Skip to main content

Neues aus dem Elternleben

Rechnung ohne Wirt

Kinderkriegen ist aus vielen Gründen schön. Die Autorin unserer Kinderkram-Kolumne hatte besonderen Spaß dabei, ihre Kinder niedlich einzukleiden - bis zu dem Moment, in dem diese eine eigene Meinung zu dem Thema entwickelten.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Ich bin ganz ehrlich: Mit das Schönste am Kinderhaben ist, jedenfalls für mich, jene Kinder einzukleiden. Ob süße Leggings und Tuniken mit niedlichem Punktemuster, Cordhosen in quietschbunten Farben oder gemütliche Overalls, mittels denen man auch als Kleinkind-Mama noch das Gefühl des Baby-Habens ein wenig in die Länge ziehen kann – Kinderklamotten machen einfach Spaß! Voller Freude verbrachte ich die vergangenen Jahre damit, jeden Morgen die kleinen Kleiderschränke nach immer neuen schönen Kombinationen zu durchforsten. Begeistert kaufte ich jeden Tierprint-Trend, den der Markt hergab: von Eulen über Füchse und Pandas bis zum Waschbären. Huldvoll nahm ich die Komplimente Fremder entgegen, die fragten, wo ich denn die süße Mops-Mütze gekauft habe.

Ginge es nach mir, hätte es immer so weiter gehen können, doch leider hatte ich diese Rechnung ohne meine beiden Wirte gemacht. Bei der Fünfjährigen begann es schon vor einigen Jahren. „Ich ziehe nur noch Kleider an“, verkündete sie eines Tages. Kein Problem für mich – jedenfalls zunächst. Kleider hatte ich genug auf Lager, auch wenn es mir ein wenig um die Hosen leidtat. Leider wurden die Wünsche immer spezifischer: „Ich mag keine Kleider mit Knöpfen“, hieß es plötzlich. Eine schlüssige Erklärung folgte nicht. Nach und nach fielen dann noch Tuniken („Das sind keine richtigen Kleider!“), Tiermuster („Das ist was für Babys!“) sowie Kleider mit Kragen („ungemütlich“) der Zensur zum Opfer.

„Ich hab ja noch den Kleinen“, beruhigte ich mich. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem er beschloss, seine eigenen Kleiderregeln aufzustellen. Verboten sind nun – unter anderem – T-Shirts mit aufgedruckten Rittern („Ist nicht Dinos“), Latzhosen („Ich kein Baby!“), die Farben rosa und lila ("bäh!"), Kleidung mit aufgedruckten Fahrzeugen jeder Art („Ist auch nicht Dinos“) sowie lange Ärmel unter langen Ärmeln (unverständliches, lautes Gebrüll).

Und ich? Ich werde mir wohl ein neues Hobby suchen müssen. Oder jemand leiht mir ein Baby.

nach oben Zurück zum Seitenanfang