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Straßenbahnen nicht leerer

Trotz Coronavirus: KVV-Fahrgäste in Karlsruhe bleiben gelassen

Trotz der Corona-Krise werden die Straßenbahnen in Karlsruhe weiter fleißig genutzt. Auch in Stoßzeiten bleiben die meisten Fahrgäste gelassen. Für die tägliche Reinigung der Bahnen setzt der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) mehr Desinfektionsmittel als bisher ein.

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Die Straßenbahnen erfreuen sich als Transportmittel trotz Corona-Krise bislang anhaltender Beliebtheit. Foto: N/A

Eine Frau hustet am Dienstag in der Tram Linie 1 Richtung Innenstadt in ihren Schal. Die anderen Mitfahrer reagieren nicht, schauen nicht mal vom Smartphone auf. Die Straßenbahnen in der Karlsruher City sind an diesem Mittag trotz Corona-Krise nicht leerer als sonst. Zwar sieht man vereinzelt Menschen mit vollbepackten Taschen, aber das hängt nicht unbedingt mit Hamsterkäufen zusammen.

„Ich kaufe schon immer gleich fünf Packungen Nudeln, wenn sie im Angebot sind“, versichert eine Passagierin. Studentin Jana ist unbeeindruckt: „Ich finde diese ganze Panik übertrieben. Ich habe auch keine Angst vor dem Virus.“

Fahrgäste tragen keinen Mundschutz

Die allermeisten Menschen in den Bahnen tragen weder Mundschutzmasken, noch halten sie auffällig großen Abstand. „Es kommt auch auf das Wetter an“, so ein Passagier. Trotz größerer Ansteckungsgefahr würde er bei Regen nicht zur Arbeit laufen, sondern in die Bahn steigen.

„Ich reduziere das Bahnfahren nicht“, sagt eine Studentin, „aber benutze schon mehr Desinfektionsmittel.“ Eine Pendlerin sagt: „Die Bahnen sind nicht leerer als sonst.“ Ein Nebensitzer ergänzt: „Ich bin gestern Abend eine Station Tram gefahren. An Ansteckungsgefahr habe ich nicht gedacht. Die Bahn war rammelvoll.“

Mehr Desinfektion zum Schutz der Fahrgäste

Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) erhebt derzeit nicht speziell Fahrgastzahlen, sagt Pressesprecher Michael Krauth. „Augenscheinlich gibt es aber keine Veränderungen. Die Menschen nutzen den ÖPNV regulär.“

Bisher sind die Krankheitsverläufe medizinisch beherrschbar
Björn Weiße, Leiter Ordnungs- und Bürgeramt

Wegen der abgesagten Inventa fielen jedoch am Wochenende Messebesucher als zusätzliche Kunden weg. Der KVV lasse wie üblich jeden Tag jede eingesetzte Bahn reinigen. Dafür werde nun vermehrt Desinfektionsmittel eingesetzt, das auch in ausreichender Menge vorhanden sei.

Fastfood-Kette warnt Kunden

Wer am 29. Februar oder am 1. März in der KFC-Filiale in der Waldstraße war und Symptome von Covid-19 wie Husten, Fieber oder Halsschmerzen aufweist, sollte sich umgehend bei einen Arzt melden. Das empfiehlt die Presseabteilung von KFC auf Nachfrage. Grund ist die Erkrankung eines KFC-Mitarbeiters , der sich mit dem Coronavirus infiziert hat und sich derzeit nach Anweisung des Gesundheitsamts in Quarantäne befindet.

„Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter und Gäste hat für uns höchste Priorität“, teilt die Presseabteilung mit. Deshalb werde das Restaurant in der Waldstraße erst wieder geöffnet, wenn sichergestellt werden könne, dass für Mitarbeiter und Gäste keine Gesundheitsrisiken mehr bestehen.

Patienten sollen weniger Besuch bekommen

Unterdessen bittet das Städtische Klinikum darum, Krankenbesuche grundsätzlich auf ein Minimum zu reduzieren. Angehörige sollten sich abstimmen, so dass jeweils nur ein Besucher, in Einzelfällen maximal zwei pro Tag und Patient, am Bett sind, teilt das Klinikum mit.

Bisher 19 bestätigte Corona-Fälle

Stand Dienstag Nachmittag gibt es laut dem Chef des städtischen Ordnungsamts, Björn Weiße, 19 bestätigte Corona-Fälle in Stadt und Landkreis. Es handelt sich in allen Fällen um Rückkehrer; laut Weiße ist hier noch kein Fall einer direkten Ansteckung bekannt. Dennoch müsse mit einer Ausbreitung des Virus gerechnet werden.

Es gehe jetzt darum, die Entwicklung zu verlangsamen. Bislang hätten sich alle Krankheitsverläufe in und um Karlsruhe als medizinisch beherrschbar erwiesen. Laut Weiße kann jeder dazu beitragen, das Risiko durch verantwortungsvolles Verhalten zu reduzieren.

Aus für Großveranstaltungen in BaWü

Nach 277 Corona-Fällen im Südwesten zieht die Landesregierung die Reißleine: Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern werden verboten. Eine entsprechende Verordnung auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes werde auf den Weg gebracht, kündigte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag in Stuttgart an.

Baden-Württemberg folgt damit anderen Bundesländern, darunter Bayern und Nordrhein-Westfalen. Insgesamt stieg die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 infizierten Patienten im Südwesten bis Dienstagabend auf 277.

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Das Verbot von mehr als 1000 Zuschauern bei Veranstaltungen wird vor allem den Sport, Messen und die Kultur hart treffen, aber auch das Handwerk und den Tourismus. Das Kabinett werde die Rechtsverordnung im Laufe der kommenden Tage beschließen, kündigte das Gesundheitsministerium an. Eine generelle Schließung von Schulen und Kitas war zunächst aber in keinem Bundesland vorgesehen.

Ziel des Verbots sei es auch, eine unkontrollierte, schnelle Ausbreitung des Virus zu verhindern, sagte Lucha. Allerdings steigt die Zahl der Infektionen bereits seit Tagen auch in Baden-Württemberg stark - und sie wird allen Anzeichen nach weiter zunehmen. Ein Ende ist nach Einschätzung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil, man stehe erst am Anfang der Ausbreitung, sagte Kretschmann in Stuttgart. Ziel sei es weiter, die Ausbreitung zu bremsen.

Abgesagte Veranstaltungen

Der für Samstag, 21. März, geplante Tag der offenen Tür der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe ist wegen der erhöhten Corona-Gefahr gestrichen. Der nächste Termin ist geplant am Samstag, 21. November.

Das Speed-Dating der Industrie- und Handelskammer für Schüler, Abiturienten und Studienabbrecher am Donnerstag, 12. März, entfällt ebenso.

Das am Dienstag abgesagte Frühjahrs-Galakonzert des Musikkorps der Bundeswehr soll im Herbst nachgeholt werden. Bereits gekaufte Karten für die Veranstaltung sollen bis dahin ihre Gültigkeit behalten. Der neue Termin steht allerdings noch nicht fest.

Wer eine Karte für den ebenfalls abgesagten Vortrag von Arun Gandhi im Tollhaus hat, muss diese an der jeweiligen Vorverkaufsstelle zurückgeben.

Die ViDia Kliniken verzichten im März auf öffentliche Veranstaltungen. Betroffen von der Stornierung sind zunächst folgende Veranstaltungen: Am 11. März im Diakonissenkrankenhaus der Vortrag „Ist der Weg das Ziel? Geburtsvorbereitung und Betreuung während der Geburt“ sowie am 12. März ebenfalls im Diakonissenkrankenhaus das Referat „Ein Leben ohne Brille“. Abgesagt ist zudem der für den 24. März geplante Vortrag „Gegenwart und Zukunft in der Behandlung von Augenerkrankungen – Was gibt es Neues?“, der am Standort in den St. Vincentius-Kliniken hätte stattfinden sollen.

In der Hemingway Lounge in der Weststadt wird die für 17. März angekündigte Hommage an Wolfgang Meyer auf einen späteren Termin verlegt. Grund sei, dass einer der Musiker unter Quarantäne stehe. • Das Mitmachkonzert des Pop-Up-Chors SINGinKA am kommenden Donnerstag, 12. März, in der Dorfschänke entfällt.

Mitarbeit: Clara Müller-Wirth
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