„Leinen los und Volldampf voraus“, so beginnt das Lied „Anker gelichtet“ der Marinesingers Rheinstetten. Das ist eine Gruppe von etwa 40 Männern, zumeist aus der Großen Kreisstadt, deren Durchschnittsalter „zwischen 47 und 88“ liegt, wie der Vorsitzende Andreas Winter etwas hintergründig lächelnd bemerkt.
Immerhin sind in den vergangenen Jahren auch etwa acht oder neun Jüngere hinzugekommen. Von denen freilich der Jüngste auch bereits 47 Jahre zählt. Wobei Winter aber anmerkt: „Manch anderer Gesangsverein wäre mit solchen Zuwachszahlen sehr zufrieden.“ Er hofft, dass das so weitergeht, damit der Verein auch in Zukunft erhalten bleibt.
Einer von den „Jüngeren“ in der Gruppe ist Jürgen Seyfert, 57 Jahre alt. Für ihn ist es „ein seltsames Gefühl“ plötzlich wieder zur Jugendabteilung zu gehören. Nach seinem ziemlich spontan erfolgten Eintritt und einer kurzen Schnupperzeit hat er aber schnell festgestellt: „Das sind interessante Leute, die viel zu erzählen haben.“ Sein Bezug zu der Literatur der Marinesingers hat er über den Großvater, der in seinem Schaustellergeschäft immer Lieder von Freddy Quinn und ähnlichen Schlagergrößen der 1950er und 1960er Jahre gespielt hat.
Seemannslieder und Schlager stehen auf dem Programm
Damit trifft Seyfert zumindest einen Teil des Repertoires der Marinesingers. Sie singen keine Shantys, wie der musikalische Leiter Reiner Totsch betont: „Shantys sind Arbeitslieder, die einstmals geholfen haben, den Job an Bord erträglicher zu gestalten. Wir singen eher Seemannslieder und Schlager.“
Aber nach dem großen Konzert, das die Marinesingers am 10. September in der Festhalle Neuburgweier geben werden, möchte er versuchen, das Repertoire zu erweitern.
Er denkt dabei etwa an irische oder internationale Folklore wie zum Beispiel das Lied „Wellerman“, mit dem Nathan Evans nach einem Youtube-Filmchen derzeit große Erfolge bei verschiedenen Radiosendern feiert. Evans hat dazu ein professionell gestaltetes Video produziert.
Texte handeln von Wind und Meer
Das maritime Flair der Marinesingers bringt neben den Stimmen auch die begleitende Instrumentierung. Vor allem das „Schifferklavier“, das Reiner Totsch spielt, bringt beim Aloha he Südseestimmung. Die Gäste werden nach Bali und Hawaii entführt. Der Chor besingt den weiten Ozean und die Piraten.
Die Texte handeln von Wind und Meer, vom Kreuz des Südens. Aber auch von der Sehnsucht, die den Seemann immer wieder nach Hause führt. Doch „die Seemannsbraut ist die See, nur ihr kann er treu sein“.
Nur einer von den Mitgliedern, Peter Heil, ist selbst zur See gefahren. Den jungen Amateurfunker aus Mörsch hat es einstmals zur Handelsmarine verschlagen, wo er als Funker und später als Musiker auf Kreuzfahrtschiffen über die Weltmeere geschippert ist. Heute spielt der mittlerweile 77-Jährige Gitarre bei den Marinesingers.
Karten für das Konzert gibt es bei Andreas Winter, Telefon (07 21) 9 51 22 42 und am Rheinkiosk von Jürgen Seyfert an der Rheinfähre Neuburgweier.