
Angelika Landrieux ist die Behindertenbeauftragte der Gemeinde Pfinztal. Seit 2020 übt sie die ehrenamtliche Tätigkeit aus. Sie bringt viel Erfahrung mit. Ihr „halbes Leben“ lang, berichtet die Pfinztalerin, habe sie sich im Sozialverband VdK engagiert.
Über ihre Arbeit als Behindertenbeauftragte unterhielt sich BNN-Mitarbeiter Klaus Müller mit der 74-Jährigen.
An was liegt es, dass – etwas provokant formuliert – behinderte Menschen oft durch den Rost der öffentlichen Wahrnehmung fallen?
LandrieuxIch denke, dass ist fast schon ein generelles Problem in unserer Gesellschaft. Anstatt mal genauer hinzuschauen, wird oftmals – aus welchen Gründen auch immer –weggeschaut. Und dann kostet es halt was, etwas für (behinderte) Menschen zu machen. Das bremst manchmal eigentlich gute Vorsätze aus.
Wie sind Sie zur Behindertenbeauftragten geworden?
LandrieuxIch habe im Amtsblatt gelesen, dass die Gemeinde eine Nachfolge für den damaligen Behindertenbeauftragten Karl-Heinz Pieper sucht. Daraufhin habe ich mich beworben. Durch die Arbeit beim VdK war mir die Thematik bekannt. Und aus eigenen Erfahrungen weiß ich um die Wichtigkeit der Arbeit eines
Wie sieht konkret Ihre Arbeit aus?
LandrieuxOftmals geht es um ganz praktische Sachen. Zum Beispiel braucht jemand einen Parkausweis, der ihn berechtigt, Behindertenparkplätze zu nutzen. Oder es geht um Erstanträge zur Feststellung einer Behinderung oder um sogenannte Verschlechterungsanträge.
Da scheint viel Bürokratie dahinter zu stecken?
LandrieuxDas kann man so sagen. Und es wird nicht weniger. Viele Betroffene sind damit überfordert. Da versuche ich zu helfen.
Welche Möglichkeiten gibt es, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen? Was bieten Sie an?
LandrieuxJeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr biete ich eine telefonische Sprechstunde an – unter der Nummer 0721 / 462 443; und jeden letzten Montag eines Monats eine direkte Sprechstunde von 10 bis 12 Uhr im Haus der Begegnungen (Söllingen). Per E-Mail bin ich unter behindertenbeauftragte@pfinztal.de zu erreichen. Außerdem, und das ist mir ganz wichtig, gehe ich auf die Leute zu. Das ergibt sich immer wieder im Alltag.
Wird Ihre Arbeit von der Gemeinde, der Gemeindeverwaltung, ernst genommen? Werden Sie unterstützt?
LandrieuxDoch, ich meine schon, dass mich die Gemeinde, meine Arbeit ernst nimmt – und unterstützt. Wenn es um Projekte zum Thema Barrierefreiheit geht, werde ich angehört. Ich sehe meine Arbeit vor allem als eine Schnittstelle zwischen den Verwaltungen und Betroffenen, die vielleicht nicht wissen, an wen sie sich mit ihrem Anliegen wenden können.
Das mag funktionieren. Aber man muss jetzt kein Experte in Sachen Barrierefreiheit sein, um zu sehen, dass da in Pfinztal noch viel passieren muss. Wie sehen Sie das?
LandrieuxJa, das stimmt. In vielen Bereichen sucht man Barrierefreiheit vergebens. Ich denke da an Haltestellen oder an Fußgängerampeln. Oder nehmen sie nur mal den Wohnungsmarkt. Behindertengerechte Wohnungen werden, wenn überhaupt, ganz selten angeboten. Oder die Probleme für Rollstuhlfahrer und Blinde, die sich teilweise auf Wege mit Kopfsteinpflaster begeben müssen. Es fehlt auch vielerorts an Leitsysteme für blinde Menschen. Ich habe auch die Diskussion um ein Parkraumkonzept verfolgt. Schauen sie sich doch mal die teilweise zugeparkten Straßen an. Da gibt es für Fußgänger, egal ob mit oder ohne Behinderung, an vielen Stellen kaum ein Durchkommen.
Kurzum: Wie es aussieht, wird Ihnen in absehbarer Zeit nicht die Arbeit ausgehen?
LandrieuxGanz sicher nicht. Noch eins. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass von Behinderungen nur ältere Menschen betroffen sind. Das kann auch junge Menschen treffen. Und für die bin ich natürlich genauso da.