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Werkstatt repariert Elektro-Geräte

Textilwerkstatt Pfinztal haucht alten Materialien neues Leben ein

Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit sind Themen, die Traudel Theune beschäftigen. Die 75-Jährige betreibt gemeinsam mit weiteren Aktiven die Textilwerkstatt Pfinztal im AWO-Kinder- und Jugendhaus in Berghausen.

überdachter Textilstand mit Kundschaft
Umringt: der Stand der Textilwerkstatt Pfinztal kürzlich beim Wochenmarkt in Berghausen. Traudel Theune (vorne links) initiierte die karitative Aktion, ihr Mann Friedbert Theune (daneben) gründete eine Reparaturwerkstatt.  Foto: Volker Knopf

Hier erhalten Stoffe ein neues Leben, werden zu Obst- und Brotbeuteln, Taschen oder Stofftieren verarbeitet. Bereits seit fünf Jahren existiert die Initiative, die aus der Arbeit des Seniorenbeirats hervorging.

„Ganz klar, ich bin gegen die Wegwerfgesellschaft und die Plastikflut. Ich dachte, da muss man was dagegen tun“, sagt die rührige Pensionärin. Gemeinsam mit einem harten Kern von 15 bis 20 Frauen machte sie sich ans Werk. Sie trafen sich und häkelten, nähten, strickten und flickten, was das Zeug hielt.

Dann kam Corona.

Das hinderte die fleißigen Schneiderinnen jedoch nicht daran in Heimarbeit, jede für sich, weiterzumachen.

Pfinztalerinnen verstehen Ehrenamt als Statement gegen Ausbeutung

Ihre ehrenamtliche Tätigkeit sei unter anderem auch ein Statement gegen die Ausbeutung in Bangladesch, wo die großen Textilkonzerne für wenig Geld oft unter unwürdigen Bedingungen ihre Kollektionen, häufig Billigware, produzieren lassen.

Nicht jede Saison müsse man sich neu einkleiden. „Wenn ein Shirt oder Pulli mal ein Loch hat, kann man doch einfach eine Applikation drüber nähen, beispielsweise einen Knopf. Da reicht schon ein wenig Kreativität“, sagt die studierte Pädagogin.

Upcycling ist ebenfalls ein Thema

Auch Upcycling ist ein Thema. Das heißt, dass aus alten Stoffen etwas gänzlich Neues entsteht – beispielsweise aus einer alten Gardine oder Tischdecke ein Kissen oder ein Seifensäckchen. Noch eines ist der Söllingerin wichtig: die alten Handwerkstechniken am Leben zu erhalten. „Es ist doch schön, wenn jeder seine Kompetenzen einbringen kann und daraus etwas Positives entsteht“, sagt Traudel Theune.

Der Erlös der veräußerten Textilwaren kam beispielsweise bereits dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Landkreis Karlsruhe und dessen Kindernotarztwagen zu Gute. Gegen Ende des Jahres ist eine Spende für den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) geplant.

Es ist gut, wenn alte Materialien wertgeschätzt werden und eine neue Funktion finden.
Traudel Theune, Ehrenamtliche

„Wir möchten einfach etwas beitragen. Es ist gut, wenn alte Materialien wertgeschätzt werden und eine neue Funktion finden“, so Traudel Theune, die mit ihrer Initiative aktuell einen Mehrzweckraum sucht. Praktischerweise hat ihr Mann, Friedbert Theune, ein Pendant für elektronische Geräte initiiert.

Gesundheitsrisiko für Ehrenamtliche durch Coronavirus

Die Reparatur-Werkstatt ging ebenfalls aus der Tätigkeit des Seniorenbeirats hervor. Allerdings liegt diese im Gegensatz zur Textilwerkstatt aufgrund der Pandemie seit einem Jahr auf Eis.

„Uns war das Gesundheitsrisiko zu hoch. Wir sind ja alle im vorgerückten Alter“, erklärt Friedbert Theune. Pensionierte Techniker und Schrauber nahmen sich hier unter anderem defekter Radios, Bügeleisen, Plattenspielern oder Lampen an. Vor allem mit Kabelrissen und porösen Lötstellen haben sie dabei zu tun.

„Einmal kam eine Frau mit einem alten Tonbandgerät zu uns. Darauf hat ihr Vater gesungen. Als wir es wieder zum Laufen gebracht haben, hat die Frau vor Rührung geweint. So etwas freut uns natürlich“, sagt der 77-Jährige.

Er ist pensionierter Lehrer und weniger fürs Tüfteln, sondern für die Organisation und Dokumentation zuständig. Was am meisten repariert wurde? Die Zahlen hat er sofort parat. „Einer unserer Ehrenamtlichen ist auf Nähmaschinen spezialisiert. Mehr als 100 hat er bestimmt wieder zum Leben erweckt.“

Und da sind wir schon wieder bei der Textilwerkstatt. Reparierte Nähmaschinen plus fleißige Schneiderlein – eine gelungene Kombination, da sind sich die Theunes sicher.

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