
In der Summe, über die Jahre gesehen, mag es tröstlich sein: Die Fallzahlen in Pfinztals Kriminalstatistik bewegen sich innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren auf einem relativ konstanten Niveau. So registrierte die Polizei 2018 offiziell 538 Fälle. Fünf Jahre später waren es 531. Diese und etliche andere statistische Zahlen stellten bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Hans-Peter Ochs, der Leiter des Polizeipostens Pfinztal, und der Jugendsachbearbeiter des Polizeipostens, Andreas Knebel, vor.
Corona bremst Straftäter aus
Nach wie vor mit an der Spitze der Fallzahlen liegen Diebstahlsdelikte. 2022 gab es laut Ochs 139 Diebstähle, die Jahre zuvor ähnlich viele. Allein 2021 kann mit „nur“ 108 Fällen als Ausreißerjahr betrachtet werden. Der Grund: Corona bremste auch Übeltäter und Kriminelle aus. Das gilt gleichfalls für die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen. Nicht nur an diesem Beispiel zeigt sich, wie statistische Zahlen auf den ersten Blick fast schon dramatische Entwicklungen heraufbeschwören können. 2021, also in einem Corona-Jahr, nahm die Polizei sieben Wohnungsaufbrüche in Pfinztal auf. 2022 waren es 14. Das entspricht einer Steigerung um 100 Prozent. Gemessen am Fünf-Jahres-Vergleich ist die Zahl von 2022 jedoch fast „normal“, zum Vergleich: 2018 gab es 13 Einbrüche.
Fahrraddiebstähle auf Niveau der Vorjahre
Autobesitzer in Pfinztal können sich recht entspannt zurücklehnen. 2022 wurden der Polizei lediglich zwei Kfz-Aufbrüche gemeldet – genauso viele wie im Vorjahr. Im Gegensatz dazu erweist sich die Gemeinde immer wieder als Hotspot für Fahrraddiebe. Wie der statistische Vergleich zeigt, bewegen sich nach 2021 (neun Fälle) die Fahrraddiebstähle wieder auf dem Niveau der Vorjahre. In 25 Fällen schlugen Täter 2022 zu (2018: 32 Fälle, 2019: 23, 2020: 25).
Die Zahl der Betrugsdelikte nimmt weiter zu. „Viele Betrügereien haben sich ins Internet verlagert“, konstatierte Ochs. 109 Fälle bearbeitete 2022 die Polizei (2021: 96, 2020: 67, 2019: 140, 2018: 120). Einen weiteren Deliktbereich machen Körperverletzungen aus. Da sei in der Gemeinde der Trend etwas zurückgehend, so die Polizei. 55 Körperverletzungen gab es 2022. Zum Vergleich: 2018 waren es 67. Mord spielte in den vergangenen Jahren in Pfinztal keine Rolle. 2022 kam ein versuchter Totschlag zur Anzeige.
Einen Anstieg indes verzeichnet die Polizei im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Elf Fälle kamen 2022 zur Anzeige (2018: vier, 2021: 14). Ochs führt die Entwicklung nicht zuletzt auf die Strafrechtsreform in diesem Deliktbereich zurück. Straftatbestände greifen nun um einiges früher als vor der Reform.
Die Mädchen hatten keine Führung.Andreas Knebel
Jugendsachbearbeiter beim Polizeiposten Pfinztal
Bei den Straftätern liegen mit deutlichem Vorsprung – wie jedes Jahr – die Männer in Führung: 187 männliche Täter waren es 2022 und 62 weibliche. Allerdings gab es im Vorjahr eine Sachlage, die dafür sorgte, dass die Anzahl jugendlicher Täter, insbesondere bei den Mädchen, in die Höhe schnellte. Ihr Unwesen trieb nach Auskunft der Polizei eine Clique von vier bis fünf Mädchen. Sie fielen durch Gewalttaten, zum Beispiel an anderen Jugendlichen, auf. „Die Mädchen hatten keine Führung. Auch daheim nicht“, bemerkte dazu Jugendsachbearbeiter Knebel. Der Spuk dürfte vorbei sein. Zwischenzeitlich habe sich die Gruppe aufgelöst, hieß es.
Unfallschwerpunkt Brückstraße/B293 ist entschärft
Zum Schluss ihres Berichts konnten die Polizeibeamte noch einige durchaus positive Entwicklungen kundtun. Relativ konstant blieben die Unfallzahlen in Pfinztal. Mit 355 Unfällen bewegt sich die Zahl etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Und ganz wichtig: Wie in der Vergangenheit gab es keine Unfalltoten. Zudem fand sich 2022 kein Unfallschwerpunkt mehr in der Gemeinde. Als solch ein Unfallschwerpunkt galt vormals in Berghausen die Einmündung Brückstraße in die B293. Dank der Umbauten in diesem Bereich, so Ochs, sei es dort zu keinen Unfällen mit Radfahrern und Fußgängern mehr gekommen.