Wendende Autofahrer auf dem Zirkel in Karlsruhe machen Radlern und Fußgängern weiter das Leben schwer. Dabei steht die Barriere schon länger als zehn Wochen. Nun denkt das Bürger- und Ordnungsamt über Kameras nach.
Frisches Gemüse ragt aus dem Gepäck des radelnden Vaters. Auf zwei Kinderfahrrädern kurbelt der Nachwuchs hinterher. Der Zirkel ist Fahrradstraße. Dennoch ist es eng für die Radlerfamilie. Ein Pkw nach dem anderen überholt. Begegnen sich zwei Autos, ist die Straße an der Stelle für Radler dicht. Immer wieder schiebt auch ein Auto sein Heck beim Wenden rückwärts in die Fahrbahn.
Versuch bisher mit begrenztem Erfolg
Noch immer läuft der Verkehrsversuch der Stadt zwischen Kaiserstraße und Schlossareal mit begrenztem Erfolg. Die Barriere auf Höhe der Mittelachse beim Platz der Grundrechte bremst zwar schon seit Ende Juli Autofahrer und Lkw-Lenker aus, die den Zirkel trotz Verbot durchfahren wollen. Doch von Westen rollen weiter viele Motorisierte bis in Sichtweite der Sperre.
Ordnungsamt ist regelmäßig vor Ort
Im Bürger- und Ordnungsamt bleibt der Blick auf den Verkehrsversuch gerichtet. Mitarbeiter machten sich regelmäßig ein Bild von der Situation, sagt Amtsleiter Björn Weiße. Zwei Wochen Anlaufzeit für einen Verkehrsversuch seien typisch, vier bis sechs Wochen die Ausnahme. Der Zirkel stellt also einen negativen Ausreißer dar mit dem anhaltenden Einfahren und Wenden nach über zehn Wochen.
Eine Rolle spielen könnte, dass die Versuchsphase mit den Sommerferien begann. Es werde allerdings „besser“, sei der Eindruck der Beobachter vom Amt, so Weiße: „Es scheint sich herumzusprechen.“ Auch hätten bisher weder Auto- noch Radfahrer oder Fußgänger Missstände moniert.
Auf Leihrollern mit E-Motor gleiten zwei Männer von Ost nach West durch den Zirkel. Auf dieser Straße sind sie mit dem neuen Verkehrsmittel richtig. Gleichzeitig erweitern sie den Verkehrsmix. Fußgänger müssen meist aufmerksam den Zirkelbogen überqueren. E-Roller schaffen Tempo 25, Radfahrer sind auf dem Zirkel oft ebenfalls zügig unterwegs. „Das ist der Sinn einer Fahrradstraße“, unterstreicht Weiße.
Technik könnte Fahrradstraße stärken
Nun denkt der Amtsleiter über Verkehrskameras nach, um Mittel und Wege zu finden, Autofahrer am Durchfahrtversuch zu hindern und so die Lage weiter zu verbessern. Sie könnten Wendevorgänge dokumentieren. Kennzeichen würden dabei nicht erfasst. „Es geht darum, dass wir die Situation richtig einschätzen“, erklärt Weiße. Technische Fragen der Platzierung und der Stromversorgung solcher Kameras wären noch zu klären. Mitte August hatte die Stadt am westlichen Zirkel bereits zehn Tage lang mit einer LED-Tafel experimentiert, die auf die Sperrung hinwies.