Das Hin und Her um die Weihnachtsferien und die zuletzt sehr kurze Halbwertszeit der Vorgaben für Schulen seitens der Landesregierung bringt Eltern und Lehrer zunehmend nur noch zum Seufzen.
„Der Tenor ist: Okay, dann das eben auch noch“ – so beschreiben die Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats Rheinstetten, Dominik Perpeet und Jasmin Hüttenberger, die „Gleichgültigkeit“, die sie bei vielen Eltern wahrgenommen haben, als es nach dem letzten Bund-Länder-Gespräch zum Thema noch hieß: „Die Weihnachtsferien starten zwei Tage früher.“
Dann die Kehrtwende – sie starten doch nicht früher und verpflichtendes Homeschooling ab Klasse acht an beiden Tagen.
Diese Kurzfristigkeit hätte nicht sein müssen.Dominik Perpeet, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Rheinstetten
Die ganze Sache mit den anfangs noch angedachten zwei zusätzlichen schulfreien Tagen sei in Summe sehr unglücklich gelaufen, so Perpeet. Denn ursprünglich standen noch die Freiwilligkeit und ein Mitbestimmungsrecht von Schulen und Eltern für diese Maßnahme im Raum.
„Die Mehrheit der Elternvertreter hatte sich dann gegen eine freiwillige frühere Schließung der Schulen ausgesprochen.“ Insofern sei er froh, dass sich bei allem Hin und Her die Landesentscheidung letztendlich mit der des Gesamtelternbeirats decke, dass für die Eltern kein Betreuungsproblem entsteht und gleichzeitig die Schüler, bei denen es die Eltern für wichtig halten, zu Hause bleiben können.
„Im Grunde ein guter Kompromiss. Aber diese Kurzfristigkeit hätte nicht sein müssen.“ Denn kurzfristige Entscheidungen über Schließungen verunsicherten Eltern auch in Bezug auf den zu stemmenden Lehrplan.
„Natürlich passiert in den beiden Tagen vor den Weihnachtsferien meistens nicht mehr viel an der Schule. Aber die kurzfristigen Entscheidungen der letzten Wochen bestätigen den Eindruck, dass Eltern und Schüler den spontanen Schließungen wegen Krankheit, Quarantäne und Politik ausgeliefert sind.“
Manche Eltern fürchten Einbußen im Lehrplan
Hüttenberger nimmt wahr, dass vor allem Eltern von Schülern in höheren Klassen momentan eher mehr Stoff für ihre Kinder fordern als weniger. „Sie fürchten, dass gerade bei den höheren Jahrgangsstufen der Abschluss später als nicht gleichwertig eingeschätzt werden könnte.“ Sie glaubt, dass die Folgen für die Schüler erst in ein bis zwei Jahren offensichtlich werden.
Vor allem bezüglich der Kluft zwischen den starken und schwächeren Schülern. „Wer zuhause Unterstützung bekommt, der wird es auch durch diese Phase schaffen“, ergänzt Perpeet. „Aber wer zuhause als Schüler kaum Hilfe bekommt, sei es wegen Sprachbarrieren oder weil beide Eltern voll berufstätig sind, der könnte auf der Strecke bleiben.
Im direkten Kontakt mit den Schülern merken Lehrer, wo es hakt. Wenn dieser Kontakt nicht regelmäßig gegeben ist, dann wird es schwierig.“
Schulzentrum: „Wir kommen locker durch“
Am Schulzentrum Rheinstetten sehen sich die Schulleiter fürs Homeschooling gut aufgestellt. Zur Entscheidung des Kultusministeriums, ab der achten Klasse für zwei Tage auf Homeschooling umzustellen, sagt Realschulleiterin Kerstin Philipp: „Eigentlich hätten wir ja an der Realschule und auch am Gymnasium ursprünglich bis einschließlich Dienstag Präsenzunterricht für alle gehabt, den wir auch so gehalten hätten.
Aus infektionsschutztechnischen Gründen hätten wir einen vorgezogenen Ferienbeginn begrüßt, der aus unserer Sicht auch keine gravierenden Einschnitte für unsere Stoffpläne dargestellt hätte.“ Denn dadurch, dass alle außerschulischen Aktivitäten im Rahmen des Unterrichts wegfielen, sei unterm Strich auch viel mehr Zeit in der Schule für die Bearbeitung des Schulstoffs.
„Wir kommen locker durch“, so Philipp. Auch im Homeschooling funktioniere das inzwischen sehr gut. Aber: Durchgehender Präsenzunterricht sei auf jeden Fall „um Welten besser“. Denn schwächere Schüler verlieren wir beim Fernlernen.“
Präsenzunterricht „um Welten besser“
Lediglich bei Einführung eines rollierenden Systems müsse womöglich Stoff weggelassen oder verkürzt behandelt werden – denn allein räumlich und personell sei das kaum realistisch. Man könne dann möglicherweise nicht mehr so in die Tiefe gehen bei bestimmten Themen.
„Damit die Schulen offen bleiben können arbeiten wir seit Monaten daran, dass Hygienekonzepte konsequent eingehalten werden, damit Unterricht gewährleistet werden kann. Das geschieht unter enormer Anstrengung unserer Lehrkräfte und Schulleitungen und natürlich auch unserer Schüler.“ Die aktuelle Bestimmung stelle die Schule wieder einmal mehr vor zusätzliche organisatorische Arbeit. „Beispielsweise müssen die Aufgaben zwischen Präsenz- und Fernunterricht gerecht aufgeteilt werden, um Unmut zu vermeiden.
Hier wäre es dienlicher gewesen, den ursprünglichen Unterricht abzuhalten.“ Dennoch: Die Schulen selbst arbeiteten seit dem Frühjahr ununterbrochen an der Optimierung des Fernlernens. „Die Entwicklung im digitalen Bereich, die wir im letzten halben Jahr genommen haben, hätten wir unter anderen Umständen wohl nicht einmal in fünf Jahren gemacht.“