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Festessen aus der Kochbox

So lief das Weihnachtsmenü „to go“ beim Ettlinger Erbprinz

Gänsebraten oder Veggie-Menü - wegen des Lockdowns sind viele Profi-Köche dazu übergegangen, ihr Weihnachtsmenü in diesem Jahr „to go“ anzubieten. Dabei sind viele sehr kreativ geworden.

Gänse-Menü zum Selbermachen: Andre Lude aus der Küche des Erbprinz in Ettlingen präsentiert die Gänse-Box zum Mitnehmen. Vorpeisen, Beilagen und Desserts sind zum Teil vorgekocht in Gläsern verpackt oder schon ganz fertig. Der Vogel kommt später in den Ofen.
Gänse-Menü zum Selbermachen: Andre Lude aus der Küche des Erbprinz in Ettlingen präsentiert die Gänse-Box zum Mitnehmen. Vorpeisen, Beilagen und Desserts sind zum Teil vorgekocht in Gläsern verpackt oder schon ganz fertig. Der Vogel kommt später in den Ofen. Foto: Andrea Fabry

Corona? Lockdown? Weihnachten? Für Küchenboss Ralph Knebel und seinen Sous-Chef Peter Kubach vom Ettlinger Erbprinz macht das in diesen Tagen kaum einen Unterschied. Schon früh am Morgen wird in der Küche des Traditionslokals gewirbelt. Zehn Männer und Frauen rühren, rösten, braten, köcheln und richten, was das Zeug hält. In der Küche ist Hochbetrieb. Draußen in den Gaststuben aber herrscht gähnende Leere.

Weihnachtsmenü „to go“ - so lautet in diesem Jahr die Antwort vieler Köche auf die Pandemie und die damit verbundene Zwangsschließung. Die Gäste dürfen die nach ihnen benannten Stuben nicht aufsuchen, stattdessen muss das Essen in ihre Stuben gelangen. Doch wie?

Darüber haben sich viele Restaurants und Küchenchefs in den vergangenen Wochen den Kopf zerbrochen. Die Ideen sind vielfältig und das Angebot groß. Es reicht vom Gänse-Taxi, bei dem der Vogel den Hungrigen gebraten ins Haus flattert bis hin zur fix und fertig bestückten Kochbox mit Anleitung zum Selbermachen.

Anlieferung oder Abholung?

Vor der Bestellung gilt es für die hungrigen Kunden aber erst einmal eine Frage zu beantworten: Anlieferung oder Abholung? „Wir hätten uns lieber für Anlieferung entschieden“, sagt Sabine Lauterbach aus Karlsruhe-Durlach.

Alle Restaurants, die uns gefallen hätten, hatten nur Abholung im Angebot.
Sabine Lauterbach, To-Go-Abholerin aus Karlsruhe-Durlach

Weil die Ehefrau und zweifache Mutter ihren Lieben zu Weihnachten nicht gerade Pizza oder Burger vom Fahrradboten bringen lassen wollte, musste sie in länger suchen. Vergeblich. „Alle Restaurants, die uns gefallen hätten, hatten nur Abholung im Angebot. Andere waren schon ausgebucht und für das Gänse-Taxi aus dem Albtal war die Anfahrt zu lange“, sagt sie. Letztlich entschieden sich die Lauterbachs also für die Abholung des Menüs aus einem bekannten Restaurant um die Ecke.

Auch das Ehepaar Backhaus aus Karlsruhe nutzte das schöne Wetter am ersten Weihnachtsfeiertag, um das Menü in einem ihrer Lieblingslokale, dem Erbprinz, abzuholen. „Wir mögen das Essen hier sehr und das Menü klang verlockend“, erklärt Frau Backhaus. Der Gatte nickt. Der Erbprinz gehört seit Jahrzehnten schon zur Familientradition.

Für viele geht es ums Überleben - aber nicht nur

Mit dem To-Go-Geschäft geht es für viele traditionelle Restaurants um mehr als nur das nackte Überleben. Es geht auch darum, langjährige Kunden nicht zu enttäuschen. „Der 25. Dezember ist traditionell unser stärkster Tag im Jahr“, sagt Carolin Dörner, die Direktorin des ersten Hauses am Platz. Vom beliebten und stets ausgebuchten Weihnachtsbrunch gehe die Arbeit an diesem Tag mit dem Mittagessen nahtlos in den Nachmittagskaffee und schließlich in das festliche Weihnachtsmenü am Abend über. Bis zu 450 Gäste kommen und gehen an so einem Weihnachtsfeiertag.

Ganz so viele Kunden könne man mit dem To-Go-Angebot leider nicht erreichen. Aber immerhin: Zwischen dem 24. und dem 27. Dezember werden laut Carolin Dörner täglich zwischen 200 und 250 Kochboxen abgeholt. Zur Auswahl stehen zwei festliche Menüs für bis zu vier Personen. Eines ist mit, das andere ohne Fleisch. Und natürlich gibt es auch die traditionelle Weihnachtsgans. Von der werden locker vier bis fünf Personen satt. Preislich kommen die Kunden dabei sogar ein bisschen günstiger weg als im Lokal, wo Getränke und Trinkgelder noch zu bezahlen wären.

Es ist alles fix und fertig, nur ein kleines Bisschen muss man noch selber machen.
Carolin Dörner, Direktorin Erbprinz Ettlingen

Damit das gute Essen auf dem Heimweg nicht abkühlt und ungenießbar wird, hat Küchenchef Knebel - wie viele andere Köche auch - Gänge kreiert, die sich zu Hause problemlos erwärmen oder zu Ende kochen lassen. Alles ist in Gläsern umweltfreundlich verpackt, zur Sicherheit gibt es bei der Abholung noch eine ausführliche Anleitung mit Bildern. „Es ist alles fix und fertig, nur ein kleines Bisschen muss man noch selber machen“, sagt Carolin Dörner.

Im Fall des Erbprinz-Menüs kann so jeder von sich behaupten, einmal als rechte Hand eines Michelin-Chefs tätig gewesen zu sein. Wenn das kein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk ist!

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