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Kinderkram

Teenager und ihre Eltern: Echt gechillt, oder was?

„Das passt schon“ - Passt es denn wirklich? Wenn Teenager ihre Eltern „gechillt“ finden, ist das der Ritterschlag - oder auch nicht.

Kinderkram
Kinderkram Foto: Dolgachov/Fotolia

Neulich war es mal wieder so weit: Die Mutter eines Freundes meiner Tochter erkundigte sich, ob für mich okay sei, was die Jugendlichen planen. Ich hatte wie immer keine Ahnung, hörte heraus, dass die Sache bei uns stattfinden sollte – und gab mich gelassen. „Das passt schon“, reagierte ich mit meiner Standardfloskel. Den Lohn gab es später von meiner 16-Jährigen, den verbalen Ritterschlag sozusagen: „Du bist echt eine gechillte Mutter“, befand sie.

Ältere Geschwister arbeiten vor

Die Erklärung gab es gleich dazu: „Man merkt einfach, dass ich nicht dein erstes Kind bin“. Im Freundinnen-Kreis habe sie schon mehrfach festgestellt, dass die mit großen Brüdern oder Schwestern es leichter haben: Sie dürfen länger wegbleiben, müssen nicht ständig alles erklären oder neue Freiheiten aushandeln – weil die älteren Geschwister schon gut vorgearbeitet haben.

Das ist eine nette Umschreibung für das, was ihr großer Bruder uns abverlangt hat. Ich erinnere mich dunkel an unerfreuliche Elterngespräche in der Schule, an heftige Auseinandersetzungen um eigentlich jede Familienregel, an meine hilflosen Versuche, die ständige Zockerei am Computer einzugrenzen, an meinen Zorn über das heimlich gekaufte Softair-Gewehr und an die eine oder andere Party, bei der unser Inventar in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Dass ein Teenager-Zimmer einem Iltis-Bau gleichen muss, habe ich irgendwann resigniert zur Kenntnis genommen und die Tür geschlossen - vor allem. wenn Besuch kam. Heute räumt der junge Mann auf, ist in vieler Hinsicht auf einem guten Weg – und mit mir zufrieden. Es sei gut, dass ich nicht so spießig wie manche andere Eltern bin, befindet er.

Der Preis des Ruhms

Ehe ich völlig abhebe, erinnert er mich an den Preis des Ruhms: An jenen späten Abend, als einer seiner Freunde anrief und um Hilfe bat. Ein gemeinsamer, reichlich betrunkener Kumpel musste eingesammelt und zu ihm nach Hause gefahren werden. Die eigenen Eltern kamen für die Rettungsaktion offenbar nicht in Betracht – ich schon.

Ich holte vorausschauend den Putzeimer aus dem Keller, zerrte meinen Sohn vom PC weg und machte mich mit ihm auf den Weg. Aber ich kam ins Grübeln. Darüber, ob ich nun gechillt bin. Oder einfach ein bisschen dämlich.

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