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Pro & Kontra

Sollten SUVs aus Innenstädten verbannt werden?

Ein SUV rast in Berlin unkontrolliert auf einen Gehweg und erfasst vier Fußgänger, die dabei ihr Leben verlieren. Jetzt streitet Deutschland: Sollten SUVs aus Innenstädten verbannt werden? Zwei BNN-Redakteurinnen sind unterschiedlicher Meinung.

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Sollten SUVs aus Innenstädten verbannt werden? Foto: BNN

Ein SUV rast in Berlin unkontrolliert auf einen Gehweg und erfasst vier Fußgänger, die dabei ihr Leben verlieren . Jetzt streitet Deutschland: Sollten SUVs aus Innenstädten verbannt werden? Die Grünen und die Deutsche Umwelthilfe sind dafür.

SUV-Befürworter und Autoindustrie, die gerade den Bau eines neuen E-Modells von Porsche in Stuttgart feiern , empfinden die Kritik als unsachlich: Der Tod der Menschen werde für die Diskussion missbraucht.

Pro (Tanja Starck): " SUV-Fahrer vergessen gern, dass sie nicht alleine auf der Straße unterwegs sind."

Es gibt Autos, die passen einfach nicht in Innenstädte - SUVs gehören dazu. Mit dem Berliner Unfall wurde eine Diskussion angestoßen, die man sowieso hätte längst führen müssen. Allein, dass SUV-Fahrer jammern, es gäbe in vielen Parkhäusern keine ausreichenden Parkbuchten für sie und ihre Fahrzeuge, zeigt doch, dass Städte nicht auf diese Fahrzeuge und schon gar nicht auf ihre zunehmende Anzahl - jeder fünfte Neuwagen ist immerhin ein SUV - ausgerichtet sind.

Zudem geht es um die Frage, wie gefährlich und schädlich ein Auto für andere Verkehrsteilnehmer ist. SUV-Fahrer vergessen gern, dass sie nicht alleine auf der Straße unterwegs sind und ihre Fahrweise ein Problem für andere sein kann.

Wer ein kleines Auto fährt, wegen der potentiellen Parklücken das perfekte Stadtauto, weiß, wie unangenehm es sein kann, hinter einem SUV fahren zu müssen. Selbst bei gut gewähltem Sicherheitsabstand macht der Bremsweg der SUVs keine Freude. Dank ihrer wuchtigen Reifen und ordentlichem Eigengewicht bremsen sie die anderen einfach aus. Was schnell zum Unfall führen kann. Vorausschauendes Fahren können Klein-Pkw-Fahrer hinter SUVs sowieso vergessen. Die Sicht hinter so einem Sport-Gelände-Fahrzeug ist gerne eine Nullnummer.

Auch für Fußgänger ist sie ein Problem. Wer die Straße überqueren möchte, sieht oft nicht, ob hinter einem SUV ein weiteres Auto kommt. Parken die großen Fahrzeuge an der Straße, muss sich der Fußgänger weit auf die Straße wagen, um etwas zu sehen. Treffen sich ein Radfahrer und ein SUV in einer engen, zugeparkten Straße, ist rechtmäßiges Überholen kaum möglich - was viele Autofahrer aber nicht daran hindert.

Und kommt es zu einem Unfall mit einem SUV, dann geht es in der Regel für den Fahrer des gemütlichen und großen Fahrzeugs gut aus. Die Verletzten sind dafür die schwächeren Verkehrsteilnehmer, wie Klein-Pkw- oder Radfahrer und Fußgänger.

Kontra (Julia Falk): "Die Forderung der Grünen, SUVs aus Innenstädten zu verbannen, ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern auch unprofessionell."

Der Mensch braucht immer einen Sündenbock, denn der ist oft viel einfacher zu finden als die wahren Hintergründe. Nun ist es also der SUV. Jüngster Auslöser ist der tödliche Unfall in Berlin, der auch deshalb so tragisch ist, weil auch ein Kleinkind sein Leben verlor. Obwohl der genaue Unfallablauf auch fünf Tage danach noch nicht geklärt ist – den Schuldigen haben viele Menschen schon gefunden: das Auto.

SUVs sind groß, teuer, verpesten die Umwelt durch hohen Spritverbrauch – und sie können gefährlich werden ob ihrer Masse. Trotzdem: Ein Auto alleine baut keinen Unfall. Vielmehr passieren die Unglücke durch menschliches Versagen, im Berliner Fall halten die Ermittler einen epileptischen Anfall des Fahrers für wahrscheinlich.

Der schlimme Unfall wäre also auch passiert, wenn der Mann in einem Renault Twingo oder einem Audi A1 gesessen wäre – vermutlich mit demselben Ausgang. Denn darüber, ob ein Unfall tödlich enden muss oder nicht, entscheidet mehr die Geschwindigkeit als das Gewicht. Wer SUVs aus Innenstädten verbannen möchte, müsste das für alle motorisierten Fahrzeuge fordern, also auch für den Paket-Sprinter, den Lieferwagen vom Supermarkt und den Taxi-Bus.

Die Forderung der Grünen, noch bevor die Unfallermittlungen abgeschlossen sind, ist insofern nicht nur zu kurz gedacht, sondern auch unprofessionell. Vielmehr sollte darüber nachgedacht werden, wie die Innenstädte für alle sicherer gemacht werden können. Sei es durch ein generelles Tempo-30-Limit innerorts – oder durch gänzlich autofreie Innenstädte. Nicht nur welche ohne SUVs.

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