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Dauerschau im Museum schließt

Pause für ganze Karlsruher Stadtgeschichte

Karlsruhes Kulturamt macht den radikalen Schnitt. Im Stadtmuseum wird die Dauerausstellung zur Karlsruher Geschichte ganz geschlossen. Sie wurde vor 20 Jahren erstellt und gilt als nicht mehr zeitgemäß, vor allem was das Design angeht. Wann die komplette Stadtgeschichte mit neuen Schwerpunkten wieder aufersteht, ist überhaupt nicht klar. Das künftige Konzept muss noch erarbeitet werden. Und die Räume im Prinz-Max-Palais benötigen eine Sanierung.

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Diese Original-Draisine gehört zu den wertvollsten Stücken im Stadtmuseum Karlsruhe. Noch kurze Zeit ist sie, wie die anderen Exponate im Prinz-Max-Palais, zu sehen. Die Dauerschau zur Stadtgeschiche gilt als nicht mehr attraktiv genug und schließt auf noch nicht absehbare Zeit. Foto: lie

Von weißen Wänden strecken sich große weiße Tafeln wie überdimensionale Flügel dem Besucher entgegen. Auf den Tafeln sind Zeichnungen und Aquarelle zu sehen und wenig Text. Auf einem Tischchen steht ein putziges Modell des alten Karlsruher Marktplatzes vor der Zeit Weinbrenners.

Eine Schmalseite des Museumsraums ist vor grüner Tapete mit Sofa, Spiegel und Nähtisch aus der Zeit um 1800 bestückt. Von der Decke hängt das eiserne Wirtshausschild des Schwarzen Adlers von Mühlburg. Ein ansprechender Gesamteindruck entsteht durch diese Anordnung nicht.

Im Karlsruher Stadtmuseum fehlen Inszenierungen

Der zweite Raum zur Karlsruher Stadtgeschichte im Prinz-Max-Palais (PMP) wirkt irgendwie bestückt und ziemlich schwer. Die Exponate locken heute kaum mit origineller Präsentation. Es fehlen Inszenierungen. Was kein Wunder ist: Das Basiskonzept für die Dauerausstellung zur Geschichte Karlsruhes wurde vor 20 Jahren erstellt. Seitdem hat sich die Museumspädagogik weiterentwickelt und das Ausstellungsdesign wurde viel lebendiger.

Ergänzungen gab es, aber wenig Flexibilität

„Mit den festen Tafeln war wenig Flexibilität möglich. Dennoch haben wir immer wieder neue Elemente mit hineingebracht“, sagt Museumsleiter Peter Pretsch. „Das wären beispielsweise die multimedialen ‚Stationen der Zukunft‘ zum Fußball, zum Indianerbrunnen oder zur Migration“, ergänzt Ernst Otto Bräunche, Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts für Archiv und Museen. Pretsch konnte im „Kulturhaus“ an der Karlstraße zwar für die jährlich rund 8000 Besucher – ohne Sonderausstellungen – bisweilen neue Objekt  integrieren oder hat umgestellt.

Ein neues Konzept muss her, sagt Kulturamtsleiterin Asche

Die Grundstruktur musste aber bleiben. Selbst solche hochkarätigen Stücke wie eine Original-Draisine oder der Bertha-Benz-Wagen stehen ohne ansprechende Umgebung einfach da. „Die ganze Ausstellung entspricht nicht mehr dem aktuellen Standard. Vieles muss anders gewichtet werden. Und die Museumstechnik genügt auch nicht mehr den Anforderungen. Das war uns schon einige Zeit klar. Deshalb muss ein neues Konzept her“, erklärt Kulturamtsleiterin Susanne Asche.

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Mit Modellen und übergroßen Tafeln an den Wänden wirkt dieser Raum des Stadtmuseums Karlsruhe nícht mehr zeitgemäß gestaltet. Deshalb schließt die Dauerausstellung. Ein neues Konzept ist aber noch nicht erarbeitet. Foto: lie

Um sich auf die moderne Neuausrichtung des Stadtmuseums konzentrieren zu können, macht Karlsruhe einen erstaunlichen, ja radikalen Schnitt. Die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte schließt. Sie entfällt vorerst ganz, geht ins Depot. Touristen und Einheimische werden nicht mehr durch die Historie der Fächerstadt im Prinz-Max-Palais schlendern können. (Wo sie ohnehin kurioserweise mittwochs vor verschlossenen Türen stehen, ebenso wie Interessenten fürs Museum Literatur am Oberrhein.)

Große Finissage

Wer also noch einmal alle derzeitigen stadtgeschichtlichen Exponate  anschauen will, sollte bis zum 14. April ins PMP gehen. An jenem Sonntag läuft von 14 bis 18 Uhr die große Finissage. Mit Kurzführungen von 14 bis 15 Uhr und mit einer Gesprächsrunde. Fachleute und Bürger können diskutieren, was ein modernes Stadtmuseums benötigt. Neben Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche und Peter Pretsch beteiligen sich: Jane Unger, Direktorin Stadtmuseum Halle, Matthias Bruhn, Hochschule für Gestaltung und Brigitte Heck vom Badischen Landesmuseum. „Einen bürgerschaftlichen Prozess haben wir bereits 2010 angestoßen und wollen ihn nun fortsetzen,“ meint Kulturamtsleiterin Asche.

Wann Räume renoviert werden, ist noch ungewiss

Die zu erarbeitende neue Präsentation kann aber erst nach umfassender Renovierung des Prinz-Max-Palais umgesetzt werden. Wann ist das Gebäude dran, wann steht Geld im Haushalt zur Verfügung um auch Heizung, Böden und Fahrstuhl auf Vordermann zu bringen? In zwei oder drei Jahren? Die Museumsleute wollen darüber nicht spekulieren.

Geschichte in Wechselschauen gibt es weiterhin

Immerhin gibt’s als Ersatz ab Herbst eine bleibende Ausstellung über die Weimarer Republik in Karlsruhe. Und die Wechselausstellungen werden im PMP fortgesetzt. Bevor Peter Pretsch in den Ruhestand geht, zeigt er Raritäten zur Fotografie in der Fächerstadt. Die kleinen Stadtgeschichten haben weiterhin Platz, wenn das große Ganze unbestimmt lange Pause macht

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