Als sich der schön schlichte Festakt dem Ende näherte, wurde es auf einmal ziemlich Dunkel auf dem Podium. Eine schwarze Wand baute sich hinter Martin Wacker auf. Der Moderator der sogenannten Sportgala 2022, deren zentraler Programmpunkt die Ehrung der Karlsruher Sportler des Jahres 2021 war, hatte nach der Überreichung der Goldenen Pyramide an die Kanuten Saied Fazloula und Sophie Koch die Preisträger in der Kategorie „Mannschaft des Jahres“ auf die Bühne gebeten.
Die Zweitligaspieler des 2021-Vizemeisters Baden Volleys ließen sich nicht lange bitten und boten in ihrer schwarzen Mannschaftskleidung einen beeindruckenden Hintergrund, als Kapitän Jens Sandmeier die Trophäe Richtung Scheinwerfer stemmte.
Karlsruher „Sportgala“: Restart als Experiment
Die Preisverleihung war ein „Experiment und Restart“, wie der Karlsruher Sportbürgermeister Martin Lenz den Ehrenabend bezeichnete. Bis zum Jahr 2019 hatten Stadt und Sportkreis die Sportler des Jahres im Rahmen des „Sportlerballs“ ausgezeichnet.
2020 musste das für Ende März wiederum in der Badnerlandhalle geplante gesellschaftliche Ereignis wegen Corona kurzfristig abgesagt werden. 2021 fand die Proklamation dann als reine Online-Ausgabe statt. Weil auch im Frühjahr 2022 an eine Massenveranstaltung nicht zu denken war, sich die Lage aber im Sommer entspannte, entschieden sich die Veranstalter für ein alternatives Format in kleinerem Rahmen.
Sportler stehen im Mittelpunkt
„Digital war keine Option mehr, eben so wenig wie wegzutauchen und nichts zu machen. Wichtig war uns, die Sportler wieder in Präsenz zu ehren“, erklärte Lenz. Und so traf sich die bewusst in überschaubarer Größe gehaltene Karlsruher Sportfamilie am für derartige Ereignisse ungewohnten Dienstagabend in der sonst vor allem für Gottesdienste genutzten ICF-Eventhall in der Griesbachstraße.
Wie Lenz sagte, verstünden Stadt und Sportkreis das erstmals praktizierte Modell„als Test für die Zukunft“, das sie weiterentwickeln und als „geselliges Miteinander etablieren“ wollten. 2023 sollen die Sportler des Jahres 2022 dann aber wieder im Frühjahr geehrt werden und, wie am Dienstag, die Sportler im Mittelpunkt stehen und nicht das Rahmenprogramm.
Die Showeinlage des einstündigen Hauptteils beschränkte sich denn auch auf einen umjubelten Auftritt der Combo Hip-Hop Kulturzentrum von Breakdancer Chau-Lin und seinen zwei Mittänzern. Der in Rastatt aufgewachsene und mittlerweile in Karlsruhe beheimatete Tanzsportler wird womöglich bei der Preisverleihung 2025 nicht nur als Entertainer auftreten, sondern auch als zu Ehrender. Schließlich ist „Breaking“ bei den Spielen 2024 in Paris erstmals olympische Sportart und Chau-Lin der beste Deutsche und heißer Kandidat für einen der 16 Startplätze.
Goldene Pyramiden für Sophie Koch und Saied Fazloula
Die Spiele in Tokio hatten der Wahl der 2021-Sportler ihren Stempel aufgedrückt. Rheinbruder Fazloula, der freudestrahlend zum zweiten Mal die Goldene Pyramide in Empfang nahm, hatte sich für das Flüchtlingsteam für Tokio qualifiziert. Er war nach einer Anreise-Odyssee knapp am Finale vorbei gepaddelt, will 2024 aber Versäumtes nachholen. „Ich will angreifen“, sagte Fazloula.
Vereinskollegin Sophie Koch war im Zweier-Canadier gar Vierte geworden. Die Karlsruher Sportlerin des Jahres 2021 konnte aufgrund ihrer Verpflichtungen bei der Bundespolizei an der Gala nicht teilnehmen. Auch die zweitplatzierte Gewichtheberin Sabine Kusterer sowie der ebenfalls mit Silber dekorierte Tennisprofi Yannick Hanfmann, der gerade ins Davis-Cup-Team berufen wurde, sowie Mittelstreckenläufer Christoph Kessler auf Rang drei konnten den vielleicht doch suboptimalen Dienstagtermin nicht wahrnehmen.
Sarah Brüßler, die bereits dreimal auf Platz eins gewählt worden war, landete diesmal auf Rang drei. Die in Tokio hinter den Erwartungen gebliebene Kanutin gestand im Interview ihr ambivalentes Verhältnis zu Olympia ein. Die Spiele seien „eine super Bühne“, aber die Ringe seien nur noch „reines Markensymbol“ und dem IOC unter Präsident Thomas Bach gehe es „nur ums Geld“. An der neuen Sportgala hatte sie dagegen wenig auszusetzen. „Der informelle Rahmen gefällt mir besser. Es war ein schöner Abend.“