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I hätt do mol e frog

Woher kommt die Bezeichnung Ufgau?

I hätt do mol e Frog: Woher kommt der Name Ufgau, was bedeutet er und gibt es noch Hinterlassenschaften? Das will BNN Leser Martin Rastetter wissen.

Der Archäologe Heiko Wagner hat die Außenmauern des salischen Wohnturms der Burg Waldenfels untersucht, nachdem die Heimatfreunde diese freigelegt hatten.
Der Archäologe Heiko Wagner hat die Außenmauern des salischen Wohnturms der Burg Waldenfels untersucht, nachdem die Heimatfreunde diese freigelegt hatten. Foto: Ulrich Krawutschke

Von Ulrich Krawutschke

Der Ufgau, auch Ufgowe genannt, ist zunächst eine mittelalterliche Gaugrafschaft, die sich von der Oos (Baden-Baden) über den Unterlauf der Murg (Rastatt) bis nach Karlsruhe (Albgau) erstreckte.

Grob gesagt entspricht der Ufgau dem heutigen Mittelbaden. In der Region spielen die Ufgaugrafen vor allem in Forchheim und Malsch eine Rolle, die als Sitz der Gaugrafen im Ufgau aufgeführt sind. Ihre Bedeutung und Geschichte sind in „Geschichte des Oberrheins“ der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg und in der „Geschichte von Forchheim“ des früheren Forchheimer Heimatforschers Heinrich Ell aufgearbeitet. Dies soweit möglich, denn es liegt noch einiges im Dunkeln.

Nur noch ein kleines Schild weist auf die Burg Waldenfels hin, von den Ruinen ist kaum noch was zu sehen.
Nur noch ein kleines Schild weist auf die Burg Waldenfels hin, von den Ruinen ist kaum noch was zu sehen. Foto: Ulrich Krawutschke

Zur Geschichte: Die Franken haben nach der siegreichen Schlacht 496 gegen die Alemannen die eroberten Gebiete in Gaue aufgeteilt. So ist auch der Ufgau entstanden. In allen den BNN vorliegenden Publikationen wird nirgends auf die Bedeutung des Namens eingegangen, aber Kurt Roth, Rheinstettens Altbürgermeister und im Heimatverein aktiv, hat eine Deutung parat: „Es könnte sein, dass der Name auf Oberes Gau zurückgeht, nämlich das Gebiet nördlich der alemannischen Grenze an der Oos“.

Uf(gau) könnte also für Oberes (Gau) stehen. Urkundlich beginnt die Erwähnung Forchheims um 900, als zeitweiliger Sitz der Ufgaugrafen aber im Jahr 1086, als Kaiser Heinrich IV. unter anderem die Grafschaft Forchheim (comitatus Vorechheim) dem Bischof von Speyer schenkte. Damit reagierte er wohl darauf, dass der damalige Ufgaugraf in Forchheim, Reginbodo I., im Investiturstreit Partei gegen den Kaiser und für den Papst ergriffen hatte.

Vor Reginbodo sind noch als Ufgaugrafen Gebhard (um 940), Kuno (um 987) und Adalbert (um 1041) erwähnt. Reginbodo I. wird bereits 1057 genannt, als das Gut Niederbühl, das in seiner Grafschaft lag, ebenfalls der Bischofskirche in Speyer übergeben wurde. Heinrich Ell geht davon aus, dass Forchheim deutlich älter als die erste urkundliche Erwähnung um 900 ist.

Seine Lage an einer Römerstraße, die Endung –heim und vor allem das Martinspatrozinium deuten auf eine Gründung zur Zeit der fränkischen Landnahme vom fünften bis achten Jahrhundert hin. Zur Namensgebung Vorechheim gibt es ebenfalls unterschiedliche Deutungen: Josef Spörl, Franz Gerstner und Josef Gerstner gehen in ihrem Band „Archivbilder Rheinstetten“ davon aus, dass es „Heim bei den Föhren“ bedeutet, Heinrich Ell dagegen glaubt, dass Forchheim, immer ein Vorort des Ufgaus, ein Grenzgau der Franken gegen die Alemannen war.

Forche bedeute auch Furche und zwar nicht nur als Grenze von Äckern sondern auch größeren Gebieten, deshalb sei Forchheim kein Föhrenheim sondern ein Grenzheim.

Die Herrschaft des Bischof von Speyer dauerte nur kurz, schon 1102 wird als Inhaber der Grafschaft der spätere Markgraf Hermann II. von Baden genannt. Kaiser Heinrich IV. starb 1106 im Alter von 56 Jahren. Nach seinem Tode wurde die Grafschaft Forchheim dem (vermutlichen) Neffen von Reginbodo I., Reginbodo II., zurückgegeben.

Vermutlich hat die Reginbodo-Sippe, die Reginbodonen, nach Aussöhnung mit den Saliern die Grafschaft im Ufgau zurückerhalten. Reginbodo I. hatte sich 1086 nach dem Verlust seines Amtes im Ufgau wohl auf seine Besitzungen um Malsch zurückgezogen und ließ dort die Burg Waldenfels als Spornburg im Wald bei Waldprechtsweier im Gewann Spielfinken errichten.

Reginbodo II. verlegte den Sitz der Grafschaft im Ufgau dann endgültig auf Burg Waldenfels und nannte sich nun bis 1115 Graf von Malsch, später regiert er als Graf des Ufgaus von Malsch aus. Sein Vorgänger Reginbodo I. ist immer als Graf im Ufgau erschienen. 1115 verliert sich die Spur der Reginbodonen. Wahrscheinlich ist das Geschlecht ohne männlichen Erben erloschen.

Da seit 1115 kein Inhaber der Grafschaft Forchheim mehr erscheint, haben vermutlich die Staufer das Comitat Vorechheim an sich gezogen. Von der Burg Waldenfels ist heute nicht mehr viel zu sehen. Die Heimatfreunde Malsch haben zusammen mit dem Archäologen Heiko Wagner 2007/08 Erhaltungsarbeiten vorgenommen und Wagner insbesondere die Außenmauer des salischen Wohnturms untersucht. Heute ist von der Ruine nur noch wenig zu sehen, nur ein kleines Schild weist darauf hin.

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