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50:50 Regel kein Ersatz

Schulleiter aus der Region sehen Klassenteilung wegen Corona kritisch

Nach dem Lockdown im Frühjahr stehen die Schulen wieder am Scheideweg: Kommt nun die Klassenteilung? Schulleiter aus Karlsruhe und Pforzheim halten eher wenig davon.

Eine Lehrerin schreibt in einer Schule an die Tafel.
Pädagogen aus der Region plädieren dafür, den Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Der geschäftsführende Schulleiter der Karlsruher Gymnasien, Uwe Müller, möchte so lange wie irgendwie vertretbar am Präsenzunterricht festhalten. „Das ist in der jetzigen Form zwar anstrengend, funktioniert aber gut“, sagt der Direktor des Max-Planck-Gymnasiums in Rüppurr.

Eine Teilung der Klassen, also die eine Hälfte in der Schule, die andere zu Hause, ist für Müller sowohl aus pädagogischen als auch aus datenschutzrechtlichen Gründen mit hohen Hürden verbunden. Videoaufnahmen aus einem geschützten Raum wie einem Klassenzimmer über das Internet zu übertragen, sei problematisch.

Direktübertragung ins Internet wohl problematisch

Und nur durch eine Direktübertragung des Unterrichts könnten geteilte Klassen in der Schule und zuhause gleichzeitig unterrichtet werden. Auch Michael Wochner, geschäftsführender Schulleiter der Karlsruher Realschulen, erklärt: „Technisch ist eine Umstellung auf Fernunterricht vielleicht möglich.“ Aus pädagogischer Sicht spreche aber vieles für die Arbeit mit ganzen Klassen in der Schule, sagt der Rektor der Sophie-Scholl-Realschule.

Für Matthias Schmauder, Direktor des Richard-Wagner-Gymnasiums Baden-Baden und zugleich geschäftsführender Direktor der Baden-Badener Gymnasien, hätte die Klassenteilung den Vorteil, dass die Schulen die Abstandsregeln besser einhalten könnten und sie zu einer Entzerrung der angespannten Situation im morgendlichen Schüler-Busverkehr beitragen könnte.

Seiner Ansicht nach hat dieses Modell aber deutlich mehr Nachteile. Eine stundenweise Umsetzung lasse sich nur sehr schwer organisieren, das Ganze müsste tageweise erfolgen. Die halbe Klasse, die sich im Home-Schooling befindet, hätte keine Betreuung durch eine Lehrkraft, da diese ja den Präsenz-Unterricht mit der anderen halben Klasse halten müsse.

Eine Übertragung des Unterrichts aus dem Klassenzimmer per Kamera sei aus Datenschutzgründen im Hinblick auf die Lehrer und die präsenten Schüler nicht erlaubt, da sich Eltern oder Dritte die Übertragung anschauen könnten. Schmauder zufolge könnten die Schüler im Home-Schooling nur Arbeitsblätter bearbeiten, worunter der Unterrichtsstoff und die pädagogische Qualität litten.

Die Schulen sind nicht das Kernproblem. Wir sollten uns nicht in Aufregung versetzen lassen.
Kai Adam, Rektor am Pforzheimer Reuchlin-Gymnasium

Die Teilung der Klassen sieht auch Kai Adam, Rektor am Pforzheimer Reuchlin-Gymnasium kritisch und verweist noch auf einen weiteren Aspekt. Dass Schüler zu Hause lernen, sei auch für die Eltern eine Belastung. Hinzu komme, dass das Reuchlin-Gymnasium technisch und personell nicht in der Lage wäre, die Hälfte der Schüler zuhause zu betreuen.

Adam glaubt auch nicht, dass die Verschärfung notwendig wird, weil die Maskenpflicht an der Schule Wirkung zeige. „Ich bin vorsichtig optimistisch“, sagt er und plädiert für gegenseitige Rücksichtnahme und Gelassenheit. „Die Schulen sind nicht das Kernproblem. Wir sollten uns nicht in Aufregung versetzen lassen.“

Kein erhöhtes Infektionsrisiko unter Schülern

Seine Einschätzung scheinen die Zahlen des Landesgesundheitsamts zu bestätigen: Ein erhöhtes Infektionsrisiko ist bei Schülern nach den Erhebungen bisher nicht festzustellen. Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre sind in Baden-Württemberg deutlich weniger von einer Corona-Infektion betroffen als der Landesdurchschnitt. Außerdem sind dem Landesgesundheitsamt keine größeren Infektionscluster an Schulen bekannt.

„Die 50:50-Regelung wird bei Eltern auf Protest stoßen“, ist sich Joachim Eichhorn, Schulleiter der Kirnbachschule (Grund- und Werkrealschule) in Niefern, sicher. Falls die Regel kommen sollte, würde die Schule eine Wochenlösung favorisieren, bei der sich die Klassenhälften wochenweise beim Präsenzunterricht abwechseln. Mittwochs wäre allerdings ein weiterer Wechsel, aber nur für diesen einen Wochentag, „damit die Schüler den Bezug zur Schule nicht verlieren“, erklärt Eichhorn. Der Schulleiter hofft, dass bei einem geteilten Unterricht keine Maske getragen werden muss, weil die Schüler mehr Abstand halten können.

Weitere Maßnahmen im Schulbereich sind umstritten. Vor allem der Bund hatte vor dem Treffen am Montag auf einheitliche und strengere Auflagen für Schulen gedrängt, konkrete Vorschläge dann aber wieder vom Tisch genommen. Im ursprünglichen Papier für die Beratungen war etwa eine Maskenpflicht für Schüler aller Jahrgänge und für Lehrer auch im Unterricht vorgesehen und eine Halbierung von Klassen.

Bereits bei den Vorberatungen am Wochenende war allerdings deutlich geworden, dass es dafür keine Mehrheit geben würde. Denn die meisten Länder wollen aktuell an den Regelungen nichts ändern. Einig ist man sich im Grundsatz, dass die Schulen auf jeden Fall geöffnet bleiben sollen

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