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Keine Planungssicherheit

Bei den Hotels in der Region um Karlsruhe ist die Bettenbelegung deutlich gesunken

Keine Touristen, sondern nur Geschäftsreisende: Die Hotels in der Region haben derzeit kaum etwas zu tun. Ihnen bleibt derzeit nur das Hoffen – auf die Überbrückungshilfen und eine baldige Rückkehr zur Normalität.

Oliver Kärcher bietet in seinem Hotel "zum Kärcher" in Corona-Zeiten nur noch ein spärliches Frühstück an.
Oliver Kärcher bietet in seinem Hotel „Zum Kärcher“ in Weingarten derzeit nur noch ein spärliches Frühstück an. Foto: Arnd Waidelich

Es ist ein hartes Wirtschaften, das die Hoteliers der Region im Lockdown allesamt erleben. Und dennoch glimmt mehr als nur ein Fünkchen Hoffnung, dass es irgendwann wieder normal weiter geht. „Ich bin ein geborener Optimist“, sagt Kristina Trautwein vom Weingartener Walkschen Haus.

Selbst wenn die Zahl der Gäste sich durch die Corona-Krise auf rund 20 Prozent reduziert hat. Dieses Schicksal trage sie nicht aufgrund eigener Fehler, sondern aus Gründen des Allgemeinwohls. Nur vier Gäste sind diese Woche da, berichtet sie. Für die gibt es wegen der Hygienevorschriften kein üppiges Buffet mehr.

Teller werden nach Wunsch angerichtet. Beim Servieren hilft die Chefin selbst mit, denn fast alle Servicekräfte sind in Kurzarbeit. Die allerdings funktioniere in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt sehr gut, sagt die Chefin des Walkschen Hauses.

Bettenbelegung ist deutlich zurückgegangen

Nicht so glücklich ist sie mit den Überbrückungshilfen. Damit sei es nicht so weit her. Selbst die Abschlagszahlung der Novemberhilfe sei lediglich zu 40 Prozent dessen eingetroffen, was der Steuerberater ausgerechnet habe.

Auch im Weingartener Hotel „Kärcher“ ist die Belegung der Betten auf rund 20 Prozent gesunken. Im Moment seien sechs seiner 30 Betten belegt, berichtet Oliver Kärcher. Die Gaststätte sei seit geraumer Zeit geschlossen.

Das Frühstück beschränke sich auf ein kleines Paket. Das wird im Moment vor allem Monteuren und Handwerkern geliefert, auf deren Unterbringung man sich im „Kärcher“ spezialisiert hat.

Alle Reservierungen werden über E-Mail digital abgewickelt, sogar der Empfang kann kontaktlos bei der Schlüsselübergabe über einen Eingangscode stattfinden.

Es bringt nichts, wenn ich in Selbstmitleid und Trostlosigkeit verfalle.
Oliver Kärcher, Hotelinhaber aus Weingarten

„Wir haben über die E-Mails ja alle Namen, sodass Nachverfolgung möglich wäre.“ Daher sieht er sich bei einer potenziellen Nachverfolgung der Gäste auf der sicheren Seite.

Was sich für ihn sehr negativ bemerkbar mache, ist das völlige Wegfallen der Tanzveranstaltungen in der Kärcherhalle. Sie machten normalerweise 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus, sind aber seit dem Lockdown völlig weggefallen.

Umso mehr hofft er auf den Neubeginn mit dem zweiten Standbein nach dem Lockdown. Das alles treffe ihn hart, sagt Oliver Kärcher. „Doch es bringt nichts, wenn ich in Selbstmitleid und Trostlosigkeit verfalle. Wir halten das aus.“

Nur Geschäftsreisende als Gäste

Er müsse an seine Reserven ran, die er in den Jahren vorher aufgebaut habe. Hoffnung setzt er darauf, dass die Firmen die Arbeit wieder aufnehmen dürfen, deren Monteure coronabedingt in Kurzarbeit geschickt wurden und für ihn als Kundschaft im Moment wegfallen.

Ganz ähnlich ist es bei einem Hotelier in Eggenstein-Leopoldshafen, der mit Namen nicht genannt werden will. Seine Gäste beschränken sich mittlerweile auf Geschäftsreisende.

Das seien mittlerweile vor allen Dingen Monteure, die die anderen früheren Gästen wie Doktoranden vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ersetzt haben. „Touristen dürfen ja nicht anreisen“, sagt er.

Der Umsatz sei auf etwa 40 Prozent der Zeit vor Corona gefallen. Die Überbrückungshilfe des Staates bezeichnet er als einen Witz. Von den 75 Prozent der Umsätze des Vorjahrs habe er bisher nur eine Abschlagszahlung für November erhalten. Und selbst davon seien Kosten wie das Kurzarbeitergeld abgezogen worden, sodass nur noch 30 Prozent übriggeblieben seien.

Hoteliers wünschen sich Planungssicherheit

Gähnende Leere herrscht derzeit auch in der Kleinsteinbacher Villa Hammerschmiede. „Wir haben gerade mal zwei Gäste“, bekennt Direktor Eric Griese. Außer Geschäftsreisenden sucht derzeit niemand Unterkunft in dem Luxushotel.

Die Fünf-Sterne-Küche bleibt kalt, denn Verpflegung, auch Frühstück, gibt es nur aufs Zimmer. „Das bisschen Takeaway ist nicht der Rede Wert“, sagt Griese.

Die finanzielle Belastung sei mit hohen laufenden Kosten riesig. Umso schmerzlicher sei es, dass die versprochene Unterstützung nicht eintreffe.

Diese Ungewissheit, das ist das Schlimmste.
Eric Griese, Direktor der Villa Hammerschmiede

Das alles wäre für ihn leichter erträglich, „wenn ich endlich mehr Planungssicherheit hätte“. Derzeit hänge er im luftleeren Raum.

Das zehre nicht nur an ihm, sondern auch an der Psyche seiner Angestellten, die jetzt schon viele Wochen in Kurzarbeit sind und das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit über sich sehen.

„Diese Ungewissheit, das ist das Schlimmste“, sagt Griese. Dennoch aber sei er „tief im Herzen optimistisch und voller Hoffnung. Wir werden das durchhalten“.

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