Die ersten Frühjahrsblüher stehen kurz vor ihrer Entfaltung. Das ist das Signal für jedes Bienenvolk. Spätestens mit der Kirschblüte geht es für sie so richtig ans Arbeiten.
Das ist der Zeitpunkt, an dem sie erstmals wieder richtig erfolgreich auf Nektar- und Pollenjagd gehen können. Frühblüher wie Weidenkätzchen nehmen sie besonders gern an und sind deshalb in allen Vorgärten bei den Imkern gern gesehen.
Bleibt das Ausfliegen aus dem Stock ungewöhnlich lange aus, „dann wird jeder echte Imker unruhig“, beschreiben Simone Zäpfel und Holger Gebert ihren ungeduldigen Gemütszustand im Frühjahr. Wenn das Volk dann aber aktiv wird, „dann setzt sich jeder echte Imker neben seinen Stock und hört sich das Brummen an“. Das sei des Imkers höchstes Glück, sagt das Söllinger Ehepaar.
Bienen halten sich im Winter gegenseitig warm
Das ist dann das Ende einer langen Ruhepause. Denn der Winter ist keine einfache Zeit für die Bienen. Doch sie haben Strategien entwickelt, um gut über die kalte Jahreszeit hinwegzukommen. „Gruppenkuscheln“, so nennt die Pfinztaler Imkerin Simone Zäpfel die Strategie.
Die Bienen bilden in ihrem Stock eine Kugel, in deren Mitte die Königin immer schön warm gehalten wird. So halten sie bis zu minus 18 Grad aus, weiß die Imkerin. Mit ihrem Mann zusammen hat sie zwölf Völker im Söllinger Gewann „Hoderter“ in der Nähe des Naturfreundehauses hoch über den Dächern von Söllingen stehen.
„Ich bin die treibende Kraft“, sagt Simone Zäpfel. Ihr Mann Holger Gebert nickt bestätigend: „Sie hat damit angefangen.“ „Mein Mann hat mir keine Hühner erlaubt, da habe ich Bienen genommen“, scherzt sie. Dies, obwohl sie allergische Reaktionen zeigt bei den Stichen, die für einen Imker mehr oder weniger unvermeidlich sind. Begeistert für die Bienen ist sie keineswegs wegen ihres Produkts, wie man vermuten könnte.
Honig haben wir anfangs eigentlich nicht gern gegessen.Simone Zäpfel, Imkerin aus Pfinztal
„Honig haben wir anfangs eigentlich nicht gern gegessen“, gesteht die Imkerin. Das Bienensterben und der Rückgang in der Imkerei waren es, was sie vor sieben Jahren dazu angetrieben hat, in dieses Hobby einzusteigen. Denn Bienen sind fast für die gesamte regionale Lebensmittelproduktion unverzichtbar. „Ich will regionales Obst und nicht solches aus Afrika“, sagt Simone Zäpfel. Mit ihren Bienen will sie dazu beitragen, dass das klappt. Mit dem Bestäuben der Blüten schaffen sie die Voraussetzungen dafür.
Söllinger Imker arbeiten auch im Winter
Gegen Ende des Winters hat sich das Ehepaar den vorbereitenden Arbeiten für das Frühjahr gewidmet. Denn an den Bienenkästen, die Imker nennen sie Beute, sind in der ruhigen Zeit vielfältige Arbeiten zu verrichten.
Reinigen und Desinfizieren stehen im Vordergrund. Wachsreste werden mit einem speziellen Instrument, dem sogenannten Stockmeißel, von den Zargen entfernt, aus denen sich der Bienenstock zusammensetzt. Mit einem Gasbrenner werden die Kästen überdies ausgeflammt. Bis zu vier Zargen können übereinander gestapelt werden für ein Volk von bis zu 50.000 bis 60 000 Bienen.
Das Wachs ist andererseits für die Bienen der Rohstoff, aus dem das Volk erst wachsen kann. Ihn „schwitzen“ sie unter ihren Bauchschuppen aus. Vorgekaut werden aus diesem Wachs die Mittelwände in den einzelnen Zargen geformt, auf denen die Bienen ihre Waben für Vorratshaltung und Brutpflege aufbauen.
Das Wachs für die Bienen kommt aus Eigenanbau
In Söllingen müssen sie sich dafür nicht so schwer tun. Holger Gebert, Vorsitzender des in Grötzingen, Pfinztal, Weingarten und den Karlsruher Bergdörfer aktiven Imkervereins Unterpfinzgau, hat sich für seine kleinen Lieblinge eine vereinseigene sogenannte Mittelwandgießform zugelegt. Beim Wachs will er nämlich absolut autark sein. „Unser Wachs muss aus unserem eigenen Stock kommen“, ist er sich mit seiner Frau einig.
Die Wachsplatten Marke Eigenbau hängt er an Rähmchen in die Zargen, von denen aus das Volk sich entwickelt. So wird ständig ein eigener Wachskreislauf gewährleistet. Übriges Wachs kommt in den Verkauf. Es hat seinen stattlichen Preis. Bis zu 25 Euro können sie erhalten für ein Kilogramm, aus dem man die beliebten Kerzen formen kann.
Ab dem Frühherbst gilt es, dem Volk zuzufüttern. Schließlich hat ihm der Imker im Juli den für die eigene Bevorratung vorgesehenen Honig „geklaut“. Bis zu 20 Kilogramm in Wasser aufgelösten Zucker braucht ein kräftiges Volk. Daraus baut es den dringend notwendigen Vorrat auf.
Die Vorräte kontrolliert der Imker jetzt im Frühjahr regelmäßig, allerdings nur bei geeigneten Temperaturen. Bei extremer Kälte wird der Stock nicht geöffnet, denn das Volk braucht sonst mehrere Tage, um wieder die richtige „Betriebstemperatur“ im Stock aufzubauen.