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Leitungen fühlen sich übergangen

Gemeinde Walzbachtal will digitale Lösung für Kindergarten-Anmeldungen

Die Einführung eines Kinderbetreuungsverwaltungsprogramms sorgt in Walzbachtal für Ärger. Die Kinderhäuser und Horte könnten dadurch Anmeldungen über die Homepage der Gemeinde empfangen. Die Kindergarten-Leitungen fühlen sich übergangen.

Sabine Gemmel-Krauß, Leiterin der Wössinger Kindertagesstätte "Moby Dick"  plädierte für eine intensivre Diskusson des Kinderbetreuungsverwaltungsprogramms.
Sabine Gemmel-Krauß, Leiterin der Wössinger Kindertagesstätte Moby Dick, plädiert für eine intensive Diskussion des Kinderbetreuungsverwaltungsprogramms. Foto: Arnd Waidelich

Die wachsende Zahl von Kleinkindern in Walzbachtal hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Unwägbarkeiten bei der Kindergartenbedarfsplanung gesorgt. Das Problem will die Gemeindeverwaltung mit der Einführung eines sogenannten Kinderbetreuungsverwaltungsprogramms endgültig lösen.

Es soll gleichzeitig Teil der Digitalisierungsstrategie von Bund und Land sein. Das Online-Zugangsgesetz verpflichtet die Gemeinden, bereits 2022 über 500 Behördendienstleistungen online zur Verfügung zu stellen.

Eine dieser Dienstleistungen soll den Kinderbetreuungseinrichtungen gelten, berichtete Hauptamtsleiter Gerd Eberle dem Gemeinderat. Schon seit geraumer Zeit arbeite er am Umstieg von der aktengestützten Verwaltung der Kinderbetreuung auf die durch ein EDV-Programm. Alle sechs Walzbachtaler Kinderhäuser und die Horte würden dadurch die Gelegenheit erhalten, Anmeldungen über die Homepage der Gemeinde zu empfangen.

Die Eltern ihrerseits hätten die Möglichkeit, sich online über Module zu informieren und diese schließlich auch zu buchen. Die bisher so problematische parallele Anmeldung eines Kindes in mehreren Einrichtungen würde dadurch wegfallen. Das mehrsprachige, mit vielen Online-Elternhilfen versehene Portal würde darüber hinaus zum Abbau von Sprachbarrieren beitragen.

Digitale Kindergarten-Anmeldungen: Einführung kostet 24.000 Euro

Die Kosten würden für die Einführung 24.000 Euro und für die jährliche Betreuung 4.000 Euro betragen. Das Programm würde die Arbeit der Gemeindeverwaltung sehr erleichtern. Es würde aber auch für die Kindergartenleitungen unkompliziertere Anmeldungen mit sich bringen. Doch gerade von dort erhielt der Hauptamtsleiter Gegenwind. „Keine Leitung ist mitgegangen, als ich angerufen habe“, berichtete er den Gemeinderäten.

Tino Villano bewertete für die CDU-Fraktion die Einführung des Programms zunächst noch als „absolut notwendig“. Die zentrale Vergabe der Plätze würde zur Transparenz beitragen und die Kindergartenleitungen entlasten. Erste kritische Stimmen kamen von Levin Huthwelker (Grüne) und Lukas Akkan (SPD).

Beide wunderten sich, dass es keine Absprache mit den Kindergartenleiterinnen gegeben habe. Lukas Akkan sagte, es sei „erschreckend, dass die Sorgen und Ängste der Kindergartenleitungen nicht aufgegriffen wurden.“

Auf Vorschlag von Silke Meyer (SPD) unterbrach Bürgermeister Timur Özcan (SPD) die Sitzung, um der Leiterin des Wössinger „Moby Dick“ Sabine Gemmel-Krauß die Möglichkeit für eine Stellungnahme zu geben. Sie wies zunächst die Eingangsbehauptung von Gerd Eberle zurück, dass es keine Platzprobleme gebe.

Genau das Gegenteil sei der Fall. Sie kenne keine Kita, die Plätze freihabe. Verletzt fühle sie sich von dem Vergleich, Kinder wie bei Amazon-Bestellungen in Auftrag zu geben. So schnell wie vom Hauptamtsleiter gewünscht, könne das Kinderbetreuungsverwaltungsprogramm nicht umgesetzt werden, meinte sie.

Alle Kindergarten-Leiterinnen sollen befragt werden

Sie bat darum, noch mal mit allen Leiterinnen ins Gespräch zu gehen. Er habe zeitlich sehr unter Druck gestanden, räumte daraufhin der Hautamtsleiter ein. Er entschuldigte sich und bedauerte, dass er die Kindergartenleiterinnen nicht stärker einbezogen habe.

Für ihn in die Bresche sprang Kämmerer Uwe Ribstein. Der Datenbestand in der Verwaltung sei miserabel. Mit den bisherigen Abläufen könne man keine fundierte Bedarfsplanung machen. Timur Özcan schlug danach sogar vor, die Entscheidung auf eine Sitzung im nächsten Jahr zu vertagen.

Den Vorschlag zog er nach einer erneuten Intervention von Silke Meyer zurück. Sie plädierte dafür, unter dem Vorbehalt der Abstimmung mit den Kindergartenleitungen dem neuen Programm die Zustimmung zu erteilen. Daraufhin stimmten nur noch zwei Gemeinderäte der Grünen dagegen.

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