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Corona-Fall im Schülerhort Jöhlingen

Kita-Leiterinnen aus dem Landkreis Karlsruhe fühlen sich mit Corona-Auflagen alleingelassen

Corona-Regeln haben enorme Auswirkungen auf pädagogischen und organisatorischen Alltag. Eine Kita-Leiterin in Enzkreis beklagte unlängst: Sie muss nicht nur Entscheidungen für die Kinder treffen, sondern auch die Fürsorgepflicht für ihr Team erfüllen. Wir fragen in Walzbachtal nach, wo aktuell im Schülerhort Jöhlingen ein Corona-Fall aufgetreten ist.

Zwei Frauen stehen im Flur einer Kita.
Größte Vorsicht lassen die beiden Kita-Leiterinnen Sabine Gemmel-Krauß „Moby Dick“ in Wössingen und Nadine Kühne von der „Arche“ in Jöhlingen walten. Foto: Arnd Waidelich

Erst jüngst sorgten zwei positive Corona-Tests im Jöhlinger kommunalen Kindergarten „Arche“ für Aufregung. Mittlerweile sind dort drei Personen positiv getestet, im benachbarten Hort eine weitere. Für die Ärztin Florine Groß, die die Abstrichaktion durchführte, steht fest: „Es ist wahrscheinlich, dass bei ähnlichen Testreihen in anderen Einrichtungen ähnliche Fälle entdeckt werden würden.“

Angst und Sorge vor Ansteckung gingen schon vorher um und nicht nur unter den Walzbachtaler pädagogischen Fachkräften. Jetzt, da Infektionen in allen Altersgruppen stark zunehmen, wächst diese Angst.

Stoßlüften kühlt die Böden zu sehr aus

Kindergärten und Schulen seien keineswegs die ungefährlichen Orte, als die sie von Bundes- und Landesregierung immer wieder mantrahaft beschrieben werden, sagt Sabine Gemmel-Krauß, Leiterin einer Kita aus Wössingen. Politik und Politiker verhielten sich scheinheilig. Dass Landesvater Winfried Kretschmann einzig das Stoßlüften als Gebot der Stunde empfiehlt, empfindet nicht nur sie als Zumutung.

Von Kindern im Kindergartenalter unter sechs Jahren das Einhalten von Abständen zu erwarten sei einfach nicht realistisch. Kinder in diesem Alter würden immer wieder auf dem Boden spielen. Die Böden aber wie auch das Zimmer selbst würden durch das Stoßlüften zu sehr abgekühlt.

„Das Rezept Stoßlüften ist gerade in der Winterzeit schwer durchzuhalten“, ist Nadine Kühn überzeugt. Sobald das Zimmer sich temperaturmäßig vom Stoßlüften wieder erholt habe, müsse schon wieder geöffnet werden, sagt die Leiterin der Wössinger kommunalen Kindertagessstätte „Moby Dick“.

Während im Landesparlament in Stuttgart umfänglich Lüftungssysteme eingebaut worden seien, werden diese den Kindertagesstätten verweigert. „Wir fühlen uns von den politisch Verantwortlichen und vom Landesgesundheitsamt im Stich gelassen“, sagt Kühn.

Das Landesgesundheitsamt lasse beispielsweise in Kaufhäusern auf zehn Quadratmetern nur einen Kunden zu. In den Kindergarten hingegen werde mit weniger als drei Quadratmetern pro Kind gerechnet.

Ohne Betreuung leidet die Wirtschaft

Als geringe Wertschätzung der Arbeit in den Kindergärten empfindet das alles Nadine Kühn. Wer fordere, dass Schulen und Kindergärten unter allen Umständen offen bleiben müssen, der müsse auch das Notwendige tun und finanzieren. Notwendig wäre ein umfassendes Hygiene-Konzept, das sich nicht auf das Stoßlüften beschränkt.

Schließlich hätten die Kindergärten und Schulen enorme Bedeutung für das Funktionieren der Wirtschaft und sogar des Home Office. Wenn dort die Betreuung wegbreche, werde auch die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen.

Die Corona-Problematik werde überdies verstärkt durch ungute Entwicklungen im Personalbereich. Die Landesregierung konterkariere nach dem Motto „Hauptsache es geht irgendwie weiter“ die von ihr propagierte Qualitätsoffensive. Tür und Tor würde geöffnet, um minder qualifziertes Personal einstellen zu können.

„Eigentlich hatte ich gedacht dass wir uns von diesem Denken verabschiedet hätten“, zeigt Gemmel-Krauß wenig Verständnis.

Während die Zusammenarbeit und das Finden von zeitnahen Lösungen in der Gemeinde Walzbachtal vorbildlich funktioniere, empfinde sie die Vorgehensweise der Landesregierung als Zumutung. Sie plädiert für eine von den politisch Verantwortlichen erarbeitete und finanzierte Lösung, die sich vor allen Dingen auf Lüftungssysteme stützen müsse.

Und das solle möglichst nicht so langsam und schleppend wie die Digitalisierung der Schulen vorangeht, teilt sie einen Seitenhieb auf das Kultusministerium aus. Sie versuche im Moment alles um Landtagsabgeordnete und politische Entscheidungsträger für diesen Weg zu gewinnen und rührt kräftig die Werbetrommel dafür.

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