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90-minütiger Rundgang

So war der Tag der offenen Tür im Bundes­verfassungs­gericht

Der Tag der offenen Tür im Bundesverfassungsgericht unter dem Motto "Offene Verfassung, offenes Gericht" war Abschluss der Feierlichkeiten zu 70 Jahren Grundgesetz, das am 23. Mai 1949 verkündet worden war. 5.000 Besucher folgten der Einladung und staunten über aufgeräumte Büros und die roten Roben.

Erinnerungsfotos aus dem Sitzungssaal
Erinnerungsfotos aus dem Sitzungssaal Foto: Starck

"Rundgang" steht in weißen Lettern auf rotem Grund auf einem geklebten Pappschild an einer Wand des Bundesverfassungsgerichts. Treppauf und treppab zeigen unzählige dieser Wegweiser die richtige Route beim Rundgang am Tag der offenen Tür.

Tausende Besucher nutzen die Gelegenheit, einmal im großen Sitzungssaal des höchsten deutschen Gerichts zu stehen oder einen Blick in die Büros der Richter zu werfen. Immer wieder erklingen Besucherfragen, die lauten "Wie unterscheidet sich der erste und zweite Senat?" oder "Wo finde ich die Richterbilder?".

Tag der offenen Tür unterscheidet sich vom üblichen Besuch

Ansprechpartner, die überall in den Räumen verteilt stehen, helfen gerne weiter. Viele fleißige Helfer an diesem Tag sind eigentlich wissenschaftliche Mitarbeiter der verschiedenen Richter. Heute bringen die Mitarbeiter Ordnung in das Gewusel der vielen Besucher und stellen sicher, dass der Tag der offenen Tür in geordneten Bahnen verläuft.

Eine dieser Helferinnen ist Kerstin Kurrat, sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Professor Stephan Habarth und erklärt wie besonders der Tag ist: "Normalerweise sind Führungen an Arbeitstagen, da können die Besucher nicht in den Richterring, weil die Richter dann in ihren Büros sitzen. Außerdem hängen heute überall viele Informationen und die Richter erzählen von ihrer Arbeit."

Einlasstickets begehrt

Die klassischen Führungen im Bundesverfassungsgericht sind meist während der Arbeitszeit . Ein Besucher bringt es im Gespräch mit einer Mitarbeiterin auf den Punkt: "Endlich kann ich mal hier sein, ohne dafür einen Tag Urlaub zu nehmen." Entsprechend begehrt sind die Einlasstickets, die in einem Zelt gegenüber des Eingangs zum Bundesverfassungsgericht verteilt werden.

Begehrte Einlasstickets am Tag der offenen Tür.
Begehrte Einlasstickets am Tag der offenen Tür. Foto: Starck

Gegen zehn Uhr sind bereits 1800 von 5000 Einlasstickets weg. Gegen halb zwölf sind noch rund 1500 Tickets verfügbar und zur Mittagszeit sind schließlich alle Karten vergeben. Aus Sicherheitsgründen werden nicht mehr als 5000 Menschen eingelassen. Für den Besuch stehen acht Zeitslots von je 90 Minuten zur Verfügung . Ehe die Besucher ihren Rundgang starten können, müssen sie die Sicherheitskontrollen durchqueren. Taschen größer als ein DIN A4 Blatt sind nicht erlaubt.

Um halb zwölf standen nur noch wenige Karten zur Verfügung.
Um halb zwölf standen nur noch wenige Karten zur Verfügung. Foto: Starck

Der Rundgang: Von der Baugeschichte zur roten Robe

50 Jahre Baumgarten-Bau erklärt
50 Jahre Baumgarten-Bau erklärt Foto: Starck

Der Rundgang führt vorbei an den Porträts der Richter, zu Schautafeln, die die Baugeschichte des 50 Jahre alten Gebäudes erläutern,  inklusive alter Baupläne. Draußen spielt unterdessen Orchestermusik auf, die im Raum kein Gehör findet. Zu gut ist der Schallschutz der dicken Glasfenster. Fast wirkt es surreal, auf die Bühne zu blicken und keinen Ton zu hören.

Baupläne vor den Gemälden der Richter des Bundesverfassungsgerichts.
Baupläne vor den Gemälden der Richter des Bundesverfassungsgerichts. Foto: Starck

Weiter geht es mit einem Film zum Bundesverfassungsgericht. Dann wartet das erste Highlight vor dem sich lange Schlangen bilden: der Schrank mit den roten Roben der 16 Verfassungsrichter. Dort begrüßt der wissenschaftliche Mitarbeiter Lars Dittrich, der im Alltag Richter Dr. Josef Christ unterstützt, die Besucher und nimmt sich für die kleinen Gruppen im engen Raum viel Zeit. Fast vier Minuten erzählt pro Besuchergruppe, wie es zu den roten Roben im Gericht kam und was das Badische Staatstheater heute noch damit zu tun hat (siehe Video).

Auf dieses Highlight folgt schon das nächste: der Sitzungssaal. Eifrig werden die leeren Richterstühle fotografiert und auch diverse Bilder für Instagram und die Familienalben geschossen.

Weiter geht es zu den Grundgesetz-Glückskeksen. Besucher können Stifte, Bücher oder das Grundgesetz in Miniaturformat gewinnen. Im Raum daneben erfahren Besucher mehr über die Mitarbeiter und ihre Funktionen. Es folgt der Lesesaal, indem die Richter vor dem Publikum von ihrer Arbeit erzählen. Auch Präsident Andreas Voßkuhle spricht vor den Besuchern (Ausschnitt im Video, die BNN berichten auch im Beitrag "Ein, zwei Politiker tun dem Bundesverfassungsgericht gut" ).

Apropos Richter. Ein Blick in ihre Büros ist begehrt und so bilden sich wieder lange Schlangen. Wer einen Blick in die Arbeitszimmer werfen kann, wendet sich meist staunend und mit Worten voller Bewunderung wieder ab. Vor allem der traumhafte Ausblick auf den botanischen Garten scheint Eindruck zu hinterlassen, aber auch die Tatsache wie aufgeräumt die Büros sind. Wobei mancher scherzend in Frage stellt, ob das immer so sei.

Seit 50 Jahren im Gebäude am Schloss

Der Tag unter dem Motto "Offene Verfassung, offenes Gericht" bildet den Abschluss der Feierlichkeiten zu 70 Jahren Grundgesetz, das am 23. Mai 1949 verkündet worden war. Außerdem hat das Gericht vor rund 50 Jahren am 6. Mai 1969 das von dem Architekten Paul Baumgarten gestaltete Gebäude im Karlsruher Schlossbezirk bezogen.

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