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Raffinerie-Chef Ralf Schairer

Der Karlsruher Ölprinz

Er fährt Mountainbike und Motorrad, mag englische Romane und Filme sowie Heavy Metal. Außerdem leitet auch noch die größte deutsche Raffinerie. Ralf Schairer ist seit vier Jahren Chef der MiRO in Karlsruhe. Der Ingenieur hat als technischer Geschäftsführer einiges an Veränderung an den Rhein gebracht. Der Manager war zuvor Leiter einer Raffinerie in Saudi Arabien. Er ist viel in der Welt herumgekommen - und doch sehr geerdet zwischen Karlsruhe und der Pfalz.

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Ein Powermann fürs Öl. Ralf Schairer ist Chef der Großraffinerie MiRO in Karlsruhe. Foto: Fabry

Wenn die Sommerabende lang sind und mal nicht ganz so heiß, setzt sich Ralf Schairer auf sein Mountainbike. Rund 800 Höhenmeter sind auf einer Feierabendtour durch den Pfälzer Wald drin. Das Lambertskreuz ist ein Ziel für den Chef der Karlsruher Großraffinerie MiRO, der in der Pfalz wohnt.

„Radfahren ist ein Hobby, das gut ablenkt und die Knie schont, wenn Laufen gerade schwierig ist.“ Der Manager powert auf dem Rad, fährt auch Motorrad und bleibt fit für die Forderungen des nächsten Tags. Kaum vorstellbar, dass er nur im dunklen Studio für die Kondition schuftet. Er braucht die Herausforderung draußen. Gern lässt er sich ein auf bekannte kleine und unbekannte große Welten. Und registriert aufmerksam, was da und dort vor sich geht.

Ein Motor für Veränderungen

Sich in den Vordergrund zu stellen, ist ihm dabei fremd. Er will Projekte und Produktionen voranbringen. So wie er es beim Mineralölkonzern ExxonMobil ein Berufsleben lang getan hat. In Hamburg, Paris oder Brüssel, in den USA oder in Saudi-Arabien. „Die amerikanische Unternehmenskultur und Mentalität passen zu meinem Naturell und haben mich geprägt“, sagt der 54-Jährige über den ständigen „Drive“ zu Veränderung.

Bei der MiRO hat man in vier Jahren mit diesem Chef einiges an neuem Drive erlebt. Ganze Bereiche wurden von Schairer umorganisiert. Innovation und Rotation sollen verhindern, dass immer gleich gearbeitet wird, dass beharrende Mechanismen sich verfestigen.

Sportliche Vergangenheit des Ingenieurs

„Wenn nötig, schaue ich selbst überall genau hin. Micro-Management bedeutet, ich will wissen, wo ihr steht.“ Der Karlsruher "Ölprinz" ist selbstkritisch genug, um zu spüren, dass zu viel Ungeduld eine Bremse sein kann. „Wenn man mir sagt, ,Ralf jetzt halt dich mal raus‘, ist das auch ok. Das erwarte ich genauso von meinen Leuten.“

Den Überblick zu behalten, ein Spiel vor sich zu haben – das kennzeichnete schon den erfolgreichen Amateurfußballer Schairer. Beim VfR Aalen lief er in der damals dritthöchsten Spielklasse, der Oberliga auf. Affinität zum Sport und Besuch des Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ passen beim Ingenieur mit Weitblick zusammen.

Iron Maiden als Lieblingsband

Präzise analysiert er zudem gesellschaftliche Entwicklungen und bedauert, dass kritische Stimmen schnell in einem Mainstream untergehen. Aber er würde seine Führungsposition nie dazu nutzen, öffentlich auf den Tisch zu hauen, weil es mit der zweiten Rheinbrücke, die für sein Unternehmen so wichtig wäre, nicht vorwärts geht. Schairer nennt Iron Maiden als Lieblingsband und auf dem Smartphone hat er die Wacken-App installiert. Auch Heavy Metal passt zum Powermann, der geerdet ist und vielen Welten neugierig zugewandt.

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Seit 2015 leitet Ralf Schairer als technischer Geschäftsführer die Karlsruher Raffinerie MiRO. Davor war er Raffinerieleiter in Saudi-Arabien. Er wuchs im schwäbischen Ort Welzheim auf und studierte Verfahrenstechnik in Stuttgart. Er trat 1991 in den ExxonMobil-Konzern ein und arbeitete in vielen führenden Positionen, die ihn nach Fairfax, Houston oder Paris führten. Schairer und seine Frau leben in der Pfalz. Sie haben zwei erwachsene Töchter.

Fakten zur größten deutschen Raffinerie

Zwischen Knielingen und dem Kleinen Bodensee ist Karlsruhe eine über 450 Hektar ausgebreitete Ölstadt. In der größten deutschen Raffinerie MiRO - die Abkürzung steht für Mineraloelraffinerie Oberrhein -  sind 1000 Menschen fest angestellt und sorgen dafür, dass mindestens jeder vierte Liter Benzin in Deutschland das Kennzeichen KA tragen könnte. Mit Tanklastwagen (zu rund 60 Prozent, Schiffen (etwa 25 Prozent) oder über die Schiene wird der „Sprit“ verteilt.

Die Herstellung an Benzin belief sich 2018 auf 5,0 Millionen Tonnen, hinzu kamen 6,6 Millionen Tonnen Mitteldestillate, also Diesel und leichtes Heizöl. Außerdem entstehen in der Raffinerie weitere Stoffe wie Bitumen, Propen oder Schwefel. Das Rohöl kommt ausschließlich per Pipeline aus dem italienischen Hafen Triest an und verlässt, nach Destillation, Konversion, Entschwefelung und Veredelung, das riesige Werk wieder.

1000 Beschäftigte

Hinter der MiRO stehen vier Gesellschafter: Phillips 66, Esso, Rosneft und Shell zapfen das veredelte Öl in Karlsruhe ab.Die MiRO entstand aus der Fusion zweier Karlsruher Raffinerien. Seit 1962 war Esso im Westen der Stadt vertreten, ein Jahr später kam ein Werk von Dea-Scholven hinzu, seit 1969 als OMW firmierend. Im von Architekt Eugen Eiermann für die Dea erbauten und unter Denkmalschutz stehenden Bürogebäude arbeiten heute vor allem die Ingenieure der MiRO.

500 Menschen sorgen, überwiegend im Schichtbetrieb eingebunden, für die Produktion. Weitere 500 Beschäftigte sind für Produktionsplanung, Instandhaltung, Technischen Service oder Projekte da. Außerdem gibt es ein sehr großes Labor.

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