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Karlsruhe

Stau bei Hitze: Wenn Rettungsdienste auf der A5 Getränke ans Auto bringen

Wegen eines Unfalls mit drei brennenden Fahrzeugen staut sich der Verkehr auf der A5 bei Karlsruhe am Montag auf einer Länge von bis zu 20 Kilometern. Die Rettungsdienste verteilen Wasser an die wartenden Menschen und loben die Rettungsgasse. Allerdings werden wohl trotzdem Bußgelder in Höhe von 28.000 Euro fällig.

Während des Staus auf der A5 am Montag bei Karlsruhe sind zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz. Sie versorgen auch die ausharrenden Autofahrer mit Getränken.
Während des Staus auf der A5 am Montag bei Karlsruhe sind zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz. Sie versorgen auch die ausharrenden Autofahrer mit Getränken. Foto: Fabian Geier/Einsatz-Report24

Am Montag staut sich der Verkehr auf der A5 zwischen Rastatt-Nord und Bruchsal zwischenzeitlich auf einer Länge von bis zu 20 Kilometern. Der Grund: Die Autobahn ist nach einem Unfall zwischen Karlsruhe und Weingarten für mehr als vier Stunden gesperrt . Die Rettungsdienste kümmern sich in dieser Zeit um zahlreiche Menschen, die bei über 30 Grad Celsius im Stau ausharren.

Diese Fahrt hat sich Simon Hoffmann anders vorgestellt. Der 21-Jährige ist am Montagnachmittag gemeinsam mit einem Kollegen auf dem Weg von Rastatt nach Waghäusel. Über die A5. „Wir wollten um 15.45 Uhr in Waghäusel sein. Angekommen sind wir um 21 Uhr“, sagt Hoffmann. „Hinter uns stand ein Herr aus Frankreich, der zum Pink-Konzert nach Frankfurt wollte. Für 500 Euro die Karte, wie er sagte.“

Neben Stress ist die Hitze an diesem Tag ein großes Problem. „Die Hauptgefahr ist, dass die Menschen viel schwitzen, Flüssigkeit verlieren und sich die Hitze im Körper staut. Dann kann es zu neurologischen Problemen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen oder Kreislaufbeschwerden kommen“, erklärt Christoph Nießner. Der 50-Jährige ist als Leitender Notarzt auf der A5.

Rettungsdienste kümmern sich um Personen im Stau

Da sich schnell herausstellt, dass es bei dem Unfall keine schwer verletzten Personen gegeben hat, können sich die Rettungsdienste rasch um die wartenden Autofahrer kümmern. Neben Feuerwehr und Polizei sind Malteser-Hilfsdienst, Johanniter-Unfall-Hilfe, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) im Einsatz. „Ein Motorradfahrer vom ASB Durlach ist am Montag stetig die Rettungsgasse rauf- und runtergefahren und hat geschaut, ob Personen medizinische Hilfe brauchen“, erzählt Alexander Schmidt, Kreisbereitschaftsleiter beim DRK.

Fünf Menschen werden medizinisch versorgt

Fünf Menschen müssen im Stau medizinisch versorgt werden. Bei einer Frau, die auf dem Weg von der Schweiz nach Berlin ist, ist der Akku des Kompressors ihres Sauerstoffgeräts leer. Nachdem die Besatzung eines Rettungswagens ihren Zustand überprüft hat, wird sie aus dem Stau herausgeführt und zu einem Hotel eskortiert. Die Rettungskräfte versorgen auch einen Diabetiker mit einer Apfelschorle. Aber nicht nur er bekommt eine Erfrischung.

2.500 Wasserflaschen verteilt

„Wir haben etwa 2.500 Wasserflaschen verteilt“, berichtet DRK-Mann Schmidt, „die Rettungsgasse war von der Autobahnauffahrt Karlsruhe-Nord bis zur Einsatzstelle sehr gut gebildet. Wir konnten mit unseren Transportern durchfahren und sogar wenden.“ Auf den Transportern sind die Wasserflaschen gelagert, die die Rettungskräfte an die wartenden Menschen in den Autos ausgeben.

Zwischen 16 und 18.15 Uhr ist die Polizei Karlsruhe nicht so optimistisch, was die Rettungsgasse angeht, die sie mit einem zivilen Videofahrzeug kontrolliert. In diesem Zeitraum bilden 56 Pkw- und 30 Lkw-Fahrer keine vorschriftsmäßige Rettungsgasse, heißt es in einer Mitteilung am Dienstag . 24 Fahrzeuge hätten die Einsatzfahrzeuge behindert und vier Motorradfahrer die Rettungsgasse widerrechtlich benutzt.

