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Künstlerin gibt Trafoturm ein Gesicht

Ompa brabbelt die ganze Zeit: Altes Trafohäuschen in Kleinsteinbach wird zum Medienkunstwerk

Früher versorgte das Trafohäuschen die Kleinsteinbacher mit Strom und verband Haushalte miteinander. Mittlerweile hat es diese Aufgabe verloren. Die Künstlerin Luise Peschko hat dem Turm eine neue Bedeutung gegeben.

Trafohäuschen mit aufgemaltem Gesicht
Das erste multimediale Kunstwerk am Skulpturenpark: Luise Peschko (rechts), mit Joseph und Myra Peschko, stellt das Projekt vor. Foto: Monika Lüthje-Lenhart

Manchmal lacht es, manchmal weint es, manchmal erzählt es Geschichten und eigentlich brabbelt es die ganze Zeit, erzählt der achtjährige Ali, der mit den Rad zum Spielplatz unterwegs ist. Gemeint ist „Ompa“, das wiederbelebte Trafohäuschen und neue Medienkunstwerk am Rokycany-Platz in Kleinsteinbach. Dort, am Eingang zum Skulpturenweg in Nachbarschaft eines Spielplatzes, verlieh die Künstlerin Luise Peschko dem stillgelegten Trafoturm Gesicht und Stimme.

Ihr Projektentwurf zur Neugestaltung des technischen Kulturdenkmals überzeugte die Fachjury. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Skulpturenwegs war ein mit 1.000 Euro dotierter Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung des Turms ausgelobt worden. „Die Grundfrage für mich war, was der Turm am Wegrand einst darstellte und was er für eine Bedeutung hatte“, so die Studentin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe.

Als Spannungswandler versorgte das Trafohäuschen einst die Menschen mit Strom und verband die Haushalte miteinander. Mit der Außerbetriebsetzung verlor der Umspanner seine Bedeutung. „Und so geht es auch vielen alten Menschen, die, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, dem System nichts mehr geben können, auch nicht mehr wahr genommen oder gehört werden“, sagt die 28-Jährige.

„Ompa“ ist Wortzusammensetzung aus Oma und Opa

„Ihre Geschichten laufen ins Leere, die Vereinsamung droht.“ Es entstand die Idee zur Komposition von „Ompa“, einer Wortzusammensetzung von Oma und Opa. Die Veranstaltungstechnikerin installierte im Innenraum des Turms an einem Lüftungsschlitz einen Lautsprecher und einen Raspberry Pi.

Für den Minicomputer schrieb sie ein Script, das die aufgespielten 95 Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von 90 Minuten nach einem Zufallsprinzip abspielt und aufhorchen lässt, wenn der Bewegungsmelder anspringt. Die Gedichte von Ompa stammen übrigens aus der Feder ihrer Mutter Myra, ebenso wie ihre verfremdete, tiefer gesetzte Stimme. Abends um 19 Uhr singt Ompa das Schlaflied „Lalelu“, bevor es von 21 bis 9 Uhr stumm bleibt, sprich sich ausschaltet, um die Anwohner nicht in ihrer Nachtruhe zu stören.

Umwandlung des alten Trafohäuschens dauerte zehn Tage

Diese, erzählt Luise Peschko, haben mit Interesse und Zuvorkommen reagiert, als die Studentin mit dem Pinsel in der Hand an dem eingerüsteten Turm arbeitete. Zehn Tage dauerte die Umwandlung des gesichtslosen stummen Gebäudes. Auch auf die Mitarbeiter im Bauhof konnte die Studentin zählen. Außer um den Gerüstaufbau kümmerten sie sich darum, das Equipment wie Farben und Pinsel vor Ort zu bringen.

Bisher laufe die Technik bei den derzeit optimalen Temperaturen wartungsfrei, inwieweit diese im Winter störanfällig sei, bleibe abzuwarten, da habe sie zu wenig Erfahrung, erklärt Luise Peschko. Aufmerksam auf die Ausschreibung wurde die Studentin im Fachseminar Promenadologie (Spaziergangswissenschaft), das die Studenten an den Skulpturenweg nach Kleinsteinbach führte.

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