Im Kreißsaal braucht Mann ein dickes Fell. Klar: Wenn Sie schon leidet, soll Er das gefälligst auch. Ich bin nicht sicher, ob es geholfen hat, dass ich gleich während der ersten von insgesamt elf Stunden Geburtsgemetzel Landjäger gegessen und den Kicker gelesen habe, während meine Frau sich die Seele aus dem Leib gebrüllt hat. Meine demonstrative Entspanntheit, zu der mir im Geburtsvorbereitungskurs geraten wurde, schien sich jedenfalls so gar nicht auf sie zu übertragen.
Kicker statt Kreißsaal
Nach nunmehr drei Stunden Lesezeit – selten war ich so gut über die Bundesliga informiert – fliege ich das erste Mal aus dem Kreißsaal. „Raaaaauuuussss!!!“, schreit meine Frau, nachdem ich ihr einen Schluck Wasser angeboten habe. Ehe ich mich versehe, lande ich in einem Aufenthaltsraum mit kuscheliger Ledercouch.
Rauswurf, die Zweite
Ich mache es mir gemütlich und lausche, mittlerweile maximal verstört, den markerschütternden Schreien meiner Frau, die wohl manchen Klinikbesucher auf dem Absatz kehrtmachen lassen. Nach einer Stunde stürzt die kreidebleiche Hebammen-Schülerin ins Zimmer: „Ihre Frau will Sie sehen!“ Wieder im Kreißsaal: Die werdende Mutter keucht, schwitzt, brüllt: „Ich will Kaiserschnitt – SOFORT!“. Bedauerlicherweise spielt die Hebamme da nicht mit: „Sie schafft das auch so“. Meiner Frau das ins Gesicht zu sagen, traut sie sich allerdings nicht. Und weil der Überbringer einer schlechten Botschaft schon in der Antike bestraft wurde, werde ich abermals aus dem Kreißsaal verbannt.
Keine Lust auf Landjäger
Erst als sich das Baby ankündigt, darf ich mich dem pränatalen Schlachtfeld wieder vorsichtig nähern. Mit Blick auf das blutverschmierte Kreißbett lasse ich von meinem letzten Landjäger ab. Um 17.42 Uhr flutscht Lara mit der Saugglocke raus und begrüßt Papa – ganz die Mama – mit einem durchdringenden Schrei.
Couch vor Kind
Zu Hause merke ich schnell: Das Leben mit einer jungen Mutter hält gefährliche Stolperfallen parat. Vor ein paar Tagen zum Beispiel sitzt meine Frau mit Baby auf der (neuen) Couch, als unsere Tochter wie wild zu spucken beginnt. Die besorgte Mutter ruft laut um Hilfe (wie mir später klar wurde, ging es dabei offenbar um das Kind). In Sekundenschnelle fliege ich herbei – und putze hektisch die Couch. Meine Frau hat einen Tag lang kein Wort mehr mit mir geredet.