Der Chef des Brauhaus Pforzheim kann das an seinen eigenen, insgesamt sechs Brauereien gut ablesen. Während die große Leere an den Theken und Restauranttischen beim Brauhaus oder bei Hatz-Moninger in Karlsruhe mehr als die Hälfte des Umsatzes koste, verbuche Franz-Bier in Rastatt nur ein Minus von 30 Prozent. Es wird in den Geschäften der Region verkauft.
Ein kostenloses Fläschchen Gerstensaft mit Erinnerungswert
Ein Osterbier ist also mehr ein alkoholisches Zuckerl zum Abhol- und Bringservice, mit dem mancher Wirt dieser Tage dafür sorgt, dass wenigstens in der Küche etwas geht. „Das läuft gar nicht schlecht“, bilanziert Scheidtweiler, bei den Italienern sogar „hervorragend“, aber auch Rahmschnitzel mit Spätzle werde gerne bestellt. Dass sie dazu nun zusätzlich ein Fläschchen Bier bekommen, werden Gäste wahrscheinlich gut in Erinnerung behalten. Sie kommen wieder, dürfen sich Scheidtweiler und die Pächter in den Brauereigaststätten gleichermaßen erhoffen.
Manches Unternehmen wird sich zukünftig überlegen, ob es noch Geld für Übernachtungen und Sitzungsräume ausgibt
Beim Kongress- und Tagungsgeschäft hegt Scheidtweiler derartige Erwartungen nicht. Die Corona-Schließungen werden sich nachhaltig auswirken, prognostiziert er. Sein Homeoffice mit Video- und Telefonkonferenzen „klappt gut“. Andere urteilen ähnlich. Und das dürfte Konsequenzen haben für Businesshotels: „Manches Unternehmen wird sich zukünftig überlegen, ob es noch Geld für Übernachtungen und Sitzungsräume ausgibt“, blickt Scheidtweiler in die Zukunft einiger seiner Häuser oder des Congresscentrums in Pforzheim. Den anderen prophezeit er dagegen geradezu ein Plus. „Tourismus wird womöglich zunehmen in Deutschland, wenn die Krise überwunden ist.“
Mehr zum Thema:Scheidtweiler geht davon aus, dass die Einschränkungen ab dem 19. April nach und nach gelockert werden. Sollten ab Anfang Mai tatsächlich wieder Gäste kommen, bleibe aufs Jahr gerechnet dennoch ein Umsatzverlust zwischen 20 und 50 Prozent – in den Hotels wie in den Lokalen. Während es dort aktuell vor allem um Kurzarbeit für viele 100 Mitarbeiter und um „die Kunst, alle bei der Stange zu halten und zu motivieren,“ geht, ist der Mann an der Spitze mit Liquiditätsfragen beschäftigt.
Lob für die Bundesregierung
„Alles richtig gemacht, sieht man einmal von der Notfallvorsorge ab“, findet Scheidtweiler, wenn er nach Berlin blickt. „Der Staat hat super reagiert“, indem er jetzt auch eine Lösung für mittlere Betriebe geschaffen und die Bankenhaftung gestrichen hat. „Das gibt den Firmen Luft“, sagt der 73-Jährige. Er selbst habe bereits vor vier Wochen finanzielle Szenarien als Antwort auf die heraufziehende Corona-Krise erörtert, Pachten gestundet und werde jetzt auch die KfW-Darlehen beantragen. Dass er immer mit regionalen Banken zusammenarbeite, sei in der aktuellen Situation ein großes Plus. „Die sind nah bei uns und kennen sich aus.“
Und sie wissen auch, dass Scheidtweiler für „ein Leben nach Corona“ plant. „Es gibt viele Projekte, die jetzt im Untergrund weiter laufen“, beschreibt er. Eines davon steht kurz vor dem Start. „In Heilbronn war am Dienstag Zimmerabnahme“. In dem neuen Tagungshotel in der „Private Hotel Collection“, das dort seit Ende 2017 mit zehn Stockwerken gebaut wird, könnte es Ende April losgehen, wenn Corona es denn erlaubte.