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Kritik an Kommunikationspolitik

Corona-Frust an der Grundschule in Rheinstetten: Elternvertreter legt sein Amt nieder

Weil er das Gefühl hat, im aktuellen Schulbetrieb nicht konstruktiv mitwirken zu können und eine Zusammenarbeit „auf Augenhöhe vermisst“, schmeißt in Rheinstetten der Elternbeiratsvorsitzende Dominik Perpeet hin. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Mit Maske und Corona-Test: Der Schulbetrieb läuft aktuell in Baden-Württemberg unter besonderen Bedingungen. Nicht alle Eltern sind mit den Abläufen zufrieden.
Mit Maske und Corona-Test: Der Schulbetrieb läuft aktuell in Baden-Württemberg unter besonderen Bedingungen. Nicht alle Eltern sind mit den Abläufen zufrieden. Foto: Matthias Balk/dpa

Schließung, Komplettöffnung, dann Wechselunterricht, und ab einer Inzidenz von 165 geht es nun doch wieder zurück zum Distanzunterricht: Das ständige Hin und Her im Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen zerrt an den Nerven von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulleitern, und das nicht erst seit gestern.

In Rheinstetten hat jetzt der Elternbeiratsvorsitzende der Pestalozzi-Grundschule Mörsch, der auch Vorsitzender des Gesamtelternbeirats ist, sein Amt niedergelegt. „Wir haben viel zusammen erreicht“, sagt er auf BNN-Nachfrage, aber momentan sehe er keinen Weg mehr, „hier konstruktiv was zu verändern“.

Verhärtete Fronten zwischen Eltern und Lehrern

Die Fronten zwischen Eltern und Lehrern an der Schule seiner Tochter hätten sich verhärtet, er höre zum Beispiel von Lehrern, die sich „gegen Eltern wehren“ wollten. Dominik Perpeet hätte sich gewünscht, dass die Eltern mehr eingebunden werden in die Planungen des Wechselunterrichts, der seit 19. April läuft.

Dominik Perpeet
Dominik Perpeet Foto: Dominik Perpeet

Vor allem vor dem Hintergrund, dass sie ihre Kinder zuhause im Fernunterricht unterstützen müssten, also auch aktiv im Lernprozess mitwirken. „Es müssen nicht immer alle mitreden“, sagt der 37-Jährige, „aber man muss mit Respekt behandelt werden. Es ist nicht Arbeiten auf Augenhöhe.“

Es ist nicht Arbeiten auf Augenhöhe.
Dominik Perpeet, ehemaliger Elternbeiratsvorsitzender

Außerdem wären er und die restlichen Vertreter des Elternbeirats über Einiges gerne früher informiert worden. So zum Beispiel über den Leitfaden für den Fernunterricht, der vor kurzem im Gremium aus Lehrern, Schulleiterinnen und Elternvertretern verschlossen wurde.

Er gibt unter anderem vor, dass die Schüler bei Videokonferenzen immer ihre Kamera einschalten müssen. „Das widerspricht nicht nur den Empfehlungen des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg, sondern ist auch für mich schwer vereinbar mit dem Schutz der Privatsphäre der Kinder.“

Ich musste erstmal schlucken.
Doris Wesserling, Schulleiterin zum Rücktrittsschreiben

Doris Wesserling, die Rektorin der Pestalozzi-Grundschule, zeigt sich „total überrascht“ von der Konsequenz, die Perpeet aus seiner Unzufriedenheit zieht. Als sie seine Nachricht bekommen hat, „musste ich erst mal schlucken“, sagt sie. „Die Vorwürfe sind teilweise schon heftig.“ Sie habe nicht das Gefühl, dass sich die Schule nicht um Transparenz bemühe.

Schule will Eltern mitreden lassen

Wesserling hat Verständnis dafür, dass die Eltern mitreden wollen. Man versuche auch, so gut es geht, dies zu ermöglichen. Etwa durch regelmäßige Videokonferenzen mit den Elternvertretern.

Allerdings sei es schwer, immer allen gerecht zu werden und sie frühzeitig einzubinden – zumal die Schulleitungen selbst in der Regel erst kurz vor knapp über neue Regelungen des Kultusministeriums informiert werden.

Verletzt Kamerapflicht in der Videokonferenz die Privatsphäre?

Zur Pflicht der Schüler, bei Videokonferenzen die Kamera einzuschalten, hat sie einen klaren Standpunkt: Für die Pädagogen sei es wichtig, Mimik und Gestik der Kinder wahrzunehmen, zu erkennen, ob sie konzentriert sind, ob sie eine Sache verstanden haben oder ob es ihnen gut geht. „Für uns Lehrer war klar: Wir brauchen da eine klare Linie.“

Nachfolger steht noch nicht fest

Wer auf Dominik Perpeet an der Pestalozzi-Grundschule und an der Doppelspitze des Gesamtelternbeirats folgt, ist noch nicht klar. Perpeet wünscht seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin, dass er oder sie „die erhofften Brücken bauen kann“, die er nicht errichten konnte. Die Klasse seiner achtjährigen Tochter will er weiter vertreten.

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