Skip to main content

Geringe Begeisterung

Krötenwanderung beginnt: Tierschützer in Weingarten und Pfinztal brauchen Helfer

Ab fünf Grad Bodentemperatur machen sich Kröten auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Doch oft endet dieser Weg schon an der nächsten Straße – tödlich. Tierschützer in Weingarten und Pfinztal suchen nach Helfern.

viele Kröten auf Wanderung in Weingarten
Das große Wuseln: In Scharen machen sich Kröten und andere Amphibien ab einer abendlichen Bodentemperatur von fünf Grad Celsius auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Foto: Amphibienschützer Weingarten

Im März beginnen üblicherweise die Wanderungen von Kröten und anderen Amphibien zu ihren Laichplätzen. „Es braucht abends eine Bodentemperatur von fünf Grad, Feuchtigkeit und tagsüber genügend Wärme“, erklärt der Söllinger Thomas Heiduck vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Pfinztal.

Seit vielen Jahren zählen und sammeln Ehrenamtliche während dieser Zeit Amphibien an zentralen Wegen. Neben Kleinraubtieren und Vögeln sind die Tiere an erster Stelle Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt. Heiduck spricht von einem Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Oder auch länger, wenn es Kältepausen gibt.

Krötenwanderung: keine festen Einrichtungen in Pfinztal

Pfinztal ist einer der Schwerpunkte für diese Aktionen im Karlsruher Norden. Feste Leiteinrichtungen zur Straßenüberquerung gibt es dort noch nicht.

Zur Wanderzeit wird nachts der Straßenabschnitt zwischen der Straße Am Stadion in Berghausen und der Reetzstraße in Söllingen gesperrt. Während sich Ehrenamtliche dort aufs Zählen beschränken, geht es an den Schutzzäunen an der B10 auch ans Sammeln und Übersetzen der Tiere. Bei nur wenigen Aktiven, die sich um diese Amphibien kümmern, sind allerdings Grenzen gesetzt.

Die Begeisterung der Menschen, sich zu engagieren, ab 18 Uhr die Straße auch bei Regen und bei Kühle abzulaufen, ist gering.
Thomas Heiduck, Amphibienretter

„Die Begeisterung der Menschen, sich zu engagieren, ab 18 Uhr die Straße auch bei Regen und bei Kühle abzulaufen, ist gering“, sagt Heiduck. „Wir wären glücklich, wenn mehr Leute kommen würden. Dann könnten wir weitaus mehr machen, einschließlich Schicht am Morgen.“

In Weingarten zog der Ökologe Hans-Martin Flinspach mit seiner Amphibiengruppe bei milden Temperaturen im Dezember bereits vor Weihnachten los. Seit vielen Jahren finden sich dort Engagierte von Ubstadt-Weiher bis Karlsruhe zusammen. Mit dem Weingartener Moor verfügt die Gemeinde über ein außergewöhnliches Biotop. Dabei durchzieht die stark befahrene B3 die sehr rege genutzten Wanderwege.

Teilweise baute das Land an der Strecke Querungshilfen aus, teils werden Krötenzäune angelegt. „Mit 20 Leuten kommen wir einigermaßen zurecht. Allein mit Ehrenamtlichen aus Weingarten aber wäre es schwierig“, betont Flinspach. Mittlerweile gebe es immer mehr Engpässe bei manchen Schichten.

Zum Sammeln und Zählen bis nach Werrabronn in Weingarten

Zweimal – abends kurz nach der Dämmerung und zwei Stunden später – geht es zum Sammeln und Zählen auf die Strecke bis nach Werrabronn. Ab der dortigen Gemarkungsgrenze kümmern sich die Grötzinger um die Tiere. „Durch Aufrufe und Mundpropaganda kommen jedes Jahr Interessierte. Manche bleiben zum Glück hängen“, so Flinspach. „Nimmt man die Leute dann einmal mit, kann das schon etwas Begeisterung wecken.“

Durch seine frühere Tätigkeit in der Unteren Naturschutzbehörde und als Vorsitzender der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis ist der Ruheständler mit den Gegebenheiten der Region bestens vertraut.

Was die Amphibienwanderungen angehe, habe Stutensee ein wenig zu kämpfen. An der Rheinschiene seien die Straßen nicht so stark befahren, dass der Verkehr kritisch für die Amphibien wäre, sagt Flinspach und weist auch auf zahlreiche Querungshilfen an der B36 hin sowie auf die an der Querspange nach Liedolsheim.

Ein Krötenpärchen bewegt sich über einen Wanderweg zum Laichplatz.
Seit vielen Jahren zählen und sammeln Ehrenamtliche während dieser Zeit Amphibien an zentralen Wegen. Foto: Matthias Bein/dpa

Betreut werde diese vom Landratsamt, wobei die von Gradnausbruch in Hochstetten Richtung Weidenweg wandernden Amphibien über eingebaute L-Steine zum Tunnel geführt würden, sagt Hermann Geyer, der Vorsitzende des Dettenheimer Vogel- und Naturschutzvereins (VVND). „In dem Gebiet sind die Wanderungen nicht so ein Problem.“

Allerdings seien auf der Gemarkung mit ihren besonderen Vorkommen der VVND und die Natur- und Fischerfreunde mit Renaturierungen und Pflegeeinsätzen sehr aktiv beim Erhalt und Schaffen von Lebens- und Laichräumen für Amphibien.

Straße in Graben-Neudorf wird bei Wanderung gesperrt

„In Graben-Neudorf ist nur die Spöcker Straße am Kohlplattenschlag stark betroffen“, informiert Grünen-Gemeinderat Armin Gabler als dort Zuständiger im BUND Bruhrain. Die Straße werde bei der Wanderung in Regie der Gemeinde gesperrt. Insofern sei die Gruppe abgesehen vom gelegentlichen Vorbeischauen nur noch eingebunden, wenn es um den richtigen Zeitpunkt gehe.

Am Knotenpunkt B35/B36 sei eine Unterführung angebracht worden. Was die Situation beim Ehrenamt im BUND angeht, spricht Gabler allgemein von einem Problem durch Nachwuchsmangel und Rückschläge wegen der Pandemie. Für ganz konkrete Vorhaben würden sich eher Leute finden, so Gabler.

Kontakt

Interessierte können sich per E-Mail an flinspach-weingarten@web.de oder Heiduck@bund-pfinztal.de wenden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang