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Verkehrschaos und aufgeheizte Stimmung

Badechaos am Goldkanal in Elchesheim-Illingen: War der Ansturm nur eine Ausnahme?

Die Zufahrt blockiert, die Stimmung aufgeladen: Am Sonntag vor einer Woche haben Verkehrsprobleme am Goldkanal bei Elchesheim-Illingen die Gemüter erhitzt. Am Wochenende danach sah die Sache anders aus.

Badetag am Baggersee: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen lockt Besucher aus dem Umland herbei. Er gelte als größter Baggersee Baden-Württembergs, kündet die Gemeinde stolz auf ihrer Webseite: Ab den 1930er-Jahren wurde er auf der Suche nach Gold, Sand und Kies ausgehoben. Er ist 134 Hektar groß und reicht bis zu 45 Meter tief.
Badetag am Baggersee: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen lockt Besucher aus dem Umland herbei. Er gelte als größter Baggersee Baden-Württembergs, kündet die Gemeinde stolz auf ihrer Webseite: Ab den 1930er-Jahren wurde er auf der Suche nach Gold, Sand und Kies ausgehoben. Er ist 134 Hektar groß und reicht bis zu 45 Meter tief. Foto: Christiane Widmann

Eine völlig verstopfte Zufahrt, verärgerte Fahrer und Zankerei: Chaotische Zustände haben am Sonntag vor einer Woche so manchen Ausflug zum Goldkanal überschattet. Parkende Autos und Gegenverkehr blockierten den schmalen Waldweg, der zu Parkplätzen sowie dem Ruder- und Paddelverein am Baggersee führt.

Die aufgeheizte Stimmung flankierten Sorgen: Wie soll im Notfall ein Rettungswagen zum See gelangen? Diese Frage stellt sich nicht zum ersten Mal: Seit die Gemeinde Elchesheim-Illingen im Mai die Corona-Sperrung aufgehoben hat, sind Wildparkerei und achtlos weggeworfener Müll ein wiederkehrendes Thema.

Am Samstagnachmittag ist trotz besten Badewetters wenig von solchen Problemen zu bemerken. Zwar stehen Autos in allen Nischen, die sich entlang des Waldweges finden lassen, und vereinzelt auch am Straßenrand. Die Vorgabe, maximal 30 Minuten auf dem kleinen Stellplatz direkt am See zu parken, ignorieren die Besucher geflissentlich. Aber der Eiswagen passt ebenso gut zwischen den Fahrzeugen hindurch wie große Autos mit Anhängern für Paddelboote und Surfbretter. Und bis auf eine einsame Fastfood-Tüte samt Papierservietten ist auch kein Abfall zu sehen.

Jede Nische wird genutzt: Ausflügler parken in kleinen Buchten entlang des Waldweges zum Baggersee.
Jede Nische wird genutzt: Ausflügler parken in kleinen Buchten entlang des Waldweges zum Baggersee. Foto: Christiane Widmann

Am Ufer ist der Andrang ebenfalls überschaubar: Familien und Hundebesitzer, Segler und Sonnenanbeter machen es sich mit Tüchern, Klappstühlen und Schirmen auf Sand und Steinen gemütlich. Kinder lassen sich auf Luftmatratzen durchs Wasser treiben, Jugendliche spielen Beachball, Erwachsense ziehen ihre Bahnen. Die Stimmung ist entspannt. Schilder, die an See-Zugängen vor Lebensgefahr warnen (Grund: „Uferabbrüche durch Baggerbetrieb”) und Betreten wie Baden verbieten, interessieren die Ausflügler offenkundig herzlich wenig.

Von Verkehrschaos keine Spur: Beengt geht es auf den Parkplätzen am Goldkanal zweifellos zu, doch am Samstag gelangen Fahrzeuge problemlos aneinander vorbei. Am Wochenende zuvor sah das anders aus: Von Stau und Zankereien ist zu hören.
Von Verkehrschaos keine Spur: Beengt geht es auf den Parkplätzen am Goldkanal zweifellos zu, doch am Samstag gelangen Fahrzeuge problemlos aneinander vorbei. Am Wochenende zuvor sah das anders aus: Von Stau und Zankereien ist zu hören. Foto: Christiane Widmann

Der See ist am Wochenende gut besucht

Nach den Aussagen eines Stammgasts aus dem Murgtal zu urteilen, ist normalerweise etwas mehr los: „Hier ist immer relativ viel Betrieb, auch zur Urlaubszeit.” An Wochenenden sei der See längst kein Geheimtipp mehr. Aber „es ist wunderbar hier”. Das Chaos des vergangenen Wochenendes betrachtet er als Ausnahmezustand.

So geht es auch zwei Frauen aus Kuppenheim. Sie haben zwar zu Beginn der Corona-Zeit einen stärkeren Andrang wahrgenommen, aber sie selbst hatten noch keine Probleme beim Parken und Fahren. Auch zwei Hundebesitzer, die zum ersten Mal zum Goldkanal gefahren sind, haben einen positiven Eindruck. Sie haben problemlos den Weg, einen Stell- und Liegeplatz gefunden. „Wir haben schon gesagt, wir kommen wieder her.”

Planschen, Segeln, Surfen: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen wird an sonnigen Tagen von Jung und Alt frequentiert.
Planschen, Segeln, Surfen: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen wird an sonnigen Tagen von Jung und Alt frequentiert. Foto: Christiane Widmann

„Das war eine Ausnahme”, sagt auch der Eisverkäufer Marco Cimino. Der Eiswagen seiner Familie ist am Wochenende und an sonnigen Werktagen am Baggersee unterwegs. Der Corona-Betrieb in Freibädern treibt seiner Beobachtung nach zusätzliche Besucher an den Goldkanal: „Dadurch, dass man sich anmelden muss und die Rutsche geschlossen ist, gehen die Leute halt an Baggerseen.”

Entsprechend sei in diesem Jahr etwas mehr los als in der Vergangenheit. Trotzdem sei die Situation am vorangegangenen Sonntag keineswegs die Regel. Sinnvoll fände er, den Hauptparkplatz besser auszuschildern, der sich wenige hundert Meter entfernt am Wegrand befindet. Die Kontrollen, die der Gemeinde Elchesheim-Illingen vorschweben, könnten seiner Ansicht nach Besucher abschrecken.

Badetag am Baggersee: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen lockt Besucher aus dem Umland herbei. Offiziell ist das Baden jedoch verboten.
Badetag am Baggersee: Der Goldkanal bei Elchesheim-Illingen lockt Besucher aus dem Umland herbei. Offiziell ist das Baden jedoch verboten. Foto: Christiane Widmann

450-Euro-Jobber soll für Kontrollen eingestellt werden

Trotzdem ist leicht vorstellbar, wie die Zufahrt bei stärkerem Andrang aussähe. Die Entscheidung der Gemeinde, einen 450-Euro-Jobber im Gemeindevollzugsdienst anzustellen, ist insofern nachvollziehbar. Er soll künftig nach dem Rechten sehen und die parkenden Autos kontrollieren. Für die Anstellung ist eine Kooperation mit einer weiteren Kommune geplant.

Auch eine Schranke ist im Gespräch. Nähere Angaben macht das Rathaus bislang jedoch noch nicht; eine entsprechende Anfrage blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet. Bislang kontrollieren nur die Wasserschutzpolizei und Streifenbeamte den Betrieb am See.

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