Polizei-Sprecherin: Bußgelder in Höhe von 28.000 Euro

Die verantwortlichen Personen erwarteten jetzt Anzeigen und Bußgelder, erklärt eine Polizeisprecherin. „Da bewegen wir uns im Bereich von 28.000 Euro “, fügt sie hinzu. Auf der Gegenfahrbahn staut sich der Verkehr nach offiziellen Angaben wegen Gaffern auf einer Länge von bis zu zwölf Kilometern.

Nach dem #Unfall mit drei brennenden Fahrzeugen und einer Vollsperrung der #A5 am Montagnachmittag überwachte die #Verkehrspolizei von 16:00 bis 18:15 Uhr die Bildung der #Rettungsgasse - mit erneut ernüchterndem Ergebnis.

PM: https://t.co/JAXAdhoJg7

Eure #Polizei #Karlsruhe pic.twitter.com/P4ICAEg24t

— Polizei Karlsruhe (@Polizei_KA) July 23, 2019

Auf Einsätze wie den am Montag bereiten sich DRK-Mann Schmidt und seine Kollegen speziell vor – gerade in den heißen Sommermonaten. „Wir haben – an verschiedenen Standorten in der Region – immer Getränke auf Lager“, erläutert der 38-Jährige, „bei Einsätzen haben zudem die meisten örtlichen Bereitschaftsdienste gute Kontakte zu Super- und Getränkemärkten, sodass wir im Regelfall zu jeder Tages- und Nachtzeit Nachschub holen können.“ Das klappt am Montag hervorragend, wie Notarzt Nießner sagt.

Die Versorgung war vorbildlich

Simon Hoffmann, der eigentlich schnell nach Waghäusel wollte, bestätigt den hervorragenden Getränke-Service: „Die Versorgung war vorbildlich. Jede Stunde kam jemand mit Wasser vorbei.“ Trinken – für Nießner mit Abstand das Wichtigste, wenn Menschen zu dieser Jahreszeit stundenlang im Fahrzeug sitzen müssen: „Bei den Sommertemperaturen sollte man immer mindestens zwei Liter Wasser im Auto haben.“

Im Auto kann es bis zu 70 Grad heiß werden

Denn das stehende Fahrzeug kann zu einer Mini-Sauna werden. „Wenn die Fenster des Autos geschlossen sind, kann die Temperatur im Innenraum auf bis zu 70 Grad ansteigen. Bei geöffneten Fenstern wird es bis zu 40 Grad heiß“, erklärt Nießner. Deswegen sollten Wartende nicht unbedingt stundenlang in ihren Autos hocken.

„Bei einer Vollsperrung können die Leute ihr Fahrzeug verlassen. Dabei sollten sie aber immer auf den Verkehr achten und die Rettungsgasse nicht blockieren“, sagt Nießner, „am Montag haben sich viele Menschen in den Schatten der Lkw-Reihe gesetzt.“ Für den Komfort wäre es auch gut, wenn eine Decke im Auto liegt.

Am Diakonissen-Krankenhaus Karlsruhe ist er Oberarzt und Laborleiter. Für Karlsruhe und die Region ist er Leitender Notarzt und für den ASB in Baden-Württemberg Landesarzt: Christoph Nießner nimmt mit vielen Kompetenzen und Ehrenämtern seine Berufung als Arzt wahr.
Am Diakonissen-Krankenhaus Karlsruhe ist er Oberarzt und Laborleiter. Für Karlsruhe und die Region ist er Leitender Notarzt und für den ASB in Baden-Württemberg Landesarzt: Christoph Nießner nimmt mit vielen Kompetenzen und Ehrenämtern seine Berufung als Arzt wahr. Foto: N/A

Zudem sei es hilfreich, wenn die Leute darüber informiert würden, wie lange die Vollsperrung noch dauert. Am Montag hätten Motorradfahrer der Polizei das sehr gut erledigt, wie Nießner sagt.

Der Notarzt weist auch auf ein technisches Problem bei dieser Hitze hin: Wenn die Klimaanlage zu lange bei ausgeschaltetem Motor läuft, muss die Autobatterie überbrückt werden. Dieses Schicksal ereilt am Montag laut seiner Aussage einige Fahrzeuge. Auch Simon Hoffmann gibt einem BMW vor ihm nach dem Ende der Vollsperrung Starthilfe – ein kleines Abenteuer bei langsam anrollendem Verkehr.

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