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Preis-Verleihung in Neuried

Stadtbahntunnel und KIT- Zwei Architekturpreise gehen nach Karlsruhe

Zwei Badische Architekturpreise gehen nach Karlsruhe. Der Stadtbahntunnel nach einem Entwurf des Münchner Büros allmann wappner erhält den Preis der Jury. Den Design Award nehmen drei KIT-Studenten entgegen.

Stadtbahntunnel Karlsruhe
U-Haltestelle Kongresszentrum: Der Stadtbahntunnel Kalrsruhe wurde mit dem Badischen Architekturpreis der Jury ausgezeichnet. Foto: Ulrich Coenen

Jürgen Grossmann liebt seine Heimat ebenso wie die große Geste. Die Verleihung des zweiten Badischen Architekturpreises am Samstagabend im Europäischen Forum am Rhein in Neuried im Ortenaukreis war ein wenig anders als andere Architekturpreise und hatte einen Hauch von Hollywood.

Der aus Bühl stammende Stifter der Auszeichnung, die 2019 erstmals verliehen wurde, rollte bei der Gala für die Preisträger, wie bereits bei der Premiere vor drei Jahren, den roten Teppich aus.

„Er ist auch noch ein wenig größer als 2019“, erklärt Grossmann gegenüber dieser Zeitung. Glamour ist ihm wichtig. Grossmann will auf großer Bühne für gute Architektur werben.

Die Qualität der eingereichten Arbeiten ist deutlich besser als beim ersten Mal.
Jürgen Grossmann, Stifter des Badischen Architekturpreises

Weil der Stifter selbst Architekt ist, beteiligt er sich ganz bewusst nicht am Bewerbungs- und Vergabeverfahren für die Auszeichnung. Die überaus positive Resonanz nimmt er allerdings mit Befriedigung zur Kenntnis. 181 Objekte wurden eingereicht, das Publikum gab online 22.829 Stimmen ab, um die Sieger in sechs Kategorien zu küren. Das sind rund 2.500 Stimmen mehr als vor drei Jahren.

Die Zahl der Bewerbungen ging allerdings zurück. 2019 waren es 240. „Die Qualität der eingereichten Arbeiten ist allerdings deutlich besser als beim ersten Mal“, sagt Grossmann. „Außerdem erhalten wir inzwischen Bewerbungen für in Baden realisierte Bauten von Büros aus ganz Deutschland.“

Der Preis hat ein zweistufiges Verfahren, dessen demokratischen Ansatz Grossmann gerne betont. Nicht nur Architekten, sondern jeder konnte bis zum 20. Mai online Gebäude vorschlagen. Aus den 181 Einreichungen wählte eine Fachjury am 1. Juli in sechs Kategorien jeweils drei Objekte aus.

So ganz traut der Stifter den Laien dann doch nicht. Die Sieger in diesen Kategorien bestimmte das Publikum anschließend bis 30. September per Abstimmung im Internet. Die Preise in den sechs weiteren Kategorien wurden entweder durch die Jury oder wie der Ehrenpreis und der All Stars Award direkt durch den Stifter vergeben. 2019 waren es übrigens nur neun Kategorien.

Preis der Jury für den Karlsruher Stadtbahntunnel

Gleich zwei Preise gingen in diesem Jahr nach Karlsruhe. Der Stadtbahntunnel mit seinen sieben Haltestellen im Untergrund nach einem Entwurf des Münchner Büros allmann wappner erhielt den Preis der Jury.

Ludwig Wappner ist Professor für Entwerfen und Baukonstruktion am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der 2021 eröffnete Tunnel basiert auf einem Wettbewerbserfolg von 2004. Die Jury lobt das Licht, das die Architekten in die Karlsruher „Unterwelt“ gebracht haben.

In seiner Begründung schreibt das Preisgericht unter dem Vorsitz von Fred Gresens, Vorsitzender der Architektenkammer Südbaden: „Eine inspirierende Lichtinstallation verbunden mit minimalistischer Architektur und Elementen einer Bahnhofsästhetik gestalten einen ungewöhnlichen sakral wirkenden Raum. Drahtseilnetze generieren Verbindungspunkte, Lichtröhren geben Richtung und zelebrieren ein völlig neues Raumerlebnis.“

Münster Freiburg
Ehrenpreis: Der Freiburger Münsterbauverein wurde mit dem Badischen Architekturpreis geehrt. Anne-Christine Brehm, Privatdozentin für Baugeschichte am KIT, ist als Münsterbaumeisterin für den Erhalt des gotischen Sakralbaus verantwortlich. Foto: Ulrich Coenen

Den Design Award, für den sich junge Gestalter bis 35 Jahre und Studenten an badischen Hochschulen bewerben konnten, erhielten drei Architekturstudenten am KIT für einen gemeinsamen Entwurf, der 2019 im Rahmen des Studiums entstanden ist. Inzwischen haben Lama Alkadi, Fabrizio Canessa und Andrea Santos ihre Masterabschlüsse erreicht.

Auch dieser Preis für Innenarchitektur und Produktdesign wird durch die Jury vergeben und ist mit 2000 Euro dotiert. „Cubic-19“ haben die Studenten ihr Hygienezentrum genannten, das – wenn es denn gebaut würde – auf dem Gelände der Universität unterschiedliche kulturelle Reinigungs- und Säuberungsprozesse in einem Pavillon vereinigen würde. „Der Vorschlag eines einfachen Hygiene-Zentrums begeistert“, urteilt die Jury.

KIT-Privatdozentin ist Münsterbaumeisterin in Freiburg

Der Ehrenpreis geht an den Freiburger Münsterbauverein. „Kathedralen sind Symbole und sie sind Bauwerke der Identifikation“, stellt das Preisgericht fest. „Die Münsterbauhütte mit ihrer mehr als 800-jährigen Geschichte ist einer der traditionsreichsten Steinmetzbetriebe in Deutschland.“

Auch in diesem Fall gibt es einen Karlsruher Bezug. Anne-Christine Brehm, Privatdozentin für Baugeschichte am KIT, ist Münsterbaumeisterin in Freiburg.

Unter der Leitung von Johann Josef Böker, inzwischen emeritierter Professor für Baugeschichte am KIT, hat sie von 2007 bis 2014 in Karlsruhe am Forschungsprojekt“ Gotische Architekturzeichnungen“ mitgearbeitet und nachgewiesen, dass Erwin von Steinbach Architekt des Freiburger Münsterturms ist.

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