Schon von weitem klingen die Kettensägen durch den Gemeindewald Walzbachtal. Nur die ungefähre Richtung lässt sich verorten. Fabian Barthold zeigt auf den Schlepper, der abseits des Waldwegs im Dickicht steht: „Warten wir noch, wir sollten gerade nicht weitergehen.“
Der Leiter des Forstreviers Walzbachtal-Gondelsheim ist unterwegs im Gemeindeforst. Eine Woche lang wird gearbeitet, um die Verkehrssicherheit auf der Kreisstraße zwischen Wössingen und Stein zu erhöhen und kranke Bäume zu fällen. Der Klimawandel schadet ihnen.
Als die Säge verstummt, geht Barthold voran, am Schlepper vorbei. Seine Begleiter, darunter Forstamtsleiter Martin Moosmayer, folgen. Barthold zeigt auf das gespannte Stahlseil, das von der Winde des Schleppers bis zu einem Baumstamm reicht, in etwa fünf Metern Höhe. Das Gewächs, vielleicht 100 oder 120 Jahre alt, wird als nächstes fallen. Der Stamm ist am Fuß schon angesägt. „Das Stahlseil sorgt dafür, dass der Baum nicht auf die Kreisstraße fällt“, sagt Barthold. Nur wenige Meter weiter verläuft die K3565.
Bevor der Baum fällt, schaltet die Ampel an der K3565 auf Rot
Bevor Sven Kaiser, einer der drei Forstarbeiter vor Ort, per Fernbedienung die Winde bedient und die Buche zu Fall bringt, funkt Jannik Hauk die zwei Kollegen an der Kreisstraße an. Sie schalten die Baustellenampeln auf Rot – die Gefahrenstelle ist abgesichert.
Acht bis zehn Tonnen kann so eine 30 Meter Buche schon einmal wiegen.Fabian Barthold, Forstrevierleiter Walzbachtal-Gondelsheim
Simon Frank an der Kettensäge nimmt das letzte Stück Holz am Stamm ab, das Standfestigkeit gibt. Und per ferngesteuerter Winde kippen acht bis zehn Tonnen Holz um. Das Geräusch des brechenden Holzes liegt in der Luft, als die Buche fällt. Mit einem satten Klatschen schlägt der Baum im morastigen Grund ein, die Krone wippt noch eine Sekunde nach.
Eine Schockwelle läuft durch den Boden und dringt durch die dicken Sohlen der Arbeitsschuhe. „Acht bis zehn Tonnen kann so eine 30 Meter hohe Buche wiegen“, sagt Barthold.
Am äußeren Zustand erkennt der Forst-Experte, welcher Baum fallen muss
Sobald die Kronen der umstehenden Bäume zur Ruhe gekommen sind, machen sich zwei der Kollegen an das Entästen, während der Dritte im Bunde die Stahlschlinge schon um den nächsten Stamm mit der gelben Markierung macht. Die hat Barthold in den Tagen zuvor aufgetragen. Der Forstexperte kann am äußeren Zustand des Baumes recht sicher erkennen, ob er gefällt werden muss.
Dieser Baum ist nicht mehr zu retten.Fabian Barthold, Forstrevierleiter Walzbachtal-Gondelsheim
„Viele der Bäume hier haben Sonnenbrand.“ Er deutet auf dunklere Stellen am Stamm, an denen die dünne Rinde der Buche abblättert, in Richtung der Kreisstraße, wo die Sonne viel eher durch die Kronen brechen kann. Diese geschwächten Stellen setzen sich unter der Rinde fort, viele Meter nach oben. „Dieser Baum ist nicht mehr zu retten“, sagt Barthold.
Drei Dürresommer waren zu viel für einige Bäume in Walzbachtal und der Region
Auch andere Gemeinden haben alle Hände voll zu tun mit geschädigten Bäumen in ihren Gemeindewäldern. Die Stadt Stutensee hat erst jüngst mitgeteilt, zahlreiche Waldwege zeitweilig sperren zu müssen. Drei Dürresommer waren zu viel für einige der jahrzehntealten Riesen. Sie sind so geschwächt, das große Äste auch ohne Sturm oder Erschütterung abbrechen und Dutzende Meter in die Tiefe fallen.
Nachhaltig sind die Schäden, die in so kurzer Zeit entstanden sind. „2020 war gut 85 Prozent des Holzes, das wir aus dem Forst geholt haben, Schadholz“, sagt Moosmayer. Ein Jahr später habe sich diese Menge auf ein Drittel reduziert, auch wegen des Regens. Mit langfristigen Änderungen in der Forstwirtschaft und im Baumbestand rechnet man im Forstbetrieb.
Barthold zeigt auf eine Eiche, nur wenige Meter von einer durch Sonnenbrand gezeichneten Buche: „Die Eiche hat eine robustere Rinde. Ihr macht die starke Sonneneinstrahlung weniger aus.“ Freilich, der Wassermangel, mit dem Barthold und Moosmayer künftig verstärkt rechnen, betrifft auch die Eichen.