„Elf Freunde müsst ihr sein“, verkündete einstmals Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger. Dass dieser Spruch heute im kommerzialisierten Profi-Sport längst nicht mehr gilt, ist eine Binsenweisheit.
Aber es gibt nach wie vor Sportarten, in denen Freundschaft und blindes Vertrauen noch eine große Rolle spielen. Beim Radball etwa.
Die Radballer des RKV Solidarität Mörsch betonen das unisono. Dabei ist es einerlei, ob dies eine Frau sagt oder ein Mann, ob sie 18 oder er 36 Jahre alt ist. Oder 65.
Abteilung besteht nur noch aus fünf Männern und einer Frau
An der Grenze zum Rentenalter ist Manfred Arbogast, Fachwirt Radball bei der Solidarität. „Ich würde am liebsten selber noch auf dem Spezialrad sitzen und mit Vorder- oder Hinterrad oder auch meinem ganzen Körper den 600 Gramm schweren Filzball mit Rosshaar-Füllung aufs Tor schießen.“
Aber gesundheitliche Probleme hindern ihn. So ist er Trainer der Radballer in der Solidarität.
Die Abteilung war einstmals viel größer. Jetzt besteht sie, einschließlich Arbogast, noch aus fünf Männern und einer Frau.
Und wenn sich einer der männlichen Spieler endgültig entscheidet, Astrophysik nicht in Karlsruhe zu studieren, sondern an einer anderen Uni, dann wird das Nachwuchsproblem umso größer.
Als Arbogast 15-jährig zum Radball kam, war er Teil einer achtköpfigen Truppe, von der er 50 Jahre später als einziger übrig geblieben ist.
Für Mädchen gibt es Schnupperkurse
Andere der vier aktiven Spieler, die an diesem Trainingsabend in der Mörscher Keltenhalle Spaß mit dem Filzball und dem Alufahrrad mit Spezialrahmen und verstärkten Speichen haben, waren ehedem immerhin fünf – und jetzt aus dieser Gruppe alleine. Nachwuchs ist also dringend gesucht.
Die 18-jährige Monja Oberle setzt insbesondere darauf, dass sich auch Mädchen für die Sportart interessieren.
Acht- bis zwölf Jahre alte Mädchen und Jungen haben im Ferienprogramm der Stadt Rheinstetten zweimal die Gelegenheit zu Schnupperkursen.
An den Samstagen 2. und 9. September können sie ab 14 Uhr einmal ausprobieren, wie das mit dem Ballspiel auf dem Fahrrad so geht.
Beim Radball gibt es einiges zu beachten
Wobei die vier Trainingsteilnehmer Bernhard Neu (36), Simon Becker (35) und Robin Vogel (28) zu Bedenken geben, dass nicht von vornherein alles wie am Schnürchen klappt.
Zunächst ist Gewöhnung an das gleichermaßen vorwärts wie rückwärts zu bewegende Rad zu gewinnen. Dazu braucht es Körperbeherrschung, Überblick und Koordinationsfähigkeit.
Monja Oberle, die auch Fußball spielt, schätzt besonders das Zusammenspiel im Kleinen. Man muss sich auf seinen Mitspieler oder seine Mitspielerin 100-prozentig verlassen können. Und die beiden müssen Freunde sein.
Oder im Idealfall sogar Geschwister. Und wenn das alles zusammenpasst und die Abteilung auch wieder größer wird, könnte sich eines Tages Arbogasts Wunsch erfüllen, mal wieder im Wettbewerb zu spielen.
Dann allerdings nicht in einer am Bodensee angesiedelten Liga, wo sie die Verbandsverantwortlichen in Stuttgart einsortieren wollten.
Service
Weitere Informationen gibt es unter Telefon (01 78) 1 54 97 07 oder online unter soli-rheinstetten.com