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Girokonto-Gebühr kommt später

Sparkasse Karlsruhe auf strammem Wachstumskurs

In der Technologieregion gibt es immer noch relativ viele Banken. Michael Huber, Chef der Sparkasse Karlsruhe, sieht noch viel Kunden-Potenzial für sein Institut. Dabei hat er auch Konzernbanken im Blick.

Sonnige Zeiten für die Sparkasse: Das Karlsruher Geldhaus hat sich eine Wachstumsstrategie veordnet. Potenzial für neue Kundschaft gebe es in der Technologieregion.
Die Sparkasse Karlsruhe hat sich eine Wachstumsstrategie verordnet. Potenzial für neue Kundschaft gebe es in der Technologieregion. Foto: Rake Hora

Die Sparkasse Karlsruhe will in den kommenden Jahren in der Region kräftig wachsen – und hat dafür unter anderem 30 neue Stellen für die Kundenbetreuung geschaffen. „Die neue Strategie 2030 ist auf Wachstum gepolt“, so Vorstandschef Michael Huber auf BNN-Anfrage. Man werde in den kommenden Jahren weniger auf Kostensenkungen setzen.

Damit legt das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut den Hebel um: ab 2013 trat es massiv auf die Kostenbremse. Damals gab es beispielsweise noch über 80 Filialen, in denen Banker arbeiteten – jetzt sind es noch 39. Auch die internen Prozesse wurden optimiert – durch die EZB-Zinspolitik sei dies nötig gewesen.

Nun also die Wachstums-Offensive. Auf dem heftig umkämpften Markt der Technologieregion mit ihren relativ vielen Anbietern sehe er noch Potenzial, sagt Huber. Konkret spricht er die Konzernbanken an – es sind also Institute wie die Deutsche Bank und Commerzbank, denen er in der Region Marktanteile streitig machen will. Der Kreditbestand soll bis 2030 auf über 10,5 Milliarden Euro wachsen. Den Wertpapier-Bestand der Kundinnen und Kunden wollen die Sparkassen-Strategen von 2,2 auf 4,2 Milliarden Euro nahezu verdoppeln.

In der Erfolgsspur sieht sich die Sparkasse mit ihrer Strategie 2030 schon jetzt. So habe man im vergangenen Jahr 6.102 neue Girokonten für die Kundschaft eröffnet, 2020 waren es noch 3.328.

Allerdings kommt die Gebühr fürs Girokonto. Huber hatte sie eigentlich bereits für dieses Jahr angekündigt. Aus juristischen Gründen werde es wohl „eher 2023“. Das Wachstum werde dadurch nicht gehemmt, so Huber. „Der Preis wird hoch attraktiv sein, weil er enorme Treuerabatte bietet“, sagt er.

Zahlreiche weitere Kreditinstitute haben sich – wie berichtet – bereits vom Gratis-Girokonto verabschiedet. Bei der Sparkasse Karlsruhe wurde ab 2007 grundsätzlich keine Gebühr verlangt. Huber verspricht übrigens mit Blick auf die Wachstumsstrategie, dass man neue Kunden gegenüber Stammkunden nicht bevorzugen werde.

Kräftig hinzugewinnen wolle man auch bei junger Kundschaft. Mit Blick auf Internetbanken – die naturgemäß andere Kostenstrukturen haben – ist es Huber nicht bange, wie er im BNN-Gespräch deutlich macht. Er nennt ein Beispiel: Die Banking-App der Sparkassen sei von der unabhängigen „Stiftung Warentest“ zum Testsieger gekürt worden. „Sie schnitt besser als die der Internet-Banken ab“, unterstreicht Huber. Und personenbesetzte Filialen werde man auch künftig haben. Huber rechnet Ende des Jahrzehnts noch mit etwa 30 Geschäftsstellen, plus SB-Filialen.

Zeit des Notsparens ist bei Kunden offenbar vorbei

Trotz Corona haben sich bei der Sparkasse die Verhältnisse normalisiert, wie ein Blick in die Bilanz zeigt. 2020 war der Einlagenbestand noch um satte 11,2 Prozent gestiegen – in Nullzinsseiten wollen Banken aber keine solche Geldschwemme. „Das war im Jahr 2020 Notsparen“, spricht Huber das Kundenverhalten im ersten Corona-Jahr an. Inzwischen werde wieder relativ normal konsumiert.

An Einlagen stehen nun 7,899 Milliarden Euro in der Bilanz – ein moderates Wachstum von 4,3 Prozent. Im Gegenzug ist der Kreditbestand aber um 9,4 Prozent auf 7,809 Milliarden Euro gestiegen. „Wir haben unsere Marktposition ordentlich gespielt“, kommentiert Huber diese Steigerung.

Ein Treiber im Kreditgeschäft ist nach wie vor die Wohnbaufinanzierung: Für diese wurden 959 Millionen Euro an neuen Krediten zugesagt – ein Plus von 47 Prozent.

Das Provisionsgeschäft ist in EZB-Negativzins-Zeiten wichtiger denn je – offenbar greifen die Argumente der Banker zunehmend bei der Kundschaft. Statt auf Tages-, Festgeldkonto und Co Vermögen anzulegen, wird verstärkt auf Wertpapierdepots gespart. Im vergangenen Jahr haben die Sparkassenkunden so 209 Millionen Euro neu angelegt – ein Zuwachs von 60 Prozent.

Sparkasse baut in Ettlingen für 20 Millionen Euro

Haupteinnahmequelle von mittelständischen Kreditinstituten bleibt aber der Zinsüberschuss. Gemessen an der Kenngröße der durchschnittlichen Bilanzsumme ist er auf 1,55 (zuvor: 1,62) Prozent gesunken.

Unter dem Strich hat die Sparkasse 10,4 (2020: 9,9) Millionen Euro verdient. Aktuell investiert sie übrigens in ihr 20-Millionen-Euro-Projekt „Ettlingen/Marktplatz“. Die komplett neue Filiale samt Finanzdienstleistungszentrum soll im vierten Quartal in Betrieb gehen – für Ladenflächen habe man weitere Mieter gewonnen.

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