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Umfrage bei Amerikanern und Deutschen

In Walzbachtal hoffen viele auf einen Sieg von Joe Biden

In Deutschland lebende US-Amerikaner haben ihre Wahlbriefe schon länger weggeschickt. In Walzbachtal befragte Deutsch-Amerikaner sprechen sich eher für Biden aus.

 Fünf Menschen stehen auf einer Straße und tragen Schilder mit der USA-Flagge
Sie sehen Amerika am Scheideweg: Nicholas Turner, Fredrick Marsy, Peter Shepton und Danielle Johnson und Cliff Johnson leben in Deutschland und haben per Briefwahl abgestimmt. Foto: Rake Hora

Schon am Dienstagnachmittag lief bei Clifton Johnson CNN. Der 44-Jährige Deutsch-Amerikaner wohnt in Walzbachtal. Seine Mutter kommt ursprünglich aus Jöhlingen. „Ich stelle mich auf eine schlaflose Nacht ein“, sagt er im Vorfeld der US-Wahl. Johnson, der sich selbst als Wechselwähler bezeichnet, hat seine Stimme bereits abgegeben. Er hat für den Demokraten Joe Biden gestimmt. Bestimmt gebe es auch einige in seinem Freundeskreis, die für Trump gestimmt haben, aber „ich höre mir beide Seiten an“, sagt er.

Allerdings gebe es bei seinen Freunden in den Staaten viele, die normalerweise Republikaner sind, sich aber zum ersten Mal für einen Demokraten ausgesprochen haben. Die TV-Debatten im Fernsehen hat er nur teilweise gesehen. „Ich war so irritiert, ich habe das nicht durchgehalten“, erzählt er. Ohnehin hätte ein TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden sein Votum nicht beeinflusst.

Wahlzettel per Post oder per Fax verschickt

Vor vier Jahren ist seine Schwester von Kalifornien nach Deutschland gezogen. Und bei ihm sei das so gewesen: „Deutsch-Amerikaner trifft Deutsch-Amerikanerin in Deutschland.“. Seine Frau und seine Schwiegermutter seien als Wähler in New York registriert und hätten auch schon vor zwei Wochen ihre Stimme abgegeben. Ob die Wahlbriefe schon angekommen sind, wisse er nicht. Es gebe ein Online-System, in dem man dies einsehen könne. Seine Schwester habe die Wahlzettel per Fax abgeschickt. Er selbst hat seine Wahlunterlagen im Sommer beantragt. Am 6. Oktober seien diese gekommen.

„Von den USA nach Deutschland hat der Schein drei Tage gebraucht, zurück aber 24 Tage“, sagt er. Johnson vermutet das System Trump dahinter. Würde der Amtsinhaber eine zweite Amtszeit bekommen, müsste man ihn aushalten, den Staat würde es aber wahrscheinlich auseinanderreißen, sagt er im Vorfeld der US-Wahl. „Trump geht dagegen“, so der 44-Jährige. Dieser versuche alles rückgängig zu machen, was Obama gemacht habe. „Amerika war mal eine Weltmacht, jetzt sind wir es aber nicht mehr.“

„Ich sehe einen kleinen Vorsprung für Joe Biden“, sagt Fritz Beran, Vorsitzender des Seniorenbeirats in Walzbachtal. Ihn wünsche er sich als den künftigen amerikanischen Präsidenten. „Und dann hoffe ich sehr, dass die gespaltenen Lager wieder zusammengeführt werden.“ Die Verwandten in Texas („dort lebt meine Schwägerin mit ihrer Familie“), mit denen enger Kontakt beste, hofften ebenfalls auf einen Sieg Bidens.

Ich hoffe sehr darauf, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Politik finden.
Lutz Barth / Beauftragter für Sinnenarbeit der Evangelischen Landeskirche

„Ich hoffe sehr, dass Biden der neue Präsident der Vereinigten Staaten wird“, sagt auch Lutz Barth aus Linkenheim. Der Beauftragte für die Sinnenarbeit bei der Evangelischen Landeskirche in Baden wünscht sich, dass es Biden dann rasch gelinge, die Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden. Und: „Ich hoffe sehr darauf, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Politik finden“, und dass die moralische Kraft der USA gestärkt werde.

„Ich befürchte, dass es nach der Wahl eine unangenehme Überraschung gibt, wenn Trump nicht gewinnt. Und doch hoffe ich darauf, dass Joe Biden Wahlsieger wird“, erklärt Corina Mayer. Die Spöckerin hofft darauf, das dann die Wahl nicht angefochten wird. Ihr selbst fehle das Vertrauen ins amerikanische Wahlsystem: „Das ist kompliziert und mit unserem nicht zu vergleichen.“ Sie wünscht sich Biden als Präsident, weil Trump die Spaltung erheblich vertieft habe und er es ihm immer wieder gelinge, Menschen gegen einander aufzubringen und sogar Hass zu schüren.

Harter Wahlkampf

„Ich bin höchst gespannt, wie diese Wahl ausgeht“, meint Axel Fischer. Der CDU-Bundestagsabgeordnete, der mit seiner Familie in Eggenstein lebt, stellt fest, dass sich die beiden Kandidaten einen harten Wahlkampf geliefert hätten. Wer von den beiden auch vorne liegen werde, „wir werden in Deutschland außenpolitisch keine großen Unterschiede spüren“. Und, fügt Fischer hinzu: „Im Gegensatz zu Obama hat Trump keine Kriege angefangen.“

„Ich bin sehr besorgt, was passieren, wenn das Wahlergebnis vorliegt“, sagt Karl-Heinz Burgey, früherer Bürgermeister in Walzbachtal. Das Verhalten des amtierenden US-Präsidenten nähre diese Sorge, es erschüttere ihn, so Burgey weiter, dass Trump schon vor der Wahl von Manipulation spreche, wenn er nicht gewinne. „So etwas vom Präsidenten der führenden Macht der westlichen Welt zu hören, sprengt meine Vorstellungskraft.“ Er hoffe, das „Trump krachend verliert“, obwohl er Biden nicht wirklich einschätzen könne. „Wir müssen in Europa enger zusammenrücken und uns viel stärker auf unsere eigenen Kräfte stützen. Dazu gehört für mich auch, die Bundeswehr zu stärken.“

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