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Schnelles Internet für Wohnqualität

So läuft der Ausbau des Glasfaser-Netzes im Landkreis Karlsruhe

Noch immer kommt es zu Doppelverlegungen im Breitbandausbau. Grund dafür ist der Wettbewerb an falscher Stelle, kritisiert die Gesellschaft Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe. 5.000 Anschlüsse hat diese bereits unter die Erde gelegt.

Damit die Kommunen zukunftsträchtig sind, kommt das Glasfaserkabel: 5.000 Anschlüsse hat die Gesellschaft Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe bereits unter der Erde verlegt.
Damit die Kommunen zukunftsträchtig sind, kommt das Glasfaserkabel: 5.000 Anschlüsse hat die Gesellschaft Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe bereits unter der Erde verlegt. Foto: Uwe Anspach/dpa

Im Corona-Jahr wird beinahe jede Konferenz digital abgehalten. Wenn der Nachbar zeitgleich eine Serie streamt, kommen die Internet-Verbindungen im ländlichen Raum an ihre Grenzen. Das will der Landkreis Karlsruhe ändern und setzt dazu auf Glasfaser.

Er gründete 2014 gemeinsam mit Stadtwerken und Kommunen die Gesellschaft Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe (BLK). 2020 ist der Ausbau der Infrastruktur an einigen Orten vorangekommen. Die wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet unser Redaktionsmitglied Janina Keller.

Welche Wirkung hat die Corona-Pandemie?

Innerhalb einer Woche nach dem ersten Lockdown im Frühling erreichte das Netz der BLK die doppelte Auslastung, teilt Ragnar Watteroth, Geschäftsführer der BLK und Finanzdezernent des Landkreises Karlsruhe, mit. „Ursprünglich haben wir damit geplant, dass sich die Auslastung nur alle drei Jahre verdoppelt“, so Watteroth.

Welche finanziellen Mittel hat der Kreis?

Die Gesamtfördersumme für den Glasfaserausbau im Landkreis Karlsruhe beträgt derzeit 28,93 Millionen Euro. Davon kommen 17,5 Millionen Euro vom Land, 7,87 Millionen vom Bund, weitere 3,56 Millionen Euro aus der Kofinanzierung beider Akteure. „2020 war ein Turbo-Ausbaujahr für unsere Kommunen“, sagt Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. 90 Prozent der förderfähigen Kosten werden durch die verschiedenen Programme bezuschusst. Somit bleibe auf kommunaler Seite in Eigenanteil von zehn Prozent hängen, ergänzt Ragnar Watteroth.

An welchen Standorten geht es voran?

Das Land Baden-Württemberg genehmigte Anfang Dezember weitere 224.000 Euro für den Breitbandausbau im Landkreis Karlsruhe. Das Geld wird in Walzbachtal eingesetzt, um die in Binsheim am Weiler stehenden Häuser an das Backbone-Netz anzuschließen. Hierfür gibt es weitere 280.000 Euro vom Bund. 2021 sollen die Arbeiten vergeben werden, so der Landkreis. „Wenig besiedelte Gebiete im ländlichen Raum haben wenig bis keine Aussicht, in absehbarer Zeit von den großen Telekommunikationsunternehmen Glasfaseranschlüsse zu bekommen“, kritisiert Landrat Christoph Schnaudigel. Diese Versorgungslücke in stark unterversorgten Gebieten wolle man schließen. Ein Gewerbegebiet in Waghäusel, die Aussiedlerhöfe in Zaisenhausen oder das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal: Die Ausschreibungen laufen, die Umsetzung soll 2021 beginnen. „Wir sind zügig und robust unterwegs“, so Ragner Watteroth.

Wie weit ist man mit dem Ausbau bereits gekommen?

Von der Klinik bis zum Großgewerbe, vom Landwirt bis zum Einfamilienhaus: Das ursprüngliche Ziel von 4.000 Kunden habe man in diesem Jahr erreicht, sagt BLK-Geschäftsführer Watteroth. Über 5.000 Anschlüsse wurden unter die Erde gebracht, wenn auch noch nicht alle in Nutzung sind.

Wie steht es um die Aufgreifschwelle?

Die Aufgreifschwelle gibt die Leistung vor, ab welcher der Bund mit einer Förderung in den Ausbau der Infrastruktur einsteigen darf. Diese steigt 2021 auf eine Internet-Leistung von 100 Megabit pro Sekunde an. Sprich: Überall, wo die Infrastruktur weniger bietet, darf die BLK handeln. Zunächst gelte das nur für Schulen, Rathäuser, Gewerbegebiete und ähnliches, so Watteroth. Für Wohnhäuser fällt die Schwelle erst ab 2023.

Welche Probleme stehen der BLK noch im Weg?

Das neue Telekommunikationsgesetz schreibt weiterhin einen Wettbewerb der Infrastruktur vor. Dadurch entstünden Doppelverlegungen von Netzen, kritisiert Watteroth. Vielmehr wünsche man sich einen Wettbewerb auf dem Netz. „Das ist vergleichbar mit der Strom- oder Gasversorgung“, sagt er. Das Netz wird einmalig verlegt und kann über eine Gebühr auch von anderen Anbietern bespielt werden. Der Kunde sucht letztlich das beste Angebot aus.

Warum brauchen Kommunen den Breitbandausbau?

Der ländliche Raum werde immer attraktiver, etwa durch bezahlbaren Wohnraum oder eine gute Struktur für Familien, sagt Sven Weigt, Bürgermeister der Gemeinde Karlsdorf-Neuthard. Ein guter Internet-Anschluss sei für viele weiterhin entscheidend für die Wahl des Wohnortes. „Glasfaser ist nicht einfach so mal schnell gelegt“, betont Weigt. Als Kommune müsse man handeln, wenn die Privatanbieter es nicht tun. Der Ist-Zustand sei nicht zukunftsträchtig.

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