück bleibt Danis Vater, der sich jetzt um den gesamten Hausstand seiner Tochter kümmern muss. Corona ließ Dani gerade genug Zeit, die wichtigsten Sachen für die drei Auswanderer in einen Koffer zu packen. Zu oberst natürlich das Hochzeitskleid.