Die Männer scheinen sich wohl zu fühlen, und mit steigendem Alkoholpegel werden die Gespräche lauter und die Stimmung wird aggressiver. „Das geht hier wieder jeden Tag so ab“, sagt Axel Becker in seinem Laden „Zuckerbecker“ am anderen Ende des Werderplatzes. Wenn die Polizei nicht bald wieder mehr Präsenz zeige, sind die positiven Effekte des sommerlichen Alkoholverbots nach Beckers Einschätzung schon bald wieder verpufft.
„Die Situation ist extrem angespannt und mittlerweile gibt es hier wieder regelmäßig Ärger und Schlägereien“, betont auch Martina Hillesheimer. Die Vorsitzende der Bürger-Gesellschaft der Südstadt hat die Entwicklungen rund um den Indianerbrunnen seit vielen Jahren im Blick. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Diakonischen Werk wurde deshalb auch ein Maßnahmenbündel zur Befriedung des Werderplatzes geschnürt.
Vom 1. April bis zum 31. Oktober war das Trinken von Alkohol auf dem Werderplatz außerhalb der Biergärten erstmals verboten. Diese Beschränkung gilt sommers auch in den kommenden vier Jahren. Außerdem wurde zur sozialpädagogischen Betreuung der Szene der Alkohol Akzeptierende Aufenthaltsraum A3 in der Schützenstraße eröffnet.
Verlagerung auf den Festplatz
„Im Sommer haben diese Maßnahmen super gegriffen. Und sogar die befürchtete Verlagerung der Szene auf die Grünstreifen blieb aus“, sagt Hillesheimer. Einige der Werderplatzbesucher trafen sich zwar auf dem Festplatz, doch dort gab es kaum Probleme mit der Polizei. „Natürlich war klar, dass Teile der Szene wieder zurückkommen“, sagt Hillesheimer. Die Vehemenz, mit der manche der Gewohnheitstrinker seither auftreten, habe sie aber dennoch überrascht. „Nun muss der Druck wieder erhöht werden. Sonst bekommen wir das nicht in den Griff“, sagt Hillesheimer vor einem Treffen mit Ordnungsamt und Polizei am späten Montagabend.
Viele Schlägereien
Der Stadtverwaltung blieb die Rückkehr der Szene ebenfalls nicht verborgen. Bei regelmäßigen Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) seien die Vorgänge auf dem Platz dokumentiert worden, teilt Bürgermeister Albert Käuflein auf Nachfrage der BNN mit. Demnach sei es verstärkt zu Ordnungswidrigkeiten wie dem Urinieren an den Bücherschrank gekommen. Auch die Polizei musste wegen offener Schlägereien schon mehrfach eingreifen. „Polizei und KOD werden den Werderplatz weiterhin engmaschig bestreifen“, kündigt Käuflein an.
Sollten große Teile der Szene zurückkommen und sollte es wieder zu massiven Störungen kommen, könnte auch die Dauer des Alkoholkonsumverbotes überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Laut den Vorgaben des Polizeigesetzes fehlte bislang die rechtliche Grundlage für ein ganzjähriges Alkoholverbot auf dem Platz.
Beliebter Platz der Trinkerszene
Für Anita Beneta ist die Entwicklung der vergangenen Wochen keine allzu große Überraschung. „Der Werderplatz ist in der Szene einfach zu beliebt. Da war es klar, dass die Leute wieder zurückkommen“, sagt die Leiterin des A3. Eine Verlagerung vom A3 zurück auf den Werderplatz habe aber definitiv nicht stattgefunden. Der Raum sei nach wie vor gut besucht. Außerdem kämen viele der suchtkranken Werderplatzbesucher von den Landkreisgemeinden in die Südstadt gefahren, und bei den Störern handle es sich um relativ wenige polizeibekannte Personen. Um die Situation wieder in den Griff zu bekommen, braucht es nach Benetas Einschätzung ein geballteres Auftreten der Ordnungskräfte