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Im Sommer keine Seltenheit

Würgeschlange am Epplesee wurde wohl ausgesetzt

Eine besondere Lieferung haben die Beamten im Polizeirevier am Karlsruher Marktplatz erhalten: Ein 21-Jähriger brachte einen Königspython vorbei, den er vorher am Epplesee eingefangen hatte. Die Schlange wurde wohl ausgesetzt.

Ein Königspython
Werden bis zu zwei Meter lang: Königspythons sind eigentlich in Afrika zuhause. In Deutschland sind sie aber auch immer häufiger in Terrarien von Reptilienliebhabern zu finden. Foto: Christian Charisius picture alliance/dpa

Mit ausgebüxten Schlangen oder anderen Reptilien, die eingefangen werden müssen, hat Florian Herr vom Polizeipräsidium Karlsruhe schon ein paar Mal zu tun gehabt. Dass jemand einen Königspython, verpackt in eine Tüte und einen Karton, im Revier abgibt, ist aber auch für ihn eine Premiere.

Ein 21-Jähriger war am Freitagabend mit dem rund einen Meter langen Reptil im Revier am Karlsruher Marktplatz aufgeschlagen. Zuvor hatte er die Würgeschlange am Epplesee entdeckt und kurzerhand eingefangen.

Es ist nicht die erste Schlange, die gefunden wurde.
Jochen Jehle, Vorsitzender Sportfischerverein

Ziemlich unbeeindruckt lässt der Schlangenbesuch am Epplesee den Vorsitzenden des Sportfischervereins Rheinstetten-Forchheim, Jochen Jehle. „Es ist nicht die erste Schlange, die gefunden wurde”, sagt er und schiebt hinter: „Es war ja nix Größeres.”

Einige Fischexemplare, die in dem See lebten, wie etwa der Hecht, kämen da mit 1,30 Metern auf eine stattlichere Größe. Auch ein Krokodil sei schon einmal im Epplesee vermutet worden.

Ausgesetzte Tier sind im Sommer keine Seltenheit

„Es kommt immer mal wieder vor, dass exotische Tiere ausgesetzt werden”, sagt Tatjana Erkert, Sprecherin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). „Vor allem in den Sommermonaten, wenn die Leute in den Urlaub fahren und nicht wissen, was sie mit ihren Schlangen machen sollen.”

Die Königspython ist die meist gehandelte Schlange in Deutschland.
Uwe Wünstel, Direktor Reptilium Landau

Auch Uwe Wünstel, Direktor des Reptiliums in Landau, kann sich nur vorstellen, dass die Pythonschlange am Epplesee ausgesetzt wurde. Der Hype um die Tiere mit dem prächtigen Schuppenkleid sei groß - und mit einem Preis ab 50 Euro auf Reptilienbörsen seien sie sehr erschwinglich.

„Der Königspython ist die meist gehandelte Schlange in Deutschland”, sagt Wünstel. Er geht davon aus, dass in Deutschland über 100.000 der Tiere gehalten werden. Genaue Zahlen gebe es nicht, seit die Meldepflicht für die Tiere vor einigen Jahren aufgehoben worden sei.

Königspython ist für Menschen ungefährlich

Jedes Jahr kontaktierten 50 bis 60 Halter von Königspythons das Reptilium in Landau, weil sie die Würgeschlangen loswerden wollten, beispielsweise wegen eines Umzugs. Für den Menschen sei die Schlange, die bis zu zwei Meter lang werden kann, ungefährlich.

„Wenn sie zuzwickt, tut das kurz weh und es kann auch mal sein, dass es blutet”, sagt Wünstel. „Aber mehr passiert nicht.” Das nachtaktive Tier ernähre sich von Kleintieren wie Mäusen oder Ratten. Auf der Suche nach Nahrung bevorzugten die Pythons kurze Wege. Maximal einen halben Kilometer bis Kilometer legten sie auf der Pirsch zurück.

Python wird bei Kälte inaktiv

Dass die am Epplesee aufgegriffene Schlange ausgebüxt ist und sich aus freien Stücken auf den Weg zum Epplesee gemacht hat, hält er für unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu den in hiesigen Gefilden heimischen Schlangenarten wie Ringelnattern meide sie das Wasser.

Wünstel schätzt, dass ihr ehemaliger Halter sie am belebten Epplesee ausgesetzt hat, damit sie jemand findet und sie in gute Hände gibt. Mehrere Nächte bei Temperaturen würde der Königspython auch nicht überleben: „Wie der Mensch kann er sich eine Lungenentzündung einfangen.”

Wie viele Stunden die Schlange schon im Freien verbracht hatte, als sie am Epplesee eingefangen wurde, steht nicht fest. In einer Tierklinik in Ettlingen wurde sie untersucht und sollte an ein Tierheim übergeben werden.

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