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Fahren für einen guten Zweck

Schwalben-Fahrer machen auf ihrer Tour auch Station in Pfinztal

Auf ihren Zweitaktern sind sechs Männer aus dem Hessischen auf Tour durch Süddeutschland. In Berghausen erzählen sie von ihrer Leidenschaft für die Schwalbe.

Mit ihren Schwalben auf großer Tour – über 1.500 Kilometer – sind Sascha Reisinger, Philipp Imhof, Christian Heese, Fredy Haas, Sven Kentner und Klaus Woywode (von links). In Berghausen machen sie Station.
Mit ihren Schwalben auf großer Tour sind Sascha Reisinger, Philipp Imhof, Christian Heese, Fredy Haas, Sven Kentner und Klaus Woywode (von links). Foto: Klaus Müller

Da soll noch einer sagen, Schwalben könnten nicht knattern. Das können sie sehr wohl. Als Zweitakter mit einem Motor, der von einem Gemisch aus Benzin und Öl zum Leben erweckt wird. Sechs dieser Knattergeräte aus einer Produktionsstätte in der vormaligen Deutschen Demokratischen Republik machen in Berghausen Station.

Nicht versehentlich, sondern absichtlich. Mit ihren Schwalben befinden sich die sechs Männer aus dem Hessischen auf einer ausgedehnten Tour, die sie von Loshausen über Berghausen zum Bodensee und wieder zurück führt.

Auf 1.500-Kilometer-Tour

„Da werden über 1.500 Kilometer zusammenkommen“, berichtet Sascha Reisinger, einer der Tour-Organisatoren. Den Stopp, samt Übernachtung in Berghausen (im dortigen Naturfreundehaus), hat Reisinger bewusst auf dem Tourplan fixiert. „Ich habe schließlich zwölf Jahre in Berghausen gelebt.“

Kennengelernt habe man sich über die Leidenschaft zur Schwalbe, erzählt die Gruppe beim Frühstück vorm Naturfreundehaus. Vor dem Frühstück wurden noch ein paar Schrauben festgezogen, Teile überprüft, eben alles für den Start zur nächsten Etappe nach Neukirch vorbereitet.

Da stehen sie nun in der Morgensonne – die Schwalben mit ihren 50-Kubikzentimeter-Maschinchen. Jede sieht anders aus. Nicht nur farblich. „Zu DDR-Zeiten war die Schwalbe ein zuverlässiges Arbeitstier. Da konnte man auch mit in den Urlaub fahren. Mit einem Wippchen hintendran“, tut Christian Heese kund.

Bis zu 60 Kilometer kann eine Schwalbe schnell sein.
Philipp Imhof, Teilnehmer der Tour

Wippchen? „Ein Anhänger mit Zelt, in dem man alles Wichtige verstauen konnte.“ Zwischen 1964 und 1986 wurde rund eine Million Schwalben von der Firma Simson in Suhl gebaut. Deswegen wird von der Simson Schwalbe gesprochen. „Bis zu 60 Kilometer kann eine Schwalbe schnell sein“, lässt Philipp Imhof wissen.

Normalerweise dürften 50er im vereinten Deutschland nur Tempo 45 fahren. Nicht die Schwalbe. Die habe recht schnell nach der Wiedervereinigung eine Ausnahmegenehmigung erhalten, so Imhof. Und warum der Name Schwalbe? „Sie gehörte zur Vogelserie des Herstellers. Andere Modelle hießen Spatz oder beispielsweise Habicht.“

Auf die Frage, wie sich das Teil eigentlich fahren lässt, ist von Sven Kentner ein „elegant“ zu hören. „Vor allem wegen der relativ großen Reifen.“ Okay, das mit dem „elegant“ mag auf die Schwalbe zutreffen, aber nicht immer und unbedingt auf die Fahrer.

„Wenn der Fahrer auf dem Sattel immer mehr in Bewegung gerät“, meint Reisinger lachend, „ist von Eleganz bald nichts mehr zu sehen.“ Motorradfahrer wissen, was damit gemeint ist. Sie kennen nach stundenlangem Fahren die Mühsal auf der Suche nach einer noch einigermaßen verträglichen Sitzposition.

Erlös geht an Kinderdialyse in Marburg

Und die Schwalben-Fahrer reißen richtig viel Kilometer runter. Das obendrein für einen guten Zweck. „Wir haben einen Spender gefunden, der für jeden Kilometer einen Euro zahlt. Das Geld kommt der Elterninitiative Kinderdialyse Marburg zugute“, berichtet Reisinger.

Nebenbei, da sind sich die Mopedfahrer einig, mache es eine Menge Spaß, in und mit der Gruppe zu fahren. „Du entdeckst die Langsamkeit“, philosophiert Fredy Haas. Außerdem lasse sich nach Geruch fahren. Besonders dann, wenn so eine Schwalbe mal wieder ein kleines Zweitakt-Wölkchen beim Berghochfahren von sich gibt. Auf die Zuverlässigkeit ihrer Mopeds lassen die 50-Kubikzentimeter-Biker freilich nichts kommen. „Na ja, es kann schon mal passieren, dass du in einer Kurve geradeaus fährst, weil an der Bremse eine Kleinigkeit nicht stimmt“, räumt Klaus Woywode schmunzelnd ein. „Aber das lässt sich alles schnell beheben. Wir haben genügend Ersatzteile dabei.“

Dann kann es ja bald weitergehen – auf der „Easy-Rider-Knattertour“, immer der Sonne und dem Duftwölkchen der vorausfahrenden Schwalbe entgegen.

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