Die aktuellen Herbsttage gehören zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. „Das kommt uns überraschenderweise zugute“, meinen Nikolaus Zirwes und Thorsten Nees mit Blick auf ihr neues Projekt in der Stadtmitte: Ein riesiges weißes Tuch, zusammengeschnürt mit schwarzer Kordel, verhüllt seit Mittwochmorgen die sogenannte „Ackerdemie“, die alte Gartenhütte auf dem Gelände der neuen Stadtmitte in Rheinstetten-Mörsch.
Der Clou: Das Baumwolltuch wurde großflächig mit Leim bestrichen und anschließend mit Kressesamen besprüht. Bald könnten kleine Pflänzchen darauf wachsen, erklärt Thorsten Nees. „Wir haben das vorher getestet – es funktioniert.“
Ihr jüngstes Kunstprojekt haben Zirwes und Nees nach eigenen Angaben in einer nächtlichen Aktion gestaltet. Zur Verwendung kamen dabei unter anderem 15 Kilogramm Kressesamen, zehn Liter Tapetenkleister und 20 Meter Dachlatten.
Installation in Rheinstetten soll nur wenige Wochen stehen
Die Holzkonstruktion in Verbindung mit dem Tuch verfälscht die ursprüngliche Form und erzeugt einen ungewohnt neuen Gebäudeeindruck. Nikolaus Zirwes: „Die Hütte verändert ihre Form und gibt damit etwas vor, was sie gar nicht ist.“
Wie bereits das Vorgängerprojekt „Koi“, eine Holzlatten- und Folien-Installation, versehen mit einem überdimensionalen roten Karpfen, ist auch dieses Projekt nicht für die Ewigkeit gestaltet worden. Nach Angaben des Projektentwicklers der Neuen Stadtmitte Activ Group ist in wenigen Wochen Schluss mit der kleinen Hütte. Dann kommen die Bagger. Eine weitere Umgestaltung der „Ackerdemie“ ist unwahrscheinlich.
Die beiden Protagonisten des aktuellen Projektes, Zirwes und Nees, sind unter anderem im Vorstand des Kunstvereins Rheinstetten aktiv. „Kressto“ haben sie ihr jüngstes Werk getauft – in Anlehnung an den Künstler Christo, der mit seiner Frau Jeanne Claude ab den 1960er Jahren spektakuläre Verhüllungsprojekte realisierte und damit weltweite Bekanntheit erlangte.
Hommage an Christo, aber eigenständiges Projekt
Das Projekt könne gerne als Hommage an Christo und Jeanne Claude verstanden werden, dennoch sei „Kressto“ eigenständig und habe eine Botschaft: „Das Erlebnis und die Erinnerung an Kunst hält ein Leben lang und ist getrennt von der Existenz des eigentlichen Kunstobjektes – und kann Appetit machen!“