Skip to main content

Pool-Tests freiwillig

Nur „vorgegaukelte Sicherheit“? Ärger um Corona-Tests an Kitas in Rheinstetten

Ein Vater aus Rheinstetten kritisiert die kommunale Teststrategie in Rheinstettener Kindergärten scharf. Er fordert die Einführung einer Testpflicht, wie sie etwa in Mannheim oder Rastatt bereits gilt. Außerdem seien die sogenannten Lolli-Pool-Tests zu ungenau.

Gruppentest: Bei den sogenannten Lolli-Pool-Tests kommen Proben von 15 Kindern in ein Röhrchen, das dann in einem Labor ausgewertet wird. Nach rund sechs Stunden steht das Ergebnis fest.
Bei den sogenannten Lolli-Pool-Tests kommen Proben von 15 Kindern in ein Röhrchen, das dann in einem Labor ausgewertet wird. Foto: Julia Trauden

Lolli-Schnelltests oder Lolli-Pool-Tests? Vor dieser Entscheidung standen in den vergangenen Wochen viele Gemeinden in der Region. Beide Methoden haben das gleiche Ziel: mehr Sicherheit in die Kitas und Kindergärten zu bringen, indem man Infektionen schneller erkennt und eine Ausbreitung des Coronavirus verhindert.

Unter anderem in Rheinstetten und in Ettlingen fiel die Entscheidung auf die Lolli-Pool-Tests, kleine Stäbchen mit einem Wattetupfer, an denen die Jungen– und Mädchen eine halbe Minute lang lutschen und die dann in Chargen mit jeweils 15 Proben ins Labor zur Auswertung geliefert werden.

Ist ein Pool-Ergebnis positiv, müssen alle in Quarantäne und jeder muss noch einmal einen PCR-Test machen.

Einige Eltern hätten sich Lolli-Schnelltests gewünscht

Nicht bei allen Eltern sorgen die Gruppentests für Begeisterung. Manche hätten sich den Lolli-Schnelltest gewünscht, bei dem jedes Kind nach 15 Minuten das Ergebnis hat. In den sozialen Medien wird das Thema heiß diskutiert.

Auch Mathias Rastätter aus Rheinstetten sieht Nachteile: Bei positivem Befund gebe es „keine Klarheit darüber, wer positiv getestet wurde, ob eine Übertragung einzelner Kinder erfolgte, ob eventuell auch andere außerhalb des eigenen Pools betroffen sein könnten“, schreibt er in einer E-Mail an die BNN-Redaktion.

Da auch nicht getestete Kinder weiterhin die Einrichtung besuchen dürfen, wird die gesamte Strategie ad absurdum gezogen.
Mathias Rastätter, Vater aus Rheinstetten

Allgemein hinke die kommunale Teststrategie in Rheinstetten „den Erwartungen hinterher“. Zuerst sei bei den Eltern eine Einverständniserklärung für die Lolli-Tests eingesammelt worden, kurz darauf sei dann kommuniziert worden, dass man die Pool-Tests anwenden wird.

Dieses Hin und Her kann Rastätter nicht nachvollziehen. Und was die ganze Strategie „ad absurdum“ führe, sei die fehlende Testpflicht in den Kindergärten. Wer nicht getestet werden will, darf trotzdem kommen.

Verantwortung und Fürsorgepflicht auch den Erziehern und Erzieherinnen gegenüber sieht anders aus.
Mathias Rastätter, Vater aus Rheinstetten

„Das ist eine vorgegaukelte Sicherheit“, findet Rastätter. „Verantwortung und Fürsorgepflicht auch den Erziehern und Erzieherinnen gegenüber sieht anders aus.“ Sein Sohn war bis zu den Osterferien in der Eingewöhnung im evangelischen Kindergarten Regenbogen in Mörsch. „Aufgrund der aktuellen Situation haben wir entschieden, ihn zuhause zu lassen“, sagt der 38-Jährige.

Das sind die harten Fakten, die dafür sprechen.
Sebastian Schrempp, Oberbürgermeister von Rheinstetten zu den Pool-Tests

Seit Anfang April wird in Rheinstetten laut Oberbürgermeister Sebastian Schrempp (CDU) in Kindergärten auf Corona getestet, zunächst im Pilotbetrieb in der städtischen Kita Silberstreifen. In der Wahl zwischen Lolli- und Pool-Tests habe man sich am Ende für die sicherere Variante der Gruppentests auf PCR-Basis entschieden.

„Das sind die harten Fakten, die dafür sprechen“, betont Schrempp. „Wir erkennen mit diesen PCR-Tests eine Infektion zwei bis drei Tage früher.“ Zudem sei die Fehlerquote bei den Antigen-Schnelltests höher.

Träger fürchten Klagen von Eltern

Von den zwölf Betreuungseinrichtungen in Rheinstetten beteiligten sich seit Mitte April alle an den Pool-Tests. Viele Eltern nutzten das Angebot, „ich kann mich nicht daran erinnern, dass in einer Einrichtung weniger als 70 Prozent der Kinder mitmachen“.

Für eine Testpflicht sieht Schrempp derzeit keine Chance. Diese müsse mit einem hohen Infektionsgeschehen begründet werden, und „wir haben nicht die Inzidenzwerte“.

In anderen Städten, in den eine Kita-Testpflicht greife, wie beispielsweise in Mannheim, sei die Inzidenz zum Zeitpunkt des Inkrafttretens deutlich höher gewesen. Außerdem müssten bei einer Testpflicht alle Träger – kirchliche, private und die Stadt – mitmachen.

Man sperre sich nicht gegen eine Testpflicht, sagt Pfarrerin Ann-Cathrin Peters von der evangelischen Kirchengemeinde Mörsch, dem Träger des Kindergartens Regenbogen. Allerdings müsse diese wenn dann einheitlich in der ganzen Kommune gelten. Außerdem befürchte man juristische Klagen von Eltern gegen eine solche Vorgabe, wie es sie auch deutschlandweit gegen die Corona-Testpflicht an Schulen schon gegeben hat.

nach oben Zurück zum Seitenanfang