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Interview mit Mediziner

Wie Patienten mit genügend Ruhe gegen „Long Covid“ ankämpfen können

Vor zweieinhalb Jahren ist die Corona-Pandemie ausgebrochen. Immer wieder ist von „Long Covid“ die Rede. Wie sieht es heute aus? Wir haben bei einem Allgemeinmediziner nachgefragt.

Dr. Christian Schober
Dr. Christian Schober. beobachtet bei den Patienten vor allem einen Leistungsabfall. Foto: Susanne Dürr

Die Dauer einer Corona-Infektion kann sowohl nach einer schweren als auch nach einer milden Corona-Erkrankung oder einer unbemerkten Infektion langfristige gesundheitliche Folgen mit sich bringen.

Wir sprachen mit dem Allgemeinmediziner Christian Schober aus Pfinztal über seine persönlichen Praxiserfahrungen mit dem neuen Krankheitsgebiet „Long Covid“, das aktuell intensiv erforscht wird.

Derzeit wird je nach Zeitraum in dem die Beschwerden bestehen von „Post Covid“ oder „Long Covid“ gesprochen. Wie wird hier unterschieden ?
Schober

Als „Post-Covid“-Syndrom werden die Beschwerden bezeichnet, die jenseits der normalen Rekonvaleszenz noch bis zu vier Wochen weiterbestehen, während die Dauer mit multidimensionalen Beschwerden von „Long Covid“ sehr variabel sein kann. So habe ich Patienten in meiner Praxis, die auch eineinhalb Jahren nach der Infektion ihren normalen Leistungszustand nicht wieder erreicht haben jedoch gelernt haben, mit dem Leistungsabfall zu leben, das heißt, eine neue Art gelernt haben damit umgehen. Bei etwa 15 Prozent meiner Patienten dauern die Symptome ein viertel Jahr an, bei 2 Prozent länger.

Was sind die Symptome, beziehungsweise die Beschwerden ihrer Patienten mit einem „Long Covid“-Syndrom?
Schober

Nach meinem Erleben zeigt sich am häufigsten ein signifikanter Leistungseinbruch. Die Patienten spüren bei alltäglichen Verrichtungen, wie schwerem Tragen oder Treppensteigen eine schnelle Erschöpfung, die sie zwingt Pausen einzulegen. Dazu kommen sehr unterschiedliche Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Schwindel, Bauch- und Kopfschmerzen, allgemeine Körperschmerzen oder eine leicht erhöhte Temperatur ohne nachweisbare Ursachen und Herz- Kreislauferkrankungen. Damit einher geht bei einem großen Anteil der Patienten eine psychische Komponente wie Depressionen. Die Patienten entwickeln Zukunftsängste bezüglich ihrer Arbeitsfähigkeit und ihrem Platz in der Gesellschaft.

Welche Therapieansätze gibt es?
Schober

Eine ursächliche Therapie gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt symptomorientiert. Hilfreich ist Sport oder Ergotherapie mit speziellen Kraftübungen zum Muskelaufbau oder Entspannungskurse wie Yoga. Auch verschreibe ich Antidepressiva mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Baldrian oder Lavendel, das ist hilfreich, um den Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Welche Gruppen sind besonders von der Krankheit betroffen und wie kann man sich schützen?
Schober

Besonders betroffen ist nach meinen Erfahrungen die Gruppe der 30 bis 50 Jährigen, die bei einer Covid Infektion nicht auf die Bremse treten, das heißt, sich nicht genügend Zeit nehmen, die Krankheit vollständig auszukurieren, während die Patienten im Rentenalter hingegen eher ihrem Körper die nötige Ruhe gönnen. Es gilt weiterhin, sich präventiv vor der Erkrankung zu schützen, das heißt, Maske zu tragen, Abstand zu halten und große Menschenansammlungen zu meiden. Ferner empfiehlt die Stiko die vierte Impfung für Menschen ab 60 und vulnerabel Gruppen.

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