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Noch nicht überall erhältlich

Alternative zur App? Das sagen KVV-Kunden zum Selbstentwerter-Ticket

Der Widerstand der Öffentlichkeit nach der angekündigten Abschaffung der Stempelkarte beim KVV scheint sich gelohnt zu haben. Jetzt gibt es Selbstentwerter-Tickets. Aber die sind noch nicht überall erhältlich.

Symbolbilder Entwerter und Ticketautomaten
Das neue Ticket gibt es noch nicht an allen Automaten, aber sie sollen kommen. Senioren freut es, dass sie nicht mehr auf die App angewiesen sind. Sie bewerten das Vorgehen als kundenfreundlich., Foto: Rake Hora

Die Abschaffung der Stempelkarten durch den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) im Dezember 2021 sorgte für einen großen Aufschrei. Vor allem ältere Bürger waren verärgert, weil sie mit den Online-Angeboten nicht zurechtkamen. Als Reaktion führte der KVV im Mai Tickets zur Selbstentwertung ein. Seit dem 1. August 2022 können auch Tageskarten zur Selbstentwertung erworben werden.

Wir sprechen mit den Kunden, und ziehen eine Zwischenbilanz: Wie wird das Ticket angenommen?

„Die Tickets müssen mehr beworben werden“, sagt Frank Hörter, Vorsitzender der CDU Pfinztal. Vielen Leuten sei noch nicht bewusst, dass es diese Option gibt. Außerdem mangle es an Verkaufsstellen.

Selbstentwerter-Tickets des KVV sind noch nicht überall zu haben

Fritz Liebersbach, Vorsitzender des Seniorenrates Weingarten, sieht das ähnlich: „Es ist noch nicht flächendeckend in allen Gemeinden möglich, die Tickets zu erwerben“, bestätigt er. Daran würde aber bereits gearbeitet werden. Im Rahmen seiner Sprechstunden bietet der Ortsseniorenrat Weingarten künftig den Verkauf von Tickets an. Ab Oktober können Tagesfahrkarten für einen und zwei Erwachsene sowie Einzelfahrscheine für jeweils drei Waben erworben werden.

Der Unkenntnis und den geringen Verkaufsmöglichkeiten sei es allerdings geschuldet, dass sich noch keine klare Bilanz ziehen lässt, so Hörter. Seiner Einschätzung zufolge ist die Einstellung dem Ticket gegenüber jedoch positiv. „Man kann froh sein, dass das angeboten wird“, meint er. Auch Bernd Heß, Vorsitzender des Seniorenbeirats Stutensee, findet: „Es ist gut, dass es das gibt.“ Er nimmt an, dass die Reaktion der Bürger und Bürgerinnen auf das Ticket positiv ist, kann dazu aber noch nichts Genaueres sagen. Noch werde es nicht häufig genug genutzt.

Der Nutzen, den das Ticket für die Kunden hat, ist nach Hörter aber jetzt schon absehbar. Zuvor mussten die Fahrgäste ein datiertes Ticket vor Fahrtantritt am Automat kaufen. Das entfällt nun. „Es ist eine gute Sache, dass man das Ticket im Vorfeld kaufen kann“, sagt er. Er denkt dabei vor allem an die älteren Menschen und Gelegenheitsfahrer. „20 Prozent der Kunden fahren nur hin und wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die ist das Ticket auf jeden Fall vorteilhaft.“

Es ist eine gute Sache, dass man das Ticket im Vorfeld kaufen kann.
Frank Hörter, CDU-Vorsitzender in Pfinztal

So hebt Hörter positiv hervor, dass Stress und Hetze wegfallen. Gibt es bei den Bahn-Haltestellen keine Automaten, müssten sich Menschen, denen es schwerfällt, zu stehen, nicht am Automat in der Bahn anstellen. Sie könnten sich direkt nach Fahrtantritt einen Sitzplatz suchen. Wer es eilig hat, habe die Möglichkeit, ohne Umwege in Bus oder Bahn einzusteigen. Gerade bei Bussen sei das für Menschen mit Rollator oder Kinderwagen von Vorteil. Sie müssten beim Einstieg hinten nicht noch zum Fahrer vor.

Das Ticket ist außerdem eine sinnvolle Ergänzung zu den Online-Angeboten. Denn Hörter hält Homezone, den digitalen Tarif des KVV, nicht für kundenfreundlich. „Man findet sich in diesem Dschungel nicht zurecht. Es gibt keine niederschwelligen Angebote und man muss zehn Minuten drücken bis man den richtigen Tarif hat“, kritisiert er.

Bedarf nach günstigen, niederschwelligen Tickets ist vorhanden

Er sieht darin eine Verkaufsstrategie der Anbieter, um mehr Gewinn zu generieren. Im Gegensatz dazu ist die Einfachheit des 9-Euro-Tickets bei Hörter auf Begeisterung gestoßen: „Die Idee vom 9-Euro-Ticket war nicht schlecht“, findet er. Es bestehe weiterhin Bedarf nach attraktiven, niederschwelligen Tickets, bei denen jeder weiß, was er zahlen kann. Bei den Online-Angeboten sei noch Luft nach oben. Die Digitalisierung ist nach Hörter noch nicht zur Genüge ausgereift.

Auch Gerda Gfrörer, Vorsitzende des Seniorenbeirats Pfinztal, nimmt zu der Digitalisierung Stellung. „Für die Leute, die kein Internet haben, kommen die Online-Angebote natürlich nicht infrage“, merkt sie an. Sie hat ihre Tickets schon des Öfteren problemlos online gebucht. Es gebe aber auch viele ältere Menschen, denen die Nutzung der Online-Angebote zu umständlich ist, so Gfrörer. Undatierte Tickets sind also ein willkommenes Angebot für einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Bürger und Bürgerinnen.

„Einfacher wäre natürlich, man könnte die Karte einfach in den Entwerter stecken, aber das ist die Kompromisslösung“, sagt Hörter. Er ist froh, damals so intensiv für eine Alternative gekämpft zu haben, und begrüßt die Tickets zur Selbstentwertung sehr.

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