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Familie kennt die Täter

Rheinstettener SPD-Chef mit Familie in seinem Haus angegriffen - Rassismus mögliches Motiv

Kein schöner Empfang: Unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer UNO-Konferenz in New York wurde der 21-jährige Nikolas Karanikolas im Haus seiner Mutter in Rheinstetten angegriffen. "Die haben gerufen: Ich Scheiß-Ausländer, wir bringen euch um."

Tätlich angegriffen wurde der Rheinstettener SPD-Vorsitzende Nikolas Karanikolas und seine Mutter in ihrem Haus in Mörsch.
Tätlich angegriffen wurde der Rheinstettener SPD-Vorsitzende Nikolas Karanikolas und seine Mutter in ihrem Haus in Mörsch. Foto: Weisenburger
Kein schöner Empfang: Unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer UNO-Konferenz in New York wurde der 21-jährige Nikolas Karanikolas im Haus seiner Mutter in Rheinstetten angegriffen. "Die haben gerufen: Ihr Scheiß-Ausländer, wir bringen euch um."

Diesen Rosenmontag hatte sich Nikolas Karanikolas ganz anders vorgestellt.

Der junge Vorsitzende der Rheinstettener SPD war gerade von einer UNO-Konferenz aus New York zurückgekehrt, als drei Menschen in das Haus eindrangen, in dem der 21-Jährige mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern lebt.

Ihr Scheiß-Ausländer, wir bringen euch um
Einer der Eindringlinge

„Es hat geklopft, meine Mutter hat die Tür aufgemacht und bekam sofort einen Schlag ins Gesicht“, erzählt Karanikolas.

„Ihr Scheiß-Ausländer, wir bringen euch um, haben sie geschrien.“ Noch unmittelbar an der Tür entwickelte sich ein Handgemenge. Nikolas Karanikolas, sein Bruder, seine Schwester und ein Freund der Schwester kamen der Mutter zu Hilfe.

Polizeisirenen vertreiben die Angreifer

Die Schwester wählte den Notruf. „Aber erst als die Angreifer die Sirenen der Polizeiautos hörten, ergriffen sie die Flucht“, erzählt er. Karanikolas selbst erlitt eine Bisswunde am Arm und eine Verletzung am Auge.

Seine Mutter hat noch immer zwei blau geschlagene Augen. Bei ihr und bei ihren Kindern wurden Gehirnerschütterungen diagnostiziert.

Auseinandersetzung schon beim Fasching

Die Familie ist erschüttert und kann das Geschehene nicht fassen – vor allem, weil sie die Täter kennen. „Mein Bruder, meine Schwester und ihr Bekannter waren in Neuburgweier und versuchten beim Fasching Karten für eine Benefizveranstaltung für Aidswaisen in Uganda zu verkaufen.“

Dabei, so Karanikolas, seien sie von zwei jungen Leuten angegangen worden, die sie aus dem Ort kennen.

Drohungen auf Instragram

Kurze Zeit später seien die beiden dann in Begleitung einer Frau im Haus der Familie aufgetaucht und hätten sie angegriffen. „Aber damit hat es nicht aufgehört. Nachdem die Polizei weg war, wurde ich über meinen Instagram-Account beschimpft und bedroht“, sagt der 21-Jährige, der die Bundesrepublik als Jugenddelegierter bei einer Sozialentwicklungskonferenz in New York vertrat.

Polizei spricht von wechselseitiger Handgreiflichkeit

Karanikolas kann sich den Übergriff nur als Reaktion auf sein Engagement für Integration erklären. Ob er sich weiter engagieren will, weiß er noch nicht. „Es betrifft ja nicht nur mich. Meine Familie ist gefährdet.“

Bei der Polizei wird der Vorfall als „wechselseitige Handgreiflichkeit am Rande einer Faschingsveranstaltung“ geführt, weshalb sie in den sozialen Medien in der Kritik steht. Auf Twitter betont das Polizeipräsidium Karlsruhe, es gebe unterschiedliche Darstellungen zu dem Vorfall.

Der zuständige Beamte ist in Urlaub

Nach Angaben eines Polizeisprechers seien „zwei Gruppen aneinander geraten“. Von schweren Verletzungen oder einem ausländerfeindlichen Hintergrund sei der Polizei nichts bekannt.

Alkohol sei definitiv nicht im Spiel gewesen. Nikolas Karanikolas war auf dem örtlichen Polizeiposten, um sich nach dem Verlauf der Ermittlungen zu erkundigen. Ihm wurde gesagt, der zuständige Beamte sei in Urlaub.

Solidaritätsbekundungen für Karanikolas

Die Sozialdemokraten im Landkreis Karlsruhe und in Baden-Württemberg erklärten sich derweil mit Karanikolas solidarisch. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Jung forderte, dass die Staatsschutz-Abteilung der Polizei umgehend Ermittlungen aufnehme.

Die Ermittlungen zu dem Überfall auf die Familie des SPD-Vorsitzenden von Rheinstetten dauern weiter an.

der Artikel wurde am 1.3.2020 aktualisiert
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