
Saatkrähen sind durch die EU geschützt, und der Naturschutzbund hebt die Vorzüge dieser Spezies als Vertilger zahlreicher Schädlinge hervor. Demgegenüber stehen immense Schäden auf den Feldern und beträchtliche Ernteausfälle. Ganz unterschiedlich bewerten die Landwirte nördlich von Karlsruhe daher auch die Lage.
„Das ist ein großes Problem, dem wir machtlos gegenüberstehen“, findet Hanna Stegili vom Gut Werrabronn bei Weingarten: Die Krähen fressen frisch gesetzte Maiskeime, berichtet Stegili.
Die frische Saat wird damit direkt dezimiert. Auf ihren Feldern halten sich die Schäden mit bis zu 30 Prozent noch in Grenzen, sagt die Landwirtin. Sie weiß aber auch von anderen Landwirten, die teilweise Totalausfälle zu beklagen haben.
Weniger belastet sind Walter Dörflinger, landwirtschaftlicher Lohnunternehmer aus Stutensee-Blankenloch, und Hartmut Hötzel, Nebenerwerbslandwirt aus Eggenstein. „Ich baue weniger Winterweizen an und habe deshalb auch weniger Schaden“, sagt Hötzel, der seinen Zuckermais ohnehin mit Folie abdeckt. Problematischer seien spät eingesäte Winter- und Sonderkulturen – und vor allem Mais. „Mein Getreide und Grünland bieten weniger Schadenspotenzial“, so Dörflinger.
Man sieht sie schon, sie jagen sogar kleines Niederwild.Ulrich Ratzel, Landwirt
Ähnlich sieht es der Linkenheimer Landwirt Ulrich Ratzel, der viel Weizen, Roggen und Lupinen anbaut und lediglich beim Mais ab und an Einbußen durch Krähen zu verzeichnen hat. Er stellt aber auch fest: „Man sieht sie schon, sie jagen sogar kleines Niederwild.“
Auf einem Aussiedlerhof östlich von Liedolsheim bestellt Sigurd Zimmermann 30 Hektar Ackerland. „Krähen sind eine Plage, und von Jahr zu Jahr werden es immer mehr“, beklagt sich der rüstige Rentner und erzählt von einem Nachbarn, bei dem im Garten von den Vögeln „der komplette Rasen umgegraben“ wurde.
Doch nicht nur die Pflanzenwelt leide unter den schwarzen Schwärmen: „Krähen sind Hackvögel und Allesfresser. Sie drangsalieren auch Hasen und Feldhühner.“
Tiere dürfen nicht getötet oder gefangen werden
Die Saatkrähe unterliegt als in Europa heimische, wildlebende Vogelart sowohl europäischem als auch bundesdeutschem Naturschutzrecht, heißt es auch auf der Homepage des Bundestags. Es ist verboten, die Tiere zu töten, zu fangen oder ihre Nester während der Brutzeit zu zerstören.
Die oft geäußerte Forderung, den Schutz der Saatkrähen aufzuheben und den Abschuss schneller und einfacher zu genehmigen, betrachtet Zimmermann jedoch eher skeptisch.
Er bedauert, dass in der Diskussion viele nur ihre Seite sehen, man müsse aber das Ganze sehen. „Es ist immer schwierig, wenn Menschen in natürliche Kreisläufe eingreifen“, fasst er zusammen und wünscht sich mehr Ausgewogenheit in der Natur.
Deutliche Zunahme der Krähen
Florian Petrik bewirtschaftet den Biolandhof Petrik bei Pfinztal-Berghausen in dritter Generation. Auch er beobachtet eine deutliche Zunahme der Population sowie eine längere Verweilzeit in unseren Gefilden. So verursachen gemischte Schwärme von Saat- und Rabenkrähen ganzjährige Schäden, die er auf mehrere Hundert Euro beziffern kann.
Am meisten Unheil richten die Vögel beim Freilandgemüse an. Oft werden Jungpflanzen oder Setzlinge herausgezogen und vertrocknen anschließend. Krähen fressen Sojakeimlinge und machen auch vor fertigen Kulturen nicht halt, indem sie beispielsweise Kohlgemüse verunstalten.
Behelfsmäßige Schreckschussanlagen seien nicht nur wegen der Lärmbelästigung problematisch, sondern auch nur bedingt wirksam in einem Umkreis von maximal hundert Metern